Smartphones für Senioren im Test

Tippen, wischen, Bilder schicken

Sind spezielle Senioren-Smartphones für Einsteiger hilfreich? Und was bieten sogenannte „Feature­Phones“, die eine Mischung aus klassischem Handy und Smartphone darstellen? Wir haben fünf Modelle für Einsteiger getestet.

Ein eigenes Smartphone? „So einen Tüddelkram brauche ich nicht“, war Hanne Große Kleimann (72) aus Münster-Gremmendorf lange Jahre überzeugt. Während ihre teils 80-jährigen Freundinnen munter Nachrichten verschickten und unterwegs per App nach dem Wetter schauten, blieb sie aus Überzeugung bei der Kommunikation per E-Mail und Telefon. Vor anderthalb Jahren bekam die Seniorin dann doch ihr erstes eigenes Gerät: ein gebrauchtes „iPhone 5“ von ihrem Neffen. Denn so konnte sie an den Gruppenchats per WhatsApp teilhaben. Mittlerweile möchte sie ihr Smartphone nicht mehr missen.

Fünf verschiedene Geräte

Hanne Große Kleimann hat für uns fünf Smartphones getestet, die sich besonders für Einsteiger und Senioren eignen sollen. Zum Testfeld gehörten Modelle aus drei Kategorien.

Kategorie 1: Feature-Phones

Bei zwei Geräten handelt es sich um sogenannte Feature-Phones – eine Mischung aus klassischem Handy und Smartphone. Statt über einen Touchscreen – einen berührungsempfindlichen Bildschirm – lassen sie sich wie ein klassisches Handy mithilfe von Tasten bedienen. Gleichzeitig sind die Geräte internetfähig. Ein Internetbrowser, die Nachrichten-App „WhatsApp“, die „Facebook-App“ und ein Taschenrechner sind häufig vorinstalliert. Bei einigen Modellen ist es möglich, weitere Apps zu installieren. Da die Geräte mit speziellen Betriebssystemen laufen, ist das Angebot jedoch überschaubar. Ein Vorteil der Feature-Phones ist ihre lange Akkulaufzeit.

Die Feature-Phones in unserem Test:

  • das Klapp-Smartphone „Nokia 2720 Flip“ für 90 €,
  • das Barren-Smartphone „Doro 7010“ für ebenfalls 90 €

Kategorie 2: Senioren-Smartphones

Bedienung per Touchscreen, aber eine vereinfachte Menüführung, größere Schrift, eine Notruffunktion – das und mehr sollen spezielle Smartphones für Senioren ihren Nutzern bieten.

Unsere Testgeräte:

  • „Emporia Smart 3“ für 200 €,
  • „Doro 8050“ für 250 €.

Kategorie 2: Klassische Smartphones

Bei vielen herkömmlichen Geräten lässt sich eine vereinfachte Bedienung aktivieren. Dadurch erscheinen die Symbole der Apps sowie die Schriften größer, der Funktionsumfang wird übersichtlicher. Bei den Herstellern Samsung und Huawei heißt diese Funktion „einfacher Modus“. Bei iPhones lässt sich ein „Anzeigenzoom“ einstellen.

Wir haben exemplarisch ein herkömmliches Smartphone ausprobiert:

  • „Samsung Galaxy A50“ für 310

Gibt es einen Testsieger?

Einen Testsieger haben wir jedoch nicht gekürt. Denn welches Gerät am besten zu Ihnen passt, hängt von Ihrem Vorwissen ab und der Frage, wozu Sie das Gerät nutzen möchten. Infos dazu finden Sie in den Fazits.

Hier sind die Testergebnisse:

Nokia 2720 Flip - Klassiker neu aufgeleg

Nokia 2720 Flip (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Auf den ersten Blick sieht das „2720 Flip“ von Nokia (Preis 90 €) aus wie ein Relikt aus den 2000ern. Anders als seine Vorgänger ist das Feature-Phone jedoch internet­fähig. Vorinstalliert sind unter anderem „WhatsApp“, „Facebook“, „Google Maps“, „YouTube“ und „Google Assistant“. Weitere Apps zu installieren, ist möglich. Vor allem bei Google Maps zeigt sich jedoch, dass die Handhabung aufgrund des fehlenden Touchscreens umständlich ist.

Sich durch das Menü des Feature- Phones zu klicken, erfordert etwas Geduld. „Die Handhabung ist nicht selbsterklärend. Ich habe­ ­eine ausführliche, gut lesbare Bedienungsanleitung vermisst“, sagt Hanne Große Kleimann.

Was die Seniorin ebenfalls störte: Um Texte zu tippen, musste sie wie bei einem einfachen Handy jede Taste mehrmals drücken, bis der richtige Buchstabe erschien (T9).

Das Gerät verfügt über einen „Barrierefreiheitsmodus“. Ist er aktiviert, lassen sich über eine Taste seitlich am Gerät zuvor gespeicherte Notfallkontakte automatisch anrufen. Außerdem werden Schrift und Symbole größer.

Fazit: Wer ein vollwertiges Smartphone gewohnt ist, wird die Bedienung des „2720 Flip“ umständlich finden. Wer bislang ein einfaches Handy hatte oder vor allem Nachrichten bekommen und lesen, jedoch selten selbst welche schreiben möchte, liegt mit diesem Gerät richtig. Besonders überzeugte unsere Tester das Format.

Doro 7010 - Feature-Phone mit Sicherheits-Extras

Doro 7010 (Bildquelle: Breuker)

Ebenfalls zu den Feature-Phones in unserem Test zählt das „Doro 7010“ für rund 90 €. Der Hersteller hat sich auf Geräte für Senioren spezialisiert. Die Tasten dieses Geräts sind dafür jedoch relativ klein. Vorinstalliert sind unter anderem die Apps „WhatsApp“, „Facebook“ sowie ein Internetbrowser. Weitere Apps zu installieren, ist nicht möglich. Um Texte zu schreiben, ist es ähnlich wie beim Schreibsystem T9 notwendig, Tasten mehrmals zu drücken, bis der richtige Buchstabe erscheint.

Über eine spezielle Doro-App lassen sich Daten auf den Computer übertragen. Freunde oder Verwandte können den Nutzer über ihren eigenen Computer oder ihr eigenes Smartphone aus der Ferne bei der Einrichtung seines Geräts unterstützen. Gleichzeitig haben sie unter anderem die Möglichkeit, das Gerät zu orten.

Auf der Rückseite befindet sich eine Notfalltaste. Durch langes Drücken ertönt über mehrere Sekunden ein lautes Notfallsignal. Das Gerät versucht, die eigene Position zu orten und diese per SMS an die zuvor eingespeicherten Notfallkontakte zu schicken. Anschließend wählt das „Doro 7010“ die gespeicherten Telefonnummern nacheinander an und schaltet dabei automatisch auf Lautsprecher.

Fazit: Wer ein Feature-Phone haben möchte und dabei Wert auf Sicherheitsfunktionen für Senioren legt, liegt mit diesem Gerät richtig.

Samsung Galaxy A50:Herkömmliches Smartphone im „einfachen Modus"

Samsung Galaxy A 50 (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Benötigen Senioren speziell auf sie zugeschnittene Smartphones? Hanne Große Kleimanns Antwort lautet klar: „Nein.“ Denn das „Samsung Galaxy A50“ war einer ihrer Favoriten im Test. Der Preis liegt derzeit bei etwa 310 €. „Es liegt gut in der Hand, hat eine übersicht­liche Tastatur und ein großzügiges Display mit großer Schrift“, erläutert die Seniorin. Und das, obwohl es sich um ein ganz normales Smartphone der Mittelklasse handelt.

Der Clou: Vor Beginn des Tests haben wir bei dem Smartphone den „einfachen Modus“ aktiviert. Dadurch werden Symbole, die Tastatur und Schriften besonders groß dargestellt. Zusätzlich hat Hanne Große Kleimann die Schrift auf „fett“ eingestellt, was die Lesbarkeit weiter verbessert hat.

Pluspunkt: Das „Samsung Galaxy A50“ hat eine sehr gute Kamera.

Fazit: Im „einfachen Modus“ eignet sich dieses herkömmliche Smartphone nach Einschätzung unserer Testerin auch für Einsteiger. Es ist übersichtlich und lässt sich leicht bedienen.

Emporia Smart3: Besonders selbsterklärendes Menü"

Emporia Smart 3 (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Das „Emporia Smart3“ (Preis: 200 €) wurde speziell für Senioren konzipiert. Und das merkt man schon beim Auspacken: Dem Gerät liegt ein sehr umfangreiches, übersichtliches Handbuch in großer Schrift bei, das Hanne Große Kleimann häufig zur Hand genommen hat.

Das Menü des Smartphones ist aufgrund seiner Kachel-Struktur sehr übersicht-lich. Die Handhabung ist selbsterklärend. Ein Beispiel: Bei den meisten Smartphones muss man auf ­einen Pfeil drücken, um zur vorherigen Seite zurückzugelangen. „Bei diesem Smartphone steht da stattdessen tatsächlich in großen Buchstaben ,zurück‘. Das finde ich sehr praktisch“, erzählt die Testerin.

„Besonders gut gefallen hat mir auch der schnelle Zugriff auf die Telefonnummern meiner Favoriten. Dafür musste ich vom Startbildschirm aus nur einmal zur Seite wischen“, erzählt sie. Ebenfalls positiv: Dort erscheinen nicht nur die Namen, sondern – sofern abgespeichert – auch Fotos der Personen.

Die integrierte Kamera liefert gute Ergebnisse. Ein kleiner Kritikpunkt von Hanne Große Kleimann: Die virtuelle Tastatur verfügt nicht direkt über Umlaute. Um beispielsweise ein „ü“ zu tippen, musste sie das „u“ gedrückt halten, bis weitere Optionen erscheinen. Erst dann ist es möglich, mit dem Finger zum „ü“ hochziehen. Das ist anfangs kniffelig und erfordert etwas Übung.

Fazit: Das „Emporia Smart3“ ist stark auf die Bedürfnisse von Einsteigern zugeschnitten. Durch sein Kachelmenü, die große Schrift und die klaren Befehle ist es sehr übersichtlich.

Doro 8050: Schickes Senioren-Smartphone

Doro 8050 (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Auf den ersten Blick würde beim „Doro 8050“ niemand vermuten, dass es sich um ein Smartphone speziell für Senioren handelt. Es wirkt elegant und sehr gut verarbeitet. Wie auch das „Doro 7010“ verfügt es auf der Rückseite über einen Notrufknopf (siehe „Fea­ture-Phone mit Sicherheits-Extras“). Auch die Doro-App, über die Verwandte bei der Steuerung helfen und das Gerät orten können, ist ins­talliert.

Beim Einrichten des Geräts wird der Nutzer gefragt, ob er bereits Erfahrungen mit einem Smartphone hat. Ist das nicht der Fall, besteht die Möglichkeit, kleine Übungseinheiten beispielsweise zum Wischen und Tippen zu absolvieren und sich so an die Bedienung eines Touchscreens zu gewöhnen. „Die Funktion ist ganz nett. Wichtiger wäre mir allerdings eine ausführliche schriftliche Bedienungsanleitung zu den Funktionen des Geräts“, sagt Hanne Große Kleimann.

Der Hersteller wirbt mit einer besonders benutzerfreundlichen Menüführung, bei der Verben dem Nutzer helfen sollen, an die richtige Stelle zu gelangen. So finden sich auf der Startseite die Menüpunkte „Anrufen“, „Anzeigen“, „Senden“ und „Suchen“. Aus Sicht von Hanne Große Kleimann ist diese Hilfestellung nicht zwangsläufig notwendig.

Fazit: Beim „Doro 8050“ handelt es sich um ein Smartphone mit besonderen Hilfestellungen für Senioren. Es eignet sich für Anfänger und Fortgeschrittene.