Nationalsozialistische Inschriften

Stille Zeugen der NS-Diktatur

Prangen Sprüche oder Symbole aus der Zeit der NS-Diktatur an Häusern, macht sich Unsicherheit breit. Der Umgang mit der deutschen Geschichte polarisiert. Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

Wer durch die Soester Innenstadt bummelt, dem fällt möglicherweise das „Haus am Kuhfuß“ am Markt auf. Doch die Besonderheit, die den Balken ziert, nehmen nur Wenige wahr.

Das Hakenkreuz entsteht …

In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1940 flogen britische Einheiten Angriffe auf die Stadt Soest. Mit Brandbomben zerstörten sie unter anderem das Haus an der Marktstraße 7. Trotz der Kriegswirren ­gelang es dem dort ansässigen Geschäftsmann Heinz Husemeyer, das Haus binnen eines Jahres wieder aufzubauen. Ob es auch seine Idee war, ein goldenes Hakenkreuz in die Mitte des Balkenfrieses zu schnitzen, ist nicht ausreichend belegt. Es ist nur bekannt, dass der Künstler Fritz Viegener (1888–1976) vom Möhnesee die Propaganda-Verzierungen anfertigte. An der kurzen Seite des Hauses ist außerdem eine Teufelsfratze zu sehen. Sie soll den britischen Premierminister Winston Churchill symbolisieren. „Aus seinem Munde qualmt die Flamme des Giftes und der Zerstörung. Sie ist gleichsam der Befehl für die britischen Flugzeuge, die wir über den Kanal fliegen sehen. Das Feuer ist durch einen gierigen Drachen dargestellt“, wie es 1941 im NS-gleichgeschalteten Soester-Anzeiger heißt. Der Schriftsteller Erwin Sylvanus nennt es in dem Beitrag weiter „ein Dokument […] unseres Aufbauwillens gegen die kul­turzerstörenden Kräfte Englands“.

… und wird übermalt

Das Hakenkreuz überstand nach der Kapitulation Deutschlands auch die Direktive Nr. 30 von 1946. Diese sah unter anderem vor, dass NS-Symbole entfernt werden mussten, es sei denn, sie waren von großer architektonischer Bedeutung.Als Haus Kuhfuß 1992 einen neuen Anstrich bekam, entschied man, das Hakenkreuz zwar bestehen zu lassen, es aber nicht wieder zu vergolden. Rund zehn Jahre später sollte das Haus erneut gestrichen werden – dieses Mal allerdings originalgetreu. Fortan prangte das NS-Symbol wieder golden am Balken. Und damit begannen emotionale Diskussionen über die Zukunft des Zeichens. Schlussendlich einigten sich die Streitparteien: Das Hakenkreuz solle bleiben, aber wieder dunkel gestrichen werden.

Solche Schnitzereien wie im Balkenfries des Geschäftshauses in Soest sind kein Einzelfall. Vielerorts finden sich solch stille Zeugen des Nationalsozialismus – auf Wänden und an Giebeln, aber auch auf alten Möbeln.

Blumen übers Hakenkreuz

Noch heute steht der Spruch der Hitlerjugend „Wir Jungen haben die Aufgabe, neue Wege zu suchen und zu bahnen, und den Mut, sie zu gehen“ am Ballhof in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Der Vorplatz des Hauses war zu Zeiten Hitlers Bühne der...