Zukunftskongress

Spinner oder Visionäre

Künstliche Intelligenzen, „verbesserte“ Menschen – wer sich mit Zukunfts­forschern unterhält, schlackert schnell mit den Ohren. Meinen die das ernst? Ja, das tun sie. Eindrücke von einem Zukunftskongress in Wolfsburg.

Mit dem Blick in die Zukunft ist es so eine Sache. Viele Dinge scheinen für uns undenkbar – bis sie plötzlich zur Realität und damit zur Normalität werden. Beispiel Smartphone: Bei der Einführung des iPhones gaben 90 % der Konsumenten in Umfragen an, so etwas nicht zu benötigen. Schließlich wolle man nicht ständig erreichbar sein.

Heute, gut zehn Jahre später,sind Smartphones allgegenwärtig. Zehn Jahre, das ist genau die Zeitspanne, die die Zukunftsforscher des Instituts „2b AHEAD ThinkTank“ im Blick haben. Einmal im Jahr laden sie führende Köpfe verschiedener Wirtschaftsbereiche – von der Deutschen Bahn bis hin zu Finanz- und Versicherungsinstituten – ein, um über Visionen für die Zukunft zu informieren und zu diskutieren. Zum 17. Mal fand der Kongress in der vergangenen Woche auf Schloss Wolfsburg statt.

Ersetzen künstliche Intelligenzen Politiker?

Nicht umsonst hieß es bereits im Programmheft an einer Stelle: „Spinner oder Visionäre – Entscheiden Sie selbst.“ Denn was die Referenten zum Besten gaben, klingt in den Ohren eines bodenständigen Zuhörers zum Teil schon sehr sonderbar.

Der Japaner Michihito Matsuda ist beispielsweise davon überzeugt, dass bis zum Jahr 2050 alle Politiker von künstlichen Intelligenzen (KI) erzetzt sein werden. Wahlen werden dann nicht mehr notwendig sein. Denn die KI erkennt in Echtzeit die Bedürfnisse aller Bürger und trifft entsprechende Entscheidungen. Der Anfang ist bereits gemacht: In diesem Frühjahr ließ er in der 150  000 Einwohner großen Stadt Tama erstmals eine künstliche Intelligenz zu einer realen Bürgermeisterwahl antreten. Unterstützung erhielt er dabei von einflussreichen Managern der Technologie-Giganten Softbank und Google. Mit knapp 7000 Stimmen landete die KI am Ende auf Platz drei. Für Michihito Matsuda und seine Mitstreiter geht es dennoch weiter. In diesem Monat gründete sie die „KI Partei Japan“. Bei den landesweiten Regionalwahlen im kommenden Jahr werden KIs in 1000 Städten und Gemeinden zur Wahl antreten.

Werden künsltiche Intelligenzen zukünftig zum Wahlkampf antreten? (Bildquelle: istockphoto.com/ollo, Matsuda, Montage: Drießen)

Hirnimplante sollen beim Klavierspielen helfen

Zu den Rednern zählte auch Zoltan Istvan, Amerikas populärster Transhumanist. Der Begriff setzt sich aus den lateinischen Worten trans – zu Deutsch: jenseits, über, hinaus – und humanus –menschlich – zusammen. Anhänger dieser Bewegung sind der Überzeugung, dass sich die Grenzen des menschlich Möglichen – sei es intellektuell, physisch oder psychisch – durch den Einsatz technologischer Verfahren überwinden lassen. Er diskutiert derzeit mit seiner Frau darüber, ob ihre beiden Kinder Klavier Spielen lernen sollten oder nicht. Sie ist dafür. Er ist dagegen. Und das nicht, weil er Musik für überflüssig hält. Sondern weil er davon überzeugt ist, dass die Technik in den kommenden 10 bis 15 Jahren so weit fort­geschritten sein wird, dass sich die Fähigkeit, Beethovens Sonaten fehlerfrei zu spielen, einfach in das menschliche Gehirn hochladen lässt.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie im Wochenblatt Folge 26 ab Seite 70.