Seepferdchen und Schwimmabzeichen

Sicher Schwimmen lernen

Schwimmen kann jeder – aber sicher? Schwimmbäder sind für den einen ein Spaß, für den anderen ein Graus. Immer weniger Menschen in Deutschland können sicher schwimmen. Doch das kann man lernen: auch im Erwachsenenalter.

Mit hochrotem Kopf kämpft sich Hubertus (Name von Redaktion geändert) durch die Fluten des Freibads. Das Becken ist nur 3 m tief, aber für den 43-jährigen Landwirt ist es eine körperliche und geistige Herausforderung. Der Beckenrand ist weit weg und seine Kräfte schwinden. Sein Beispiel ist kein Einzelfall. Viele Menschen können nicht sicher schwimmen. Prognosen sagen, dass es künftig mehr Nichtschwimmer geben wird. Denn viele öffentlichen Bäder schließen. Kindern haben so keine Möglichkeit mehr, in der Grundschule ihre ersten Erfahrungen im Wasser zu sammeln und das „Seepferdchen“ abzulegen.

Seepferdchen motiviert

Jedes vierte Kind (23 %) im Alter von 10 Jahren legt heute laut einer Umfrage der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) kein Seepferdchen mehr ab. Noch ziert der kleine orangfarbene Aufnäher drei von vier Badeanzügen. Wobei das „Motivationsabzeichen“ noch kein Beleg für guten Schwimmfähigkeiten ist. Dennoch geben drei von vier Eltern selbstbewusst an, ihre Kinder erseien sichere Schwimmer. Überschätzen sie gar die Fähigkeiten ihrer Sprösslinge? Hubertus hat in der Grundschule Schwimmen gelernt. „Weil ich Angst hatte, habe ich nie das Seepferdchen gemacht“, bedauert er heute. Seine Eltern hatten zu viel im Job und auf dem Hof zu tun, um mit ihm und seinen Schwestern zum Üben ins 5 km entfernte Schwimmbad zu fahren.

Wenige schwimmen sicher

Hubertus ist es bis heute unangenehm, dass er nicht richtig schwimmen kann. Dabei trifft das deutschlandweit auf etwa jeden neunten Erwachsenen zu: Sie schätzen sich selbst als schlechte (9 %) oder Nichtschwimmer ein (3 %). Heute ist der Nebenerwerbslandwirt selbst Vater. „Ich möchte meine Kinder unterstützen, sich im Wasser sicherer und souveräner zu bewegen, als ich“, sagt er. Seine 14-Jährige Tochter schwimmt ihm bereits davon. Sie kann per Definition „sicher schwimmen“. Denn sie kann:

  • in Bauch- und Rückenlage,15 min ohne Hilfe im tiefen Wasser schwimmen und dabei mindestens 200 m zurücklegen,
  • mindestens einen „Paketsprung“ (Anhocken der Beine und Umfassen dieser mit den Armen) und einen Sprung kopfwärts sowie
  • sich unter Wasser orientieren.

Grob entspricht das den zum 1. Januar 2020 verschärften Anforderungen des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze.

Für sicheres Schwimmen braucht es kein Abzeichen. Dennoch kann es ein Ansporn für einen Kurs beim Schwimm- und Sportverein, der DLRG, dem Träger eines öffentlichen Schwimmbads oder einer private Schwimmschulen sein – unabhängig von Alter und Schwimmfähigkeit.

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