Seltsame Streifen an Apfel und Birne

Jetzt zur Erntezeit zeigen sich auch bei Früchten immer wieder Chimären: Eine rotschalige Birne hat ein Segment gelbe Haut, über einer gelbschaligen Apfelfrucht zieht sich ein scharf abgegrenzter roter Streifen oder im roten Fruchtfleisch ist ein Bereich hell gefärbt.

Ursachefür solche wundersamen Verwandlungen sind durch natürlich vorkommende Mutationen ausgelöste Veränderungen im Erbgut der Pflanze. Dadurch wachsen im betroffenen Abschnitt genetisch unterschiedliche Zellen nebeneinander, die als Streifen sichtbar werden. Obwohl das Erbgut beteiligt ist, hat diese natürliche Chimärenbildung nichts mit Gentechnik zu tun.
Der Begriff Chimäre (griechisch: Ziege) bezeichnet ursprünglich ein Geschöpf der griechischen Mythologie. Später nannte man alle Mischwesen so – bekannt sind Basilisk, Greif, Harpyie, Meerjungfrau, Minotauros, Sphinx und Zentaur.

Heute meint Chimäre einen Organismus, der aus genetisch verschiedenen Zellen (mindestens zwei Typen) besteht. Normal enthält jede Pflanzenzelle die gleiche genetische Erbgutinformation in der DNA, egal ob im Blütenblatt oder in der Wurzel. Abweichungen entstehen durch Mutationen. Sie treten spontan auf, können aber auch künstlich hervorgerufen werden. Da laut Definition Chimären Organismen mit unterschiedlichen Gewebeanteilen sind, ist das Pfropfen genau genommen auch eine pflanzliche Form der Chimärenbildung. Dr. Helga Buchter-Weisbrodt