Fairness in der Modeindustrie

Saubere Kleidung

Mit gutem Gewissen Klamotten einkaufen – das ist einfacher gesagt als getan.

Die Textilindustrie hat einen miesen Ruf. Von Ausbeutung und Umweltzerstörung ist die Rede. Unterstützen will solche Zustände niemand. Und doch schwinden die guten Vorsätze schnell, kaum wurde das schicke Kleid oder die modische Jeans entdeckt. Doch wie kann ich es besser angehen beim Klamottenkauf?

Von 29 € bleiben 18 Cent

Der Arbeitslohn macht bei einem gewöhnlichen T-Shirt 0,6 % vom Endpreis aus. Bei einem Shirt, das 29 € kostet, gehen gerade einmal 0,18 € an die Arbeiterinnen, so rechnet die „Fair Wear Founda­tion“. Das gibt zu denken. Zu den Niedriglöhnen etwa der Baumwollpflücker und Näherinnen kommen unwürdige, teils gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, Überstunden und Geschlechterdiskriminierung. Die Corona-Krise hat die Lage in den Textilfabriken noch verschlechtert. Markenfirmen stornierten Aufträge ohne Ausgleich. Viele Fabriken kürzten daraufhin die Löhne der Arbeiterinnen willkürlich oder entließen sie ohne Vorankündigung oder Bezahlung. Und wie sieht es mit der Umwelt aus? Giftige Pestizide und andere Chemikalien, immenser Wasserverbrauch, verseuchtes Grundwasser, synthetische Textilfasern, die als Mikroplastik in den Weltmeeren landen – die Liste ließe sich endlos weiterführen.

Im Labyrinth der Siegel

Wer auf die Suche nach fair produzierter Kleidung geht, verirrt sich schnell im Labyrinth der Siegel und Beteuerungen der Textilunternehmen. Soziale Kriterien schreiben sich alle auf die Fahne – doch die Einhaltung der Menschenrechte am Ende der Lieferkette überprüfen sie in der Regel nicht. Beim Kauf einer Jeans für 3 € von Primark kann sich jeder ausrechnen, dass dabei keine existenzsichernden Löhne herausspringen. Doch auch teure Mode ist kein Garant dafür, dass vom hohen Preis etwas bei den Arbeiterinnen ankommt. Oft fließt die Marge in die Tasche der Unternehmen. Eine Orientierung gibt die „Fair Wear Foundation“. Mitglied sind dort aktuell rund 140 Marken. Die gemeinnützige Organisation bewertet deren jeweilige Unternehmensverantwortung – so kann sich jeder ein eigenes Bild machen. Die Liste ist im Internet unter www.fairwear.org zu finden.

Wer beim Einkaufen nach Siegeln Ausschau halten möchte, hat oft ein Problem: In den Regalen vieler Geschäfte sind kaum lizensierte Produkte zu finden. Das neue staatliche Metasiegel „Der grüne Knopf“ kommt bisher bei Kritikern nicht gut weg. Der Mindestlohn sei zu gering, die Sonderregelungen für die in der EU produzierenden Unternehmen lasse Verstöße etwa in Bulgarien und Rumänien zu und es fehle eine Kontrollinstanz. Wer entspannter einkaufen ­möchte, kann sogenannte „Grüne Mode“-­Läden aufsuchen. Eine Liste der Geschäfte und Online-Shops ist zu finden unter www.gruenemode.org.

Wie kann ich mich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsproduktion einsetzen? Antworten gibt Franziska Menge, Referentin für Kleidung bei der Christlichen Initiative Romero im Interview.