Beim Porzellandoktor

Porzellan kaputt: Lohnt sich eine Reparatur?

Eben war es edles Porzellan – jetzt ist es ein Haufen Scherben. Keine Sorge, der edle Werkstoff lässt sich reparieren. Aber lohnt sich die Reparatur? Mit diesen Tipps können Sie Kosten sparen.

Porzellan ist widerstandsfähig. Weder Hitze noch Chemikalien zerstören es. Anders ist es, wenn es herunterfällt. Dann ist das Gejammer groß. Glücklicherweise lässt sich Porzellan reparieren. Am besten bei einem professionellen Restaurator. Das ist zwar teuer, aber wenn es das Erbstück wert ist, lohnt es sich allemal. Porzellandoktoren reparieren nicht nur Erbstücke sondern auch Versicherungsschäden, Raritäten, Lieblingstassen, Weihnachtsfiguren, Deko.

Wo finde ich eine Reparaturwerkstätten für Porzellan?

Reparaturwerkstätten für Porzellan gibt es in größeren Städten oder Gemeinden in NRW, zum Beispiel in Düsseldorf, Sonsbeck, Schwerte oder Münster, aber auch in anderen großen Städten wie Hamburg oder Bremen. Wir waren bei einem Porzellandoktor in Münster. Michael Leinz ist Profi. Wie ein richter Arzt trägt er einen weißen, knielangen Kittel und operiert mit Spritze, speziellem UV-Licht und Skalpell. Zu ihm kommen Patienten mit großen und kleinen Wehwehchen: Brüche, Kratzer, Risse und Splitter. Selbst Totalschäden landen in seiner Notaufnahme. Oft sind es einfache Dinge wie Tassen und Figuren.

Michael Leinz ist Porzellandoktor. Brüche repariert er mit Gips, Grips, einer ruhigen Hand und medizinischer Technik. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Wie läuft die Repartur an der Porzellanfigur ab?

Die OP am zerbrochenen Patienten läuft nach einem festen Schema:

  • Zuerst breitet Michael Leinz die Scherben auf einem Tisch aus.
  • Dann setzt er die Teile wie ein Puzzle zusammen.
  • Nun beginnt die Reparatur. Je nach Fall entscheidet der Porzellandoktor, ob er die Teile brennt oder erst klebt und dann brennt.
  • Beim Brennen werden die Scherben bei 800 °C festgebrannt.
  • Zum Kleben verwendet Michael Leinz einen speziellen, extrem starken Kleber. Diesen mischt er nach seiner eigenen Rezeptur an.
  • Mit der Spritze trägt er den Kleber auf den Bruch bzw. Riss.
  • Anschließend härtet der Kleber 48 Stunden lang aus.
  • Kleberreste werden hinterher im Ofen weggebrannt. Jetzt geht es mit Skalpell und Pinsel an die Feinarbeit. Originalgetreu wird alles, was fehlt, ersetzt. Angefangen bei winzigen Splittern über Kleinteile wie Finger, Ohren, Zügel, Blüten oder ganze Hände, Arme, Köpfe bis hin zu großflächigen Stücken von Vasen.
  • Fehlende Teile werden aus einer speziellen Restaurationsmasse hergestellt und geformt. Die Form wird an die entsprechende Stelle angesetzt.
  • Nach dem Modellieren glättet der Restaurator die Übergänge mit Schleifpapier oder -maschine.
  • Bei Bedarf gibt es noch einen frischen Anstrich für blasse Figuren oder um die Übergänge an der Bruchstelle zu kaschieren.

Der Figur fehlt ein Arm. Michael Leinz modelliert ihn neu. Hier löst er die Schiene mit dem Skalpell ab. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Die Kosten beim Porzellandoktor

Damit aus Scherben wieder Lieblingsstücke werden, zahlen die Kunden einen hohen Preis. Beispielsweise sind es für eine Tasse mit zwei Scherben 60 €. Bei einem kleinen Splitter, etwa Stecknadelkopfgröße, sind es 20 €. Dabei ist es egal, ob es sich um exklusives Hutschenreuther-Porzellan handelt oder um eine schnöde Kaffeetasse. „Der ideelle Wert ist in den meisten Fällen höher als der tatsächliche Wert“, räumt Michael Leinz ein.

Wichtig: Immer alle Scherben zur Reparatur einreichen. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Tipps: So senken Sie die Kosten

  • Figuren nie selbst kleben. Beim Res­taurieren muss der alte Kleber entfernt werden. Zusätzliches Abbrennen von Kleberresten steigert die Reparaturkosten.
  • Immer alle Scherben einreichen. Wenn einzelne Bruchstücke verloren gegangen sind, muss der Restaurator sie modellieren. Das kostet extra.
  • Michael Leinz rät, sich einen Kostenvoranschlag geben zu lassen. Dann kann man sich überlegen, ob es das Porzellan wert ist.


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