Ohne Laien läuft nicht viel

Die hohe Arbeitsbelastung der Pfarrer macht den stärkeren Einsatz von ehrenamtlichen Kirchenmitgliedern notwendig. Wie sieht die Praxis aus?

Ein Schreckensgespenst geht in vielen Orten Westfalens um. Es heißt „Gemeindefusion“. Durch Priestermangel, die abnehmende Zahl von Kirchengängern und damit geringere finanzielle Mittel sehen sich Bistümer gezwungen, Pfarrgemeinden zusammenzulegen. Wo Pfarrer knapp werden, ist der Gemeindealltag eine Sache der „Laien“. Ehrenamtliche engagieren sich besonders in der Jugendarbeit, bei der Katechese, Büchereidiensten und Bildungsangeboten. Doch auch die Beisetzung Verstorbener könnten Laien übernehmen.

St. Felizitas in Lüdinghausen

Was vielen Gemeinden noch bevorsteht, hat die katholische Kirchengemeinde St. Felizitas in Lüdinghausen bereits erlebt. Vor sieben Jahren wuchs die Pfarrei durch die Zusammenlegung mit der Nachbargemeinde St. Ludger von rund 7000 auf gut 11.000 Mitglieder. Bald wird auch die Gemeinde St. Dionysius aus Seppenrade zu St. Felizitas gehören. Ein leitender Pfarrer ist dann für rund 15.000 Gemeindemitglieder zuständig.

Begräbnisse kosten Zeit

Das Engagement der Laien in St. Felizitas ist groß. Vor drei Jahren rief sie der damalige Pfarrer daher zur Unterstützung bei Begräbnissen auf. Konkret ging es um die Seelsorge der Trauernden, die Ansprache und die Gestaltung des Beerdi- gungsgottesdienstes. Die Gründe lagen auf der Hand. Der Pfarrer rechnete vor: Für eine Beerdigung wendet er insgesamt fünf bis acht Stunden auf. In Wintermonaten standen bisweilen sechs Beerdige der Trauernden, die Ansprache und die Gestaltung des Beerdigungsgottesdienstes. Die Gründe lagen auf der Hand. Der Pfarrer rechnete vor: Für eine Beerdigung wendet er insgesamt fünf bis acht Stunden auf. In Wintermonaten standen bisweilen sechs Beerdigungen pro Woche auf dem Plan. Da blieb kaum Zeit für eine intensive Betreuung der Angehörigen oder andere kirchliche Dienste.

Christliche Aufgabe in der Urkirche

Drei Ehrenamtliche sahen sich der neuen Aufgabe gewachsen. Eine von ihnen ist Margret Pernhorst. Bis 2010 war die Landfrau Vorsitzende des Diözesankommitees im Bistum Münster und engagiert sich unter anderem im Kirchenvorstand von St. Felizitas. „Ich sehe den Begräbnisdienst als christliche Aufgabe, als barmherzigen Liebesdienst. Die Beerdigung ist kein Sakrament und nicht an ein Weiheamt gebunden. Sie kann daher von Laien über- nommen werden. Die Gemeinde bestattet ihre Toten – so hieß es schon in der Urkirche“, meint die 68-Jährige.

Gemeinsam mit einer Ordensschwester und einer weiteren Freiwilligen begann sie unter Leitung des Pfarrers und des Gemeindereferenten mit einer entsprechenden Ausbildung. Rund 18 Monate lang führten sie Trauergespräche in Rollenspielen, erarbeiteten Ansprachen nach Fallbeispielen, begleiteten den Pfarrer bei Besuchen der Angehörigen und machten sich mit den verschiedenen Sakristeien vertraut.

Positive Reaktionen

Im Pfarrbrief bereitete der Pfarrer die Gemeinde auf die Änderung vor. Die Reaktionen fielen meist positiv aus. Viele wussten: Für eine individuelle und intensive Betreuung der Angehörigen braucht es Zeit. Und die Laien sind bereit, sich diese Zeit zu nehmen. „Niemand sollte gestresst in ein Trauergespräch gehen. Ich habe gelernt, eigene Sorgen vorher abzuschütteln, um mich ganz auf die Trauernden einzulassen. Nach dem Gespräch fällt es allerdings schwerer, das Gehörte wieder aus dem Kopf zu bekommen“, erzählt Margret Pernhorst.

Bisher fand ohne den Pfarrer allerdings noch keine Beerdigung in St. Felizitas statt. Warum, erfahren Sie im ausführlichen Beitrag in der Wochenblatt-Folge 14 ab Seite 92.