Ackern - aber anders

Neues Konzept Agroforst: Bäume auf dem Acker

Inga und Jan Große-Kleimann haben einen Schweinemastbetrieb übernommen. Noch läuft die Stallroutine weiter. Doch draußen legen sie mit Freiwilligen eine Kombination aus Acker und Gehölzstreifen an.

Kinder lachen, Schafe blöken und im Hintergrund wummert es rhythmisch. Auf dem Acker vor dem Hof der ­Familie Große-Kleimann geht es wuselig zu. „Bauer Jan“, wie ihn die Viertklässler der nahe gelegenen Grundschule nennen, steht zwischen Mistkarre und Pflanzloch. Er zeigt den Kindern, wie man Apfelbäume pflanzt. Darum dreht sich alles in dieser Woche auf dem Hof in der Bauerschaft Dumte, Kreis Steinfurt.

Inga und Jan Große-Kleimann legen eine Agroforst-Parzelle an. Über persönliche Netzwerke und Medien haben sie Interessierte zum Mithelfen eingeladen. 450 Apfelbäume sollen in 3 m breiten Pflanzstreifen mit 30 m Abstand in das 10 ha große Feld gesetzt werden. Eine He­rausforderung in mehrfacher Hinsicht – und eine der ersten Veränderungen, die das junge Betriebsleiter-Ehepaar auf dem Hof anstößt.

Baumreihen bremsen Wind

Agroforst ist die Kombination von Acker oder Grünland mit Gehölzstreifen. Das können Sträucher oder auch Bäume sein. „Es gibt kein vorgefertigtes System. Jeder Betrieb muss sein Konzept finden“, erklärt der Betriebsleiter. Für ihn sind es niedrig wachsende Apfelbäume. Ihre Kronen setzen bereits auf 60 bis 80 cm Höhe an. In Reihen wirken sie später wie Hecken, die den Wind bremsen. Zugleich lassen sich die Kronen bequem pflegen.

Der Bauer will Tafel­obst von ihnen ernten. „Darin sehe ich eine Möglichkeit zur Direkt­vermarktung. Ich will selbst einen Preis dranschreiben, nicht nur Produkte abliefern“, sagt er. Doch erstmal müssen die Bäume in die Erde. Etwa 60 Freiwillige helfen im Laufe der Woche dabei mit. So kommt das rhythmische Wummern von drei Männern, die Pfähle zum Anbinden der Bäume in die Erde rammen. Zwei sind über die Tageszeitung gekommen. Der dritte ist Imker und stellt seine Bienenstöcke auch an Große-Kleimanns Acker. Nebenan lockert eine Landschaftsökologin die Pflanzlöcher. Über Freunde hat sie von Jans Plänen erfahren und von der Möglichkeit, hier anzupacken. Mittendrin sind die Schafe eingezäunt. Sie fressen die Gründüngung herunter, damit der Acker besser begehbar ist. Mit ihren Ausscheidungen tragen sie zum Bodenaufbau bei.

Die menschlichen Helfer bilden Teams. Nach einer Einweisung bauen die einen den Verbissschutz aus Draht, andere pflanzen die Bäume oder binden sie an die Pfähle. Beim Buddeln und Hämmern ist Zeit für Gespräche. Das finden Jan und Inga Große-Kleimann mindestens so wichtig wie die Arbeit.

Agroforst: Bringt das denn was?

Mit Bürgern Agroforst erforschen – das planen Studierende der Uni Münster unter anderem auf dem Hof Große-Kleimann. Sie...