Die beiden nordrhein-westfälischen Landfrauenverbände haben eine gemeinsame Borschüre mit den Kernanliegen veröffentlicht. Wir haben Regina Selhorst, Präsidentin der Westfälisch-Lippischen Landfrauen über die Zielsetzung gesprochen.
Frau Selhorst, viele Mitglieder schätzen am Landfrauenverband den geselligen Austausch und die Unternehmungen vor Ort. Warum kann es aus Ihrer Sicht auch für Landfrauen an der Basis ein Gewinn sein, sich stärker mit den politischen Forderungen des Verbandes auseinanderzusetzen?
Wenn es um das Thema Politik geht, lautet eine häufige Reaktion „Das ist nichts für mich“. Dabei wird Politik nicht nur in Gremien gemacht, sondern oft am Rande von Gesprächen. Das dürfen wir nicht unterschätzen! Wenn mir beispielsweise jemand erzählt, dass bei ihm im Ort dringend ein Radweg gebaut werden müsste, dann ist das ein hochgradig basispolitisches Thema. Das ist vielen Frauen jedoch bislang nicht bewusst. Mit unseren Kernanliegen wollen wir den Frauen Argumentationshilfen aber auch Anknüpfungspunkte bieten. Einen guten Einstieg in ein Gespräch können dabei die Schaubilder aus der Broschüre und die Frage „Was seht ihr darauf?“ liefern. Schon ist man mitten in einer politischen Diskussion.
Der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband zählt gut 43 000 Mitglieder. Über die Kreis- bis hin zur Ortsebene bis zu jedem einzelnen Mitglied durchzudringen ist eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dass die Frauen die Themen in ihren Orten umsetzen.
Uns muss es auf Landes- und Kreisebene gelingen, das Feuer bei den Landfrauen für die einzelnen Themen zu entfachen. Ist das geschafft, bin ich mir sicher, dass die Ortsverbände viele tolle Ideen zu den einzelnen Themenbereichen entwickeln werden. Wir bieten den Kreis- und Ortsverbänden jedoch auch konkrete Hilfestellungen an. Im internen Bereich unserer Homepage unter www.wllv.de finden Orts- und Kreisvorsitzende unter anderem Links und Ansprechpartner zu verschiedenen Themen.
Die Broschüre ist auch dazu gedacht, Politikern den Standpunkt der Landfrauen noch einmal deutlich vor Augen zu führen. Wie wollen Sie darüber hinaus Gehör in Politik und Gesellschaft für ihre Kernanliegen finden?
Uns ist klar: Um Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen wir Aktionen mit einem gewissen Überraschungseffekt planen. Dinge, die man von uns Landfrauen so nicht erwarten würde, sind gefragt. Statt einen Informationsstand zum Thema weiße Flecken auf der Breitband-Karte aufzustellen, könnten wir beispielsweise eine Art Flashmob veranstalten: Die Landfrauen könnten sich mit Stühlen und Laptops an Stellen im Dorf setzen, an denen es Hotspots gibt. Die Botschaft könnte lauten: „Weil wir zu Hause keine ausreichende Internetverbindung haben, müssen wir von hier aus arbeiten.“ Ich hoffe, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten in vielen Gemeinden und in der Presse auf solche kreativen Landfrauen-Aktionen stoßen werden.