„Ob ich selbst als Kind gemobbt wurde? Damals in der siebten Klasse hatte ich diesen Begriff bestimmt nicht im Kopf. Aber ich weiß, dass ich oft weinend am Mittagstisch saß, weil Mitschüler über mich hergezogen haben. Ich glaube, es lag ein Stück weit daran, dass ich in der Klasse das einzige Kind vom Hof war. Bei meiner Schwester auf der Realschule gab es mehr Bauernkinder. Die musste sich nie blöde Sprüche über unseren Schweinemastbetrieb anhören. Und meine Freunde auf der Hauptschule konnten sogar mit dem Trecker zur Schule kommen, ohne dass sie dafür schräg angeguckt wurden. Davon konnte ich nur träumen.
Bei mir kam noch hinzu, dass ich sehr gute Noten hatte. Bei einigen galt ich als Streberin und hatte so ohnehin keinen leichten Stand.
Ich glaube, Mobbing entwickelt oft eine Gruppendynamik und es trifft eben den in der Klasse, der anders ist als die anderen. Später während meiner Ausbildung zur Landwirtin hat es in der Berufsschule den einzigen Biolandwirt der Klasse erwischt. Und ehrlich gesagt, habe ich da auch selbst mitgemacht. Ständig durfte er sich Sprüche anhören wie ,Gib es zu: Ihr spritzt doch heimlich nachts.' Wir fanden das lustig. Im Nachhinein bin ich nicht stolz darauf, dass ich mich daran beteiligt habe. Denn ich hätte es aus eigener Erfahrung besser wissen müssen: Die Sprüche haben ihn vermutlich viel stärker getroffen als er sich das hat anmerken lassen.“ Protokoll: Christina Breuker
* Name von der Redaktion geändert