Bereits von Weitem leuchten die großen roten Früchte, die den Duft des Frühlings verströmen: Erdbeeren. Zum Selbstpflücken sind sie nicht nur für Kinder ein Erlebnis. Auf dem Hof der Familie Schulze Scholle in Gescher, Kreis Borken, ist das auf einem Hektar möglich. Gleichzeitig ist der Hof Ausgangspunkt für die „Gescher Glocken-Tour". Es empfiehlt sich, ein paar Erdbeeren als Proviant auf die rund 40 km lange Fahrradtour mitzunehmen.
Ausgearbeitete GPS-Routen
Die Familie Schulze Scholle hat die Tour mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer NRW erarbeitet. Im ganzen Land gibt es 18 weiterer solcher Routen, die zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden können. Das Besondere: Auf jedem Rundweg gibt es mindestens ein Hofcafé oder einen Hofladen zu entdecken. Mindestens genauso schön sind die anderen Sehenswürdigkeiten entlang des Weges, die direkt mit Hintergrundinformationen in der Beschreibung benannt sind. Wer die fertige Karte nicht ausdrucken will, der nutzt sie einfach digital auf dem Smartphone. Alle Rundwege liegen als sogenannter GPX-Track vor. Das heißt: Einzelne GPS-Punkte sind zu einer Route verbunden. Der Anwender kann sie mithilfe einer der kostenfreien Navigations-Apps auf dem Handy lesen. Dazu muss er die Karte einfach importieren und den Ortungsdienst aktivieren. In einigen Fällen ist dazu eine mobile Internetverbindung nötig.
Erlebnisse unterwegs
Mit gut gefüllten Packtaschen verlässt der Radfahrer den Hof Schulze Scholle. Bereits nach einigen Metern rückt die regelmäßige Bewegung der Beine in den Hintergrund. Vogelgezwitscher, das wechselnde Spiel von Sonne und Schatten und die vorbeiziehende Landschaft bannen alle Aufmerksamkeit. Die Gedanken und Sorgen des Alltags fallen Stück für Stück ab. Eine Radtour kann zu einem Kurzurlaub werden, bei dem der Weg das Ziel ist. Im Laufe der Strecke passiert man einige Punkte, die einen Stopp wert sind. Vorbei am Naturschutzgebiet Kuhlenvenn und der unwirklich gelb erscheinenden Sandkuhle Coesfeld erreicht man nach rund 9 km das Anna-Katharina- Emmerick-Haus, das bereits um 1750 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Auf der Außenanlage sind Besucher jederzeit willkommen. Eine Innenbesichtigung ist nur nach Absprache möglich. Wer einen Blick durch die Fenster erhascht, taucht bereits in eine andere Welt vor unserer Zeit ein. Weiter geht es, an Coesfeld vorbei zu einem Teilstück des „Großen Coesfelder Kreuzweges". 1659 stiftete Christoph Bernhard von Galen das Zeugnis religiösen Brauchtums. Es ist ein Beispiel barocker Landschaftsarchitektur im Münsterland. An warmen Sommertagen bietet sich das schattige Plätzchen perfekt für eine kleine Rast mit Picknick an, ehe es auf einen abwechslungsreichen Abschnitt durch die Kulturlandschaft geht. Mit geleerten Satteltaschen fährt es sich nochmal so gut.
Zurück ins bunte Treiben
Nach Kilometern in der Natur tauchen nach und nach die ersten Häuser auf, die die Glockenstadt Gescher ankündigen. Die klangvollen Instrumente prägen weite Teile des Stadtbildes und geben der Stadt mit ihren rund 17 000 Einwohnern einen nostalgischen Charme. Das Glockenmuseum sowie die Glockengießerei (detaillierter Bericht in Ausgabe 50/2019) befinden sich direkt im überschaubaren Stadtkern. Unter freiem Himmel gibt es außerdem den Museumshof zu erkunden. Wer schon nach Kurzem wieder den Drang nach Natur und Landschaft verspürt, macht sich auf den Weg, zurück zum Hof Schulze Scholle. Denn neben Erdbeeren zum Selbstpflücken betreibt die Landwirtsfamilie auch ein Bauernhofcafé, das Corona-bedingt aktuell geschlossen ist. Als Erinnerung an den bunten Urlaubstag bietet sich daher zurzeit der erneute Besuch des Erdbeerfeldes an.
19 Touren in NRW
Die Landwirtschaftskammer bietet 19 Touren zum kostenfreien Download an. Jeder der 10 bis 60 km langen Rundwege zum Wandern oder Radfahren führt an mindestens einem Bauernhofcafé oder Hofladen vorbei.
Kartenmaterial, Wegbeschreibung und GPX-Track finden Sie hier bei den Landservice-Touren.
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