Ewald Hohenkirch ist auf dem rechten Ohr taub und auf dem linken schwerhörig. Seit knapp einem Jahr trägt der 77-Jährige ein digitales Hörgerät, das sich drahtlos über Bluetooth mit seinem Handy und Fernseher verbinden lässt. Beim Telefonieren und Fernsehen funktioniert das Hörsystem wie ein Kopfhörer, der die Töne direkt ins Ohr überträgt. Eine spezielle Technik für das taube Ohr ermöglicht ihm, etwas richtungsorientierter zu hören. Seitdem nimmt der Landwirt aus Münster-Wolbeck wieder verstärkt am Leben teil.
Zunächst nur schwerhörig
An Hörgeräten hat Ewald Hohenkirch schon verschiedene Systeme ausprobiert. Denn Schwierigkeiten beim Hören entwickelte der Landwirt schon in jungen Jahren. „Mit 41 Jahren hatte ich meinen ersten Hörsturz, konnte plötzlich auf dem rechten Ohr nichts mehr hören“, berichtet er. Das Hörvermögen habe er nach einer Therapie zwar wiedererlangt, aber vermindert. Es sollten im Laufe der Jahre weitere Hörstürze folgen. Schließlich entwickelt er eine Schwerhörigkeit im Hochtonbereich auf beiden Ohren.
{{::tip::standard::Als mögliche Ursache dafür sieht der Landwirt die Lärmbelastung, der er sich bei der Arbeit ausgesetzt hat. Das Bewusstsein, einen Gehörschutz bei lauten Arbeiten zu tragen, habe er damals nicht gehabt. "Heute kann ich nur jedem dazu raten", sagt Ewald Hohenkirch.::}}
2007 folgt ein weiterer Hörsturz auf dem rechten Ohr. „Seitdem ist Feierabend auf dem Ohr. Es ist taub“, berichtet der Senior. Er kann nur noch mit dem linken Ohr hören und das eingeschränkt. Weil er einseitig ertaubt ist, kann er nicht mehr zuordnen, aus welcher Richtung der Klang kommt und Hintergrundgeräusche nicht unterscheiden. Mit einem normalen Hörgerät kommt der Landwirt jetzt nicht mehr zurecht.
Bessere Technik mit Bluetooth
Beim Hörakustiker lässt er sich ein neues Hörsystem anpassen, das sein Hördefizit jedoch nur begrenzt ausgleichen kann. Geräusche von rechts kann er damit immer noch nicht wahrnehmen.
Besonders negativ fällt ihm das beim Autofahren auf, wenn er seinen Beifahrer nicht hören kann. Ein separates Mikrofon, in das der Beifahrer sprechen kann, ist lange Zeit die Lösung für dieses Hörproblem. „Optimal war das nicht. Auch das Telefonieren hat mir Probleme bereitet“, berichtet er. Ewald Hohenkirch ist unzufrieden, sucht nach besseren Lösungen für sein taubes und sein schwerhöriges Ohr und wechselt zum Akustiker Wilke in Münster-Hiltrup.
{{::tip::standard::„Hörgerätehersteller halten Listen vor, welche Handys sich besonders für die Kopplung per Bluetooth eignen“, erklärt Hörakustikmeister Ralf Wieck. Je hochwertiger die technische Ausstattung eines Hörgerätes ist, desto mehr Möglichkeiten der Einflussnahme und der individuellen Einstellung bestehen. Häufig sei das eine Frage des Preises. „Eine Hörgeräteversorgung mit Bluetooth ist keine Kassenleistung. Je nach Hersteller fallen dafür zusätzliche Kosten ab etwa 200 € pro Hörgerät an." Doch letztendlich sei für die Kaufentscheidung wichtig, ob der Kunde mit der Technik zurechtkommt und ob diese für ihn tatsächlich einen Mehrwert hat.::}}
Dort testet er bei Hörakustikmeister Marcus Berlinger verschiedene Hörgeräte aus und findet seine individuelle Lösung schließlich in einem Hörgerät, in dem der Funkstandard Bluetooth verbaut ist . Optimal läuft das Hörgerät mit dem i-Phone, das sich Ewald Hohenkirch neu zugelegt hat.
Bluetooth ist ein Hörgewinn
„Das Hörgerät bietet Bluetooth, sodass eine drahtlose Verbindung mit dem Smartphone, dem Tablet oder dem Fernseher hergestellt werden kann“, erklärt Akustikermeister Marcus Berlinger. So lassen sich beispielsweise Handygespräche direkt auf das Hörgerät übertragen. Ewald Hohenkirch schätzt diese Funktion vor allem, wenn er auf dem Feld ackert und angerufen wird. „Das ist ein großer Gewinn. Ich kann damit viel klarer und deutlicher hören“, erklärt er.
Hintergrund- und Windgeräusche beeinträchtigten das Hören viel weniger. Auch Fernsehsendungen lassen sich mit Bluetooth und einem kleinen Zusatzgerät zum Streamen in sein Hörgerät übertragen. Da kann er zwischenzeitlich auch einmal den Raum verlassen und bekommt in einer Reichweite von rund 10 m trotzdem mit, wenn bei der Übertragung eines Fußballspiels ein Tor fällt. „Damit kann ich durch Wände hören“, schmunzelt er.
Bedienfunktionen wie die Lautstärke oder andere Einstellungen, über die das Hörgerät verfügt, kann er mit seinem Handy über eine App steuern bzw. einsehen. Über die Einstellung „Signalton“ beispielsweise hat er ein Batterie-Warnintervall eingestellt, das ihn akustisch informiert, wenn die Batterie bald leer ist.
Bessere Orientierung mit Bluetooth
Auch für sein taubes Ohr wurde eine Lösung gefunden. Diese ermöglicht, den Schall mittels eines Mikrofons am tauben Ohr aufzunehmen und an das gesunde Ohr weiterzuleiten. Diese als Cros-Versorgung bezeichnete Technik ist vor allem wichtig, um Geräusche orten und sich besser orientieren zu können.
Normalhörende können wahrnehmen, ob sie von rechts, links oder hinten angesprochen werden. Der Schall trifft mit unterschiedlicher Stärke und Tonhöhe auf beide Ohren. Der Mensch ist dadurch in der Lage, die Richtung der Geräusche zu lokalisieren und sich im Raum zu orientieren. Bei einseitiger Taubheit ist dieses Richtungshören und somit Orientierung im Raum nicht mehr möglich.
Ewald Hohenkirch trägt daher am rechten Ohr ein Mikrofon, das den Schall auf sein linkes Hörgerät kabellos überträgt. Da auch das linke Ohr hörgemindert ist, gibt es auch an dieser Seite eine Verstärkung, um eine bestmögliche Hörfähigkeit zu ermöglichen.
Die Einstellung dieser Funktion muss immer wieder nachjustiert werden. Auch stellt der neue Höreindruck enorme Anforderungen an das Gehirn, das die Töne entsprechend verarbeiten muss. Beim Radfahren beispielsweise fällt es ihm daher noch schwer, zu orten, woher ein Auto angefahren kommt.
Insgesamt ist Ewald Hohenkirch mit seinem Hörgerät und der Bluetooth-Technologie gut zufrieden. Seinen Hörverlust komplett ausgleichen kann auch sein neues Hörsystem nicht. „Aber die Versorgung damit ist kein Vergleich zum Vorherigen“, sagt er.
Den Beitrag können Sie nachlesen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Folge 36 vom 03. September 2020.
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