Mehr als Mamas Assistent

Dass sich Väter heutzutage viel um ihre Kinder kümmern, ist toll. Doch noch besser wäre es, sie würden dabei auch selbst die Verantwortung übernehmen – und damit ein gutes Rollenvorbild für ihre Söhne abgeben.

Heutige Väter machen viel, sie wickeln, bringen das Kind zur Kita, gehen mit ihm schwimmen und holen es von der Geburtstagsparty ab. Aber die meisten erledigen diese Jobs, ohne wirklich die Verantwortung für das Kind zu übernehmen. Denn die Schwimmtasche hat Mama gepackt, sie hat das Geschenk für den Kindergeburtstag besorgt, sie weiß, wann die nächste Zahnarztkontrolle ansteht und sie wird ans Telefon geholt, wenn wieder einmal Spielkameraden anrufen, um sich zu verabreden.

Mütter bauen Vorsprung aus

Auch fürs Kind ist die Mutter die Hauptansprechpartnerin: Es will von ihr gebadet und ins Bett gebracht werden – „Geh weg, Papa!“, es will nur mit Mama zum Arzt und nur von ihr getröstet werden, wenn es schlecht geträumt hat. „Sie kann das auch einfach besser“, das sagen viele Väter tatsächlich.

Allerdings ist das keine historische und gattungsgeschichtliche Zwangsläufigkeit. Sondern es ergibt sich so. Weil die meisten Mütter ihren kleinen Vorsprung von neun Monaten Schwangerschaft konsequent ausbauen: Schnell ist es so, dass das Kind sich an die Mutter gewöhnt hat, an ihre Stimme und Handgriffe. Wickelt, füttert oder badet Papa das Baby, ist das ungewohnt und es quengelt oder weint. Also macht Mama es lieber und nach und nach wendet das Kind sich mit allen Fragen, Sorgen, Wünschen und Nöten an sie. Und nicht an den Vater. Der ist ja nur der Assistent.

Ohne Frau entscheiden

Ist Mütter-Assistent ein gutes Rollenvorbild eines erwachsenen Mannes? Nein. Deshalb müssen Väter Verantwortung übernehmen. Sich Zeit nehmen für das Kind, von Anfang an: tragen, trösten, wenn es sich weh getan hat und wenn es krank ist, mit ihm zum Zahnarzt gehen, mit ihm streiten, schimpfen und ohne die Frau entscheiden, ob es eine Mütze aufsetzt oder nicht, es ins Bett bringen und baden, auch wenn der Kleine sich die Mama wünscht.

Nicht fragen: „Kann ich dich heute baden?“, sondern: „Heute bade ich dich.“ Natürlich schreit es nach Mama. Aber der Protest gilt nicht dem Vater, sondern der Tatsache, dass Mama weg ist. „Ich bin hier, ich bin dein Papa und ich werde dich jetzt baden.“ Dann haben Väter bald eine ähnlich enge Bindung zu ihrem Kind, wie es die meisten Mütter haben. Und sind zuständig. Sigrid Tinz

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie im Wochenblatt Folge 34 ab Seite 92.