Mehlbeeren ernten

Der Wildobstbaum trägt in diesem Herbst reichlich Früchte, die Tieren schmecken, aber auch in den Kochtopf wandern können.

Die Mehlbeere (Sorbus) ist ein mit Speierling, Eberesche und Elsbeere eng verwandter Großstrauch oder Baum. Sie gilt als „Wintersteher“. Das heißt: Die Früchte bleiben noch lange nach dem Fallen der Blätter bis in den Winter hinein am Baum haften. Das sieht schön aus und versorgt Kleinsäuger und Vögel mit Nahrung. Allerdings sind die Früchte der Mehlbeere auch für den menschlichen Verzehr geeignet.

Einige Typen der Mehlbeere erhielten Sortennamen, darunter ‘Majestica’ (auch ‘Decaisneana’ genannt) mit etwas größeren, blutroten Früchten. Auch die Form Sorbus aria var. longifolia ist im Hinblick auf den Fruchtnutzen interessant: Die deutlich größeren, orangeroten, eiförmigen Früchte schmecken aromatisch.

Schön zu jeder Jahreszeit

Im Mai erscheinen die cremeweißen, in Schirmrispen wachsenden Blüten. Die silbrig scheinenden Blätter machen den Baum bei leichtem Wind interessant. Im Herbst erfreut die Mehlbeere mit leuchtend roten Früchten und kräftiger Blattfärbung.

Der Baum wächst sehr langsam und bleibt auf magerem Boden unter 5 m hoch. Auf gutem Boden erreicht er im Lauf seiner Lebensdauer von maximal 200 Jahren auch über 12 m Höhe. Das zerstreutporige Holz mit seinem hellgelben Splint und etwas rötlicherem Kern ist dicht und hart, es gilt als eines der härtesten europäischen Hölzer und war bei Wagnern und Drechslern begehrt.

Der Standort sollte sonnig, leicht basisch bis kalkhaltig sein, Trockenheit wird gut ertragen. Schnitt und Pflanzenschutzmaßnahmen sind nicht erforderlich.

Die gut 1 cm großen, scharlachroten Früchte reifen im September und können bis weit in den November hinein geerntet werden. Am besten zieht man sie handvollweise von den Scheindolden. Bricht oder schneidet man den ganzen Fruchtstand ab, besteht die Gefahr, dass die Fruchtknospe am Stängelgrund verletzt und somit der Ertrag im Folgejahr geschmälert wird.

Kompott und Trockenfrucht

Mehlbeeren enthalten im Gegensatz zu den Früchten der Eberesche keine Parasorbinsäure, die beim Rohverzehr in größeren Mengen zu Übelkeit führen kann. Daher sind Mehlbeeren auch roh essbar. Sie schmecken schon vor Frosteinwirkung recht mild, eher trocken-neutral, sind aber recht mehlig. Daher werden entweder als Trockenfrüchte verwendet oder zu Kompott, Marmelade, Saft, Essig oder Fruchtwein verarbeitet. Dabei kombiniert man sie bevorzugt mit säurehaltigen Früchten wie Zierquitten, Quitten oder säuerlichen Apfelsorten. Dr. Helga Buchter-Weisbrodt