Marga Spiegel gestorben

Mutige Bauernfamilien im Münsterland haben sie und ihre Familie in den Kriegsjahren versteckt: Die Jüdin Marga Spiegel hat ihnen das nie vergessen und unermüdlich an die "stillen Helden" erinnert. Am Dienstag ist Marga Spiegel im Alter von 101 Jahren in Münster gestorben.

Noch im größten Premiere-Rummel um den Kino-Film "Unter Bauern" stellte sie klar: "Die Helden waren die Bauern, nicht ich!" – Gut fünf Jahre ist das her, und Marga Spiegel war die Freude deutlich anzumerken, dass ihre Familiengeschichte und die ihrer Helfer den Weg auf die Kino-Leinwand gefunden hatte. Fünf Bauernfamilien aus Herbern, Nordkirchen und Werne im Münsterland hatten sie, ihren Mann und die Tochter Karin mehr als zwei Jahre lang in den Kriegsjahren versteckt gehalten und damit ihr eigenes Leben riskiert.

"Zivilcourage ist jedem möglich"

Marga Spiegel hat ihnen das nie vergessen. Sie sah sich verpflichtet, an ihre Retter zu erinnern – und damit auch an die Düsternis der NS-Zeit, die sich nie wiederholen dürfe, so Spiegels Credo. Unermüdlich auch betonte sie, mit Blick auf ihre eigenen Erfahrungen: "Zivilcourage ist jedem möglich." Sie bekannte aber auch freimütig:

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Nerven für eine solche Mutprobe gehabt hätte. Denn in jener Zeit unmenschlichen Terrors, da jeder von jedem bespitzelt wurde und schon ein Hauch Verrat bedeuten konnte, setzte man durch solche Hilfe sein Leben aufs Spiel.“

Geboren als Marga Rothschild 1912 in Oberaula, einem Dorf in Nordhessen, hatte sie nach dem Abitur ein Physikstudium aufgenommen, das sie wegen NS-Repressalien abbrechen musste. 1937 hatte sie den Pferdehändler Siegmund Spiegel aus Ahlen geheiratet. In den Kriegsjahren wurde ein Großteil ihrer Verwandtschaft von den Nazis ermordet. Die Eheleute Spiegel mit ihrer Tochter überlebten, versteckt auf mehreren Bauernhöfen in Nordkirchen, Herbern und Werne.

Viele Ehrungen

1961 schrieb Marga Spiegel darüber erstmals – übrigens in einer Artikelserie im katholischen Landvolkblatt "Der Sämann". Später erschien ein Buch mit dem treffenden Titel "Retter in der Nacht". Mehr als vierzig Jahre gingen ins Land, ehe die Geschichte ihrer Rettung für das Kino verfilmt wurde. 2010 wurde Marga Spiegel mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, das Land Nordrhein-Westfalen verlieh ihr 2013 den Verdienstorden des Landes. Str.

Das Landwirtschaftliche Wochenblatt hat 1989 – nach ausführlichen Gesprächen mit Marga Spiegel – ihre Geschichte und die ihrer Familie und Retter veröffentlicht. Den Beitrag finden Sie hier:

Den Bericht zum Kino-Film finden Sie hier: