Lernen und Lehren auf dem Bauernhof

Neues Angebot der Landwirtschaftskammer NRW abgeschlossen: 18 frisch gebackene Bauernhof-Erlebnispädagoginnen erhalten ihr Zertifikat.

Neues Angebot der Landwirtschaftskammer NRW abgeschlossen: 18 Bäuerinnen, Erzieherinnen, Krankenschwestern und Heilpädagoginnen aus Westfalen-Lippe und dem Rheinland dürfen sich offiziell Bauernhoferlebnispädagogin nennen.


„Dahinter steckt keine neumodische Erfindung, sondern die Wiederentdeckung einer Kompetenz“, sagte Petra Bentkämper, Vizepräsidentin des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes (WLLV), am Mittwoch bei der Übergabe der Zertifikate in Nordkirchen, Kreis Coesfeld.

Bauernhoferlebnispädagogik, was ist das?

So sperrig und lang wie das Wort ist, so viel Leben, Kreativität und Weitsicht steckt drin. Will heißen, durch die Ausbildung sind die Absolventinnen in der Lage:

  • neue Betriebszweige zu öffnen,
  • erlebnispädagogische Möglichkeiten auf ihrem Hof zu erkennen,
  • Bedürfnisse von Menschen zu benennen und für sie pädagogische Angebote zu erarbeiten,
  • Wissen über Landwirtschaft und Natur zu vermitteln,
  • die Wirtschaftlichkeit der Angebote auf ihrem Betriebs zu prüfen.

Wie lief der Kurs ab?

Der Kurs fand von April bis Oktober statt. Die Teilnehmerinnen haben sich in elf Lehrgangstagen mit erlebnispädagogischen Angeboten auf Bauernhöfen auseinandergesetzt. Christine Hamester-Koch , Bäuerin aus Dahlenburg in Niedersachen, brachte ihnen das pädagogische Wissen bei. Liselotte Raum, Referentin Landservice, und ihre Kollegen der LWK gaben ihnen das betriebswirtschaftliche Rüstzeug an die Hand.

Die LWK will im nächsten Jahr wieder einen Kurs anbieten. Infos und Anmeldung ab sofort bei
Liselotte Raum
Landwirtschaftskammer NRW
Tel. (02 51) 2 37 63 09
E-Mail: liselotte.raum@lwk.nrw.de

Die Pläne und Motive der Teilnehmer

„Es sind unglaublich viele tolle Projekte entstanden“, lobt Liselotte Raum. Hier eine Auswahl:

Bauernhof auf Achse: Antje Hain aus Mülheim ist im Kurs auf diese Idee gekommen. „Ein Besuch auf dem Bauernhof ist mit Zeitaufwand verbunden“, sagt die 38-Jährige. Den will sie anderen ersparen. Deswegen bringt sie ein Stück Landwirtschaft in die Schulen – kompakt im Koffer.

Junior-Bauer: Mit dem Zertifikat in der Hand will Doreen Binkhoff-Holthius 2017 mit einem neuen Kurs auf ihrem Vollerwerbsbetrieb in Hamm durchstarten. Kinder ab sechs Jahren können bei ihr „Junior-Bauer“ werden. Einmal im Monat über zwölf Monate arbeitet der „Junior-Azubi“ bei ihr mit. Im zweiten „Lehrjahr“ darf er ihr bei der Ausbildung des neuen „Azubis“ helfen.

Sinnliche Hofführung: Alte Menschen sind oftmals in ihre eigene kleine Welt versunken. Der Kontakt zu einem Tier kann einen Moment ein Strahlen auf ihr Gesicht zaubern“, erklärt Diana Schulte. Auf ihren Hof in Menden, Märkischer Kreis, bietet sie Kurse für ältere Menschen an.

Rund um die Landwirtschaft:
Alexandra Rukes aus Korschenbroich, Rhein-Kreis Neuss, erklärt: „Kinder haben großes Interesse an der Landwirtschaft.“ Das merke sie immer wieder, wenn ihre Kinder Besuch bekommen. So ist sie auf die Idee gekommen, das was bisher „nebenbei“ lief, professionell zu machen: Auf dem Ackerbau- und Rinderzuchtbetrieb finden regelmäßig Themennachmittage statt.

Tolle Hoflage und nun?: Kai Ridder lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern auf einem Resthof in Hamminkeln am Niederrhein. Sie haben Schweine, Ziegen, Ponys und Katzen. Oft kommen Kinder von der Förderschule auf den Hof. Nun fragte sich die Familie, ob sich das, was sie „nebenbei“ und tun, konkreter gestalten lässt. Lohnt sich ein Umbau der Räume, um Kurse für Menschen mit Handicap anzubieten? „In der Ausbildung habe ich einen Investitionsplan aufgestellt. Jetzt prüfen wir die Wirtschaftlichkeit. Dann wird sich zeigen, was wir machen“, erklärt die frisch gebackene Bauernhof-Erlebnispädagogin. rk

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