Leben in der Azubi-WG

In keiner Ausbildung leben Ausbilder und Azubi so eng zusammen wie in der zum Landwirt. Dass es mit mehr Freiraum für beide Seiten geht, zeigt der Betrieb Kroll-Fiedler in Warstein-Belecke.

In keiner Ausbildung leben Ausbilder und Azubi so eng zusammen wie in der zum Landwirt. Das es mit mehr Freiraum für beide Seiten geht, zeigt der Betrieb Kroll-Fiedler in Warstein-Belecke.

Die Unterkunft der Auszubildenden auf dem Bioland-Betrieb von Christian Kroll-Fiedler ist ein Anbau an das Wohnhaus. Hinter der Eingangstür liegt zunächst eine Schmutzschleuse, die von allen Mitarbeitern auf dem Hof genutzt wird. Durch sie gelangen die Auszubildenden in ihr Wohnzimmer. In dem geräumigen Zimmer stehen ein Flachbildfernseher samt DVD-Player, zwei Sessel und ein Sofa.

Per WLAN können die Auszubildenden an ihren Laptops ins Internet gehen. Sogar eine eigene Küchenzeile haben die Auszubildenden in der 64 m2 großen Wohnung. Dort hat jeder Auszubildende sein eigenes Zimmer, das er auch abschließen kann. „In ihre Zimmer schau ich nicht. Das ist ihre Privatsphäre“, sagt Susanne Kroll-Fiedler.

Wäsche waschen und Zimmer putzen

Die Unabhängigkeit von der Familie des Ausbilders ist mit ein paar Pflichten verbunden. So müssen Wilhelm Kaupenjohann und Pascal Koch ihre Wäsche komplett selbst waschen. Dazu können sie die Waschmaschine in der Schmutzschleuse nutzen. Für die Sauberkeit ihrer Zimmer sind sie selbst verantwortlich. Putzzeug und Staubsauger stehen dafür bereit.

Seit Mitte der 1990er-Jahre bildet Christian Kroll-Fiedler aus. Für den Bau der Unterkunft gab es zwei Gründe: Zunächst hatte er nur einen Auszubildenden. Als aber einer wegen zu großer Belastung kündigte, sah der 54-Jährige ein, dass er zwei Auszubildende für seinen Betrieb braucht. Im Wohnhaus existierte aber nur ein Auszubildenden-Zimmer.

Außerdem wollte das Ehepaar Kroll-Fiedler auf Dauer die Auszubildenden nicht im Wohnhaus unterbringen, denn die drei Töchter der Familie kamen in die Pubertät. „Mit den Konflikten, die dann entstehen, wollten wir die Auszubildenden nicht belasten“, erklärt Susanne Kroll-Fiedler.

So entschlossen sie sich im Jahr 2003, eine eigene Wohnung für die Auszubildenden an das Wohnhaus zu bauen. Dort haben sie ihre Ruhe. Zwar sind die Töchter jetzt fast alle aus dem Haus, doch genießen die Eheleute Kroll-Fiedler immer noch den Freiraum, den beide Seiten haben. „Wir können später die Wohnung als Ferienwohnung nutzen, wenn es irgendwann nicht mehr mit dem Ausbilden klappt“, nennt der Betriebsleiter einen weiteren Vorteil. Patrick Otte

Mehr Information zu der Azubi-Wohnung und dem Leben einer Auszubildenden direkt bei einer Familie finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Wochenblattes 2014/49 auf Seite 82-83.


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