In Rüthen-Westereiden ersetzt die Netzwerkstatt die geschlossene Dorfkneipe und verbindet den Ort mit digitalen Angeboten. Im „Karpke Flitzer“ – ein Elektro-Dorf-Mobil – fahren die Ehrenamtlichen in Fürstenberg bei Bad Wünnenberg von A nach B. Im Ludowinengarten in Brakel-Bökendorf können Alt und Jung verweilen und mehr über das literarische Erbe des Dorfes erfahren.
Gemeinsam haben diese Projekte, dass sie in einer LEADER-Region liegen, ihre Ideen aus den Orten stammen und in sie Geld aus dem LEADER-Programm der EU floss.
In der aktuellen Förderperiode 2014 bis 2022 gibt es 28 LEADER-Regionen in NRW. Knapp 85 Mio. € gingen in diesem Zeitraum in bewilligte Projekte. Im Herbst startet das Bewerbungsverfahren zur nächsten LEADER-Förderperiode. Neue oder bereits bestehende LEADER-Regionen müssen sich dann bewerben. Grund genug, auf einer digitalen Tagung des Zentrums für ländliche Entwicklung (ZeLE) des NRW-Umweltministeriums auf die kommende Förderperiode 2023 bis 2027 zu blicken.
Resilienz verbessern
„Das Programm LEADER stärkt die Regionalentwicklung in NRW. Es ist ein zentraler Baustein der ländlichen Entwicklung in unserem Land“, sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, deren Ministerium für LEADER in NRW zuständig ist.
Bewerben können sich Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden in ländlichen Gebieten mit 40 000 bis 150 000 Einwohnern. Städte in diesen Regionen mit mehr als 30 000 Einwohner fallen aber aus der Förderkulisse. Die ausgewählten LEADER-Regionen dürfen sich über eine finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 3 Mio. € freuen und voraussichtlich Projektkosten mit bis zu 70 % daraus finanzieren.
Geht es nach der Ministerin, soll LEADER dabei helfen, die Regionen robuster gegenüber Krisen zu machen. „Wie wichtig Resilienz ist, hat uns Corona gezeigt“, sagt die Ministerin. Wie lässt sich eine Region an den Klimawandel anpassen? Wie integriert sie Zuwanderer? Wie verhindert sie den Wegzug von Fachkräften? Diese Fragen spielen in der kommenden Förderperiode eine wichtige Rolle. LEADER dürfe aber nicht überfrachtet werden und müsse weiter von den Bürgerinnen und Bürgern gestaltet werden. „Besser als in Düsseldorf wissen die Menschen vor Ort, wo der Schuh drückt“, sagt sie.
Erfolgsmodell, aber ...
Für die Geografie-Professorin Ulrike Grabski-Kieron ist LEADER ein Erfolgsmodell, sie sieht aber auch Verbesserungsbedarf. Herausforderungen wie dem Klimawandel könne man nicht einfach mit einer Vielfalt von Projekten begegnen. Es benötige auf regionaler Ebene mehr Strategie. „Das kann LEADER aber nicht alleine stemmen“, sagt sie.
So brauche es mehr Expertise vor Ort und auf Landesebene, eine engere Abstimmung zwischen Umwelt-, Wirtschafts- und Heimatministerium und deren Förderprogrammen, um eine Stärkung der ländlichen Räume aus einem Guss zu ermöglichen.
Förderperiode vor Augen
In der kommenden Förderperiode wird es mehr als 28 LEADER-Regionen in NRW geben, da voraussichtlich die noch bestehenden Vital-NRW-Regionen in LEADER aufgehen werden. „Aber auch Neubewerber sind willkommen“, sagt Jens Niermann vom NRW-Umweltministerium und skizzierte das Bewerbungsverfahren:
Die kommunalen Zusammenschlüsse sollen bis Mitte November 2021 ihr Interesse bekunden. Danach müssen sie regionale Entwicklungskonzepte (REK) erarbeiten. Das Konzept sollte regional und nicht zu lokal gedacht werden. „Es soll kein Mosaik einzelner Maßnahmen entstehen, sondern die Projekte in der Region sollten vernetzt sein“, sagt Jens Niermann.
Ein Gremium aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden entscheidet im Sommer 2022, wer sich ab dem 1. Januar 2023 dann LEADER-Region nennen darf.
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