Mobilität
Lastenräder - Packesel mit Power
Große Ladefläche, leichter Antritt: Lastenräder mit E-Antrieb sind gefragt. Wir geben eine Übersicht über gängige Modelle und erklären, worauf es bei der Anschaffung ankommt.
Nicht nur die Post setzt sie ein – auch andere Logistikunternehmen, Pizzadienste, Handwerksbetriebe oder Direktvermarkter haben ihren Nutzen längst erkannt: Denn in vollen Großstädten kommt man mit einem Lastenfahrrad besonders zu Stoßzeiten schneller voran als mit dem Auto. Sei es für den Marktbeschicker, der einen Lieferservice für seine Kunden anbietet, für die Eiertour, die durch enge, verstopfte Straßen in der Stadt führt, oder für den fixen Warentransport zwischen Betriebsstätte und Hofladen, wo es sich nicht lohnt, ins Auto zu steigen. Transportfahrräder können eine kluge Investition sein. Das Schöne: Cargobikes bis 25 km/h sind nicht zulassungs- oder versicherungspflichtig – egal, ob mit oder ohne Elektroantrieb.
Welches Rad soll es sein?
„Wollen Sie so ein Rad anschaffen, überlegen Sie, wozu es geeignet sein soll“, empfiehlt Christian Tomkötter, Geschäftsführer von E-Motion aus Münster. Für viele Modelle gibt es passendes Zubehör, wie Transportboxen, unterschiedliche Ladeflächen, Kindersitze und mehr. Hauptunterscheidungsmerkmal der Cargobikes sind zunächst einspurige oder zweispurige Bauweisen.
- Einspurige Räder haben wie gewöhnliche Fahrräder ein Vorder- und ein Hinterrad, allerdings hat der Rahmen eine Ladefläche.
- Zweispurige Räder haben drei Räder. Sie haben eine große Transportkiste auf zwei Rädern vor dem Lenker oder hinter dem Sattel.
Einspurige Räder
Ein bekannter einspuriger Klassiker ist das Bäckerfahrrad. Es hat vorne einen großen Korb über einem meist verkleinerten Vorderrad. Durch den hohen Schwerpunkt der Ladefläche darf die Ladung nicht zu schwer sein, sonst lässt sich das Rad nicht mehr sicher steuern. Einspurige Lastenräder sind im Fahrverhalten vergleichbar mit klassischen Drahteseln. „Sie lassen sich leicht fahren, man kommt zügig mit ihnen voran, Engstellen lassen sich leicht passieren und Kurven wie gewohnt bewältigen“, erklärt Tomkötter. Außerdem sind sie schmal gebaut und nehmen so beim Parken wenig Platz ein.
Nachteile der Einspurigen
Als Nachteil dieser Bauweise erweist sich die Neigung zu einem unsicheren Stand. Der Fahrradexperte rät: „Achten Sie darauf, dass der Fahrradständer eine breite Auflagefläche hat, damit das Rad stabil steht.“ Einspurige Modelle haben als weiteren Nachteil, dass sie hoch beladen bei geringen Geschwindigkeiten eine schlechtere Fahrstabilität aufweisen als zweispurige Räder. Oft ist die Ladefläche nur lenkerbreit, weshalb in die Transportbox beispielsweise nur ein Kindersitz passt. Dafür reicht der Platz zum Transportieren von klassischen Gemüsekisten mit den Maßen 40 x 60 cm in der Regel aus. Wird ausladendes Transportgut gefahren, lässt die Fahrstabilität ebenfalls nach. Wer sich nach einem einspurigen Rad umschaut, sollte unbedingt darauf achten, dass der Rahmen stabil gebaut ist.
Long John oder Backpacker
Einspurige Lastenräder unterscheidet die Fachbranche in zwei Typen: Der Tieflader – liebevoll „Long John“ betitelt – hier befindet sich die Ladefläche zwischen Lenker und Vorderrad. Der tiefe Schwerpunkt erlaubt hohe Zuladungen von etwa 100 kg, die Länge macht es dafür weniger wendig. Beim „Backpacker“ ist der Hinterbau hinter dem Sattel verlängert. Es lassen sich beispielsweise zwei Kinder hintereinander, übergroße Radtaschen oder lange Gegenstände wie Bretter transportieren.
Zweispurige Räder
Durch ihre drei Reifen stehen und fahren zweispurige Räder sehr stabil – auch, wenn sie schwer beladen sind. Ihr Merkmal sind große breite Transportkisten, die viel Stauraum aufweisen. Sie bieten beispielsweise genügend Platz, um zwei Kinder nebeneinander zu platzieren oder ermöglichen ein Ladevolumen von 1 m3.
Zu Beginn ist es jedoch sehr gewöhnungsbedürftig, ein Dreirad zu fahren. Normalerweise balanciert man unwillkürlich auf einem Fahrrad hin und her. Das funktioniert beim dreirädrigen Rad nicht, da es mit seinen drei Rädern fest auf der Straße steht. Das Fahren von Schlangenlinien ist zu Beginn normal, nach wenigen Minuten haben Anfänger aber in der Regel den Dreh raus. Durch die größere Reibung lässt es sich zudem schwerfälliger fahren als ein einspuriges Rad. Aufgrund der Breite benötigt es mehr Platz beim Fahren und Parken. Dafür verfügt es über mehr Stauraum und steht sicher beim Beladen, vor allem mit der Feststellbremse.
Dreiräder nicht sicherer als Zweiräder
„Ein Trugschluss ist, dass Dreiräder im Straßenverkehr sicherer sind als Zweiräder“, betont Tomkötter. Geht der Fahrer zu rasant in die Kurve, neigen sie zum Kippen. Auch wenn der Radler in einer Gefahrensituation blitzschnell ausweichen muss, wird es kritisch. Durch die ruckartigen Bewegungen kann das Rad ausgehebelt werden. Wegen der Breite ist vorausschauendes Fahren erforderlich, da es an Pollern und sonstigen Hindernissen schnell eng werden kann. Wer sensible Produkte transportieren will, muss wissen, dass Dreiräder auf holprigen Straßen mehr ruckeln als Zweiräder. Ist die Straße abschüssig, sitzt der Fahrer schief auf dem Rad. Auf langen Strecken kann das zu Rückenschmerzen führen.
Hinweise zum Kauf
Preis: Lastenräder ohne Antrieb sind schon ab 1500 € erhältlich. Um dauerhaft Spaß am Lastenrad zu haben, geht unserer Meinung nach kein Weg an einem Elektroantrieb vorbei. Selbst mit 80 kg in der Kiste kommen Sie mühelos den Berg hoch und schaffen entspannt eine lange Eiertour. Lasten-E-Bikes sind in der Anschaffung wesentlich teurer. Sie kosten je nach Anbieter und Ausstattung etwa 4000 bis 6000 €.
Pflege und Wartung: Lastenräder benötigen mehr Pflege und Wartung. Zweimal pro Jahr sollten Lastenräder mit E-Motor zur Wartung, was jeweils etwa 90 € kostet.
Akku: Der Akku ist ein besonders teures Verschleißteil. Um den kälteempfindlichen Akku zu schützen, gehören E-Bikes in die Garage. Den Akku nehmen Sie am besten mit in die Wohnung. Gerade im Winter sind tiefe Temperaturen Gift für die Langlebigkeit des Stromspeichers. Üblicherweise werden heute Akkus mit einer Kapazität von 500 Wh verbaut. Damit lassen sich je nach Unterstützungsstufe, Weg und Wetter im Schnitt etwa 80 km pro Akkuladung meistern.
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