Regionales: Paderborn

Landwirt entdeckt Steinzeitgrab

Beim Pflügen ist sicherlich jeder Landwirt einmal gegen einen Stein gescheppert. Aber der Stein, der bei Familie Schulte aus Paderborn-Büren aus dem Acker guckte, ist eine Sensation.

Herbst 2017, Clemens Schulte aus Büren-Wewelsburg pflügte den Acker. „Plötzlich ruckelte der Traktor. Dann hörte ich ein Geräusch“, erzählt der 16-Jährige. „Es war nicht laut, kein Scheppern, eher ein Kratzen.“ Er war irritiert. „Auf diesem Acker hat es bisher nie gerappelt und Findlinge kommen in dieser Höhenlage naturgemäß nicht vor.“ Clemens stoppte den Traktor und schaute nach. Tatsächlich hatte er mit dem Pflugschar einen Granitstein erwischt. „Mir fiel sofort die rötliche Kuppe des Steins auf, die aus der Erde guckte“, erzählt Clemens. Der 16-Jährige informierte seinen Vater.

Es war kein Zufall mehr

Dieser hatte eine leise Vorahnung. Als Wewelsburger interessiert sich Roland Schulte sehr für Geschichte und Archäologie. Er weiß, dass Forscher an dieser Stelle schon lange ein Großsteingrab aus der Jungsteinzeit vermuten. Sofort wandte sich Roland Schulte an das Kreismuseums Wewelsburg.

Eine Forschungsgrabung unter der Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe bestätigte den Verdacht im September dieses Jahres. Denn so lange mussten die Forscher mit der Ausgrabung warten. Nachdem Roland Schulte die Sache im Herbst 2017 ins Rollen brachte, traf er mit den Archäologen eine Absprache. Sie dürfen ihre Ausgrabungen machen, aber nur in der Zeit zwischen Rapsernte im Sommer 2018 und Neuaussaat des Weizens am 27. September 2018.

Sensationelle Entdeckung

So rückten Steinzeitforscher aus ganz Westfalen am 13. August 2018 an und nahmen die Arbeit auf. Sie identifizierten nicht nur den Findling, sondern machten eine sensationelle Entdeckung: Unter der Erdoberfläche ist ein 5000 Jahre altes Steingrab. Zwischen den Steinen stießen die Forscher auf die jahrtausendealten menschlichen Überreste. Knapp 300 Knochen konnten geborgen werden. Die schweren Lehmböden sind für die Wissenschaftler ein Glücksfall. Sie konservieren die Knochen. Auf sandigen, luftdurchlässigen Böden wären sie verrottet.

Untersuchungen an den Knochen

Nun gehen die Forscher mit Methoden des 21. Jahrhunderts den Lebensgewohnheiten der Menschen von vor 5000 Jahren auf die Spur. Mit Kohlenstoffanalysen, Isotopenuntersuchung und DNA-Proben wollen sie die Geheimnisse über die Ur-Wewelsburger anhand der Funde lüften: Wie lebten die Menschen damals? Wie alt wurden sie? Welche Krankheiten hatten sie? Was haben sie gegessen? Mit wem waren sie verwandt?, erläutert Grabungsleiter Leo Klinke, Uni Münster. Er schätzt, dass 200 bis 400 Personen ihre letzte Ruhe auf diesem Steinzeitfriedhof fanden.

Kampagne ist beendet

Wie groß das unterirdische Gemeinschaftsgrab ist, kann der Archäologe nicht sagen. In der aktuellen Kampagne wurde nur ein Teil des Grabes freigelegt. „Unser Ziel war, herauszufinden, ob der anfangs entdeckte Findling tatsächlich Teil eines Megalithgrabes ist“, so Leo Klinke.

Den besagten Findling hat ein Bagger geborgen. Jetzt suchen die Archäologen einen passenden Platz für ihn. Weitere Ausgrabungen sind nicht geplant. Das Steindenkmal wird im Boden bewahrt.

Auch der jügste Sproß der Familie hat einen interessanten Fund gemacht. Mehr dazu lesen Sie in Wochenblatt-Folge 43/2018 vom 25. Oktober 2018.