Zu Besuch bei Siku

Landtechnik in Miniatur

In Lüdenscheid sitzt das Unternehmen Sieper, bekannt für die Marke Siku. Seit Jahrzehnten erfüllt es damit Träume großer und kleiner Kinder. Thomas Kalkuhl verrät, wie aus einem Claas Xerion ein ferngesteuertes Spielzeug wird.

Erwachsene Männer spielen bei Claas in Harsewinkel während der Arbeit. Denn sie haben Besuch vom Unternehmen Sieper aus Lüdenscheid. In ihren Händen halten sie den Prototypen des Claas Xerion 5000 Trac VC im Maßstab 1 : 32.

„Manchmal ist es schwer, die Ingenieure von dem Spielzeug zu trennen“, erzählt der Siku-Produktmanager Thomas Kalkuhl diese Anekdote. Gemeinsam mit ihm fachsimpeln die Ingenieure von Claas über das Design und die Funktionen des Traktors.

Als Produktmanager steht er im engen Austausch mit den Landtechnikherstellern. Denn am Ende soll das Spielzeug so realistisch wie möglich sein. Aber bis der Siku-Schlepper auf dem Wunschzettel von großen und kleinen Kindern landet, vergehen von der Idee bis zum Verkauf fast drei Jahre.

Ein Claas Xerion 5000 zum Spielen

Der „Spielenachmittag“ bei Claas war nicht der erste Besuch von Thomas Kalkuhl in Harsewinkel. Monate zuvor hatten er und ein Kollege den großen über 500 PS starken Claas Xerion unter die Lupe genommen. Sie schossen über 150 Fotos und filmten den Xerion beim Fahren und Ackern.

Denn er ist kein gewöhnlicher Schlepper: Vier gleich große Reifen, Allrad­antrieb, den Hundegang für den Acker und eine drehbare Kabine machen ihn aus. Das alles kommt auf ein Pflichtenblatt für das knapp 20-köpfige Entwicklerteam in der Zentrale in Lüdenscheid.

„Der Xerion bietet eine Vielzahl von Besonderheiten, mit denen das Spielen Spaß macht“, begründet Thomas Kalkuhl die Entscheidung gerade für dieses Fahrzeug. Außerdem gibt es auch einen praktischen Grund: Er hat eine gute Größe, um die Elektronik zu verbauen. Unter der bauchigen Haube verschwinden später drei AA-Batterien für den Antrieb.

Mit dem Modell des Claas Xerion betreten die Entwickler von Sieper Neuland: Er ist der erste Schlepper, der von vornherein per Bluetooth auch über eine App steuerbar ist. Der Fendt 933 Vario und der John Deere 7310 wurden erst im Nachgang umgerüstet.

Ferngesteuerte Schlepper hat Sie-per schon seit 2004 im Angebot, zunächst über Infrarot. Im Kinderzimmer konkurrieren sie damit mit Computerspielen wie Landwirtschafts-Simulator und Lego Technik. Der Preis des Xerion liegt bei fast 200 €. „Mit der Hälfte der verkauften Trecker spielen Erwachsene“, schätzt Thomas Kalkuhl.

Produktmanager Thomas Kalkuhl steuert den Claas Xerion per App. (Bildquelle: Otte)

Siku-Schlepper als modellhaftes Spielzeug

Doch bevor das neue Spielzeug entwickelt werden kann, muss rechtlich alles in trockenen Tüchern sein. Ein bestehender Lizenzvertrag mit Claas wird um das Modell Xerion 5000 erweitert. „Es geht allein schon darum, das typische Grün und den Markennamen verwenden zu dürfen“, erklärt Thomas Kalkuhl. Solche Lizenzverträge hat Sieper mit allen großen Landtechnikherstellern.

Nun können am Bildschirm erste Bauteile konstruiert werden. Viele Anforderungen sind dabei zu berücksichtigen: Wie dick muss die Karosserie sein, damit das Modell beim Spielen nicht auseinanderbricht? Welche Funktionen lassen sich umsetzen?

Erste Bauteile kommen aus dem 3-D-Drucker. „Auf dem Bildschirm ist es das eine, in der Realität etwas anderes“, berichtet Thomas Kalkuhl.

Die Konstrukteure müssen allein sechs elektrische Getriebe verbauen. Die hydraulische Drehung der Kabine versuchen sie, über eine Schiene zu simulieren. Hinzu kommen allein 22 verschiedene Lämpchen. „Das Zusammenspiel auf engstem Bauraum ist die große Herausforderung“, informiert Thomas Kalkuhl über das 25 cm lange Spielzeug. Parallel machen sie sich auch schon Gedanken über die Verpackung und die Bedienungsanleitung.

Dann schauen die Ingenieure bei Claas sich den Prototypen noch mal genau an. Sitzen die Lüftungsschlitze an der richtigen Stelle? Stimmen die Proportionen? Alle Wünsche der Ingenieure können die Entwickler von Sieper aber nicht erfüllen. Es ist immer noch ein Spielzeug und kein Modell. „Es muss vom Tisch fallen können“, meint Thomas Kalkuhl.

Wiedersehen auf der Agritechnica

Wenn die Mitarbeiter von Claas ihr Okay gegeben haben, konstruieren sie in Lüdenscheid die Werkzeuge für den Guss – für jedes Bauteil eine extra Form. Dann kommt es zum „First Shot“. Mit Spannung erwarten sie, wie die Zinklegierung bei 400 °C in den Formen verläuft.

Ecken und Kanten lassen sich noch beseitigen. Denn alles muss kindersicher sein. „Man muss ihn essen können“, übertreibt Thomas Kalkuhl. Die Kindersicherheit wird intern, aber auch noch mal extern vom TÜV geprüft. Dann kann die Produktion im polnischen Złotoryja beginnen.

Nun stellen Thomas Kalkuhl und seine Kollegen auf den Spielwarenmessen die Neuheit vor. Aber nicht nur da: Dieses Jahr gibt es ein Wiedersehen mit den Claas-Mitarbeitern auf der Agritechnica in Hannover.