Vom Alltag auf dem Land: Fotoalben gesucht

Die „Kommission Alltagskulturforschung in Westfalen“ will Fotoalben ländlicher Familien erforschen. „Fotografie auf dem Land wurde bislang zu wenig beachtet“, sagt die Wissenschaftlerin Elisabeth Timm. Wer kann helfen?

Sie liegen in vielen Regalen, Schränken und Kisten: Die oft liebevoll gestalteten, mit kurzen oder längeren Texten teils auch mit Dekorelementen ergänzten Fotoalben erzählen vom Anwachsen der Familie, vom Hausbau, von Festen, Feiern und gemeinsamer Arbeit auf Hof und Feld – und von Menschen, die schon Jahrzehnte tot sind. Diese Fotografien und Fotoalben vom Land- und Dorfleben möchte die „Kommission Alltagskulturforschung in Westfalen“ in Münster in einem zweijährigen Projekt erforschen.

Fotos, Lieder, Augenzeugen

Die Kommission, vielen in Westfalen noch unter ihrem früheren Namen „Volkskundliche Kommission“ bekannt, ist eine der sechs wissenschaftlichen Kommissionen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Ihre Mitglieder sowie das Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dokumentieren und erforschen das Alltagsleben in Westfalen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ausdrucksformen und der Wandel von Arbeit, Wohnen und Ernährung, religiösem Leben, Bräuchen oder Freizeit in der Geschichte und in der Gegenwart.

Das Archiv der Kommission ist über das Internet frei zugänglich und für jeden nutzbar. Es umfasst mehr als 150  000 Fotografien, 10 000 Volkslieder sowie ungezählte Manuskripte westfälischer Augenzeugen mit Berichten aus anderthalb Jahrhunderten. Zur Sammlung zählt auch eine landeskundliche Spezialbibliothek mit über 35 000 Bänden.

Das Land bisher wenig beachtet

Warum sollen nun ausgerechnet Fotoalben aus der dörflichen und bäuerlichen Welt erkundet werden? Dazu sagt Prof. Elisabeth Timm, seit 2014 Vorsitzende der Kommission:

„Die Fotografien vom Land haben, anders als Fotoalben aus städtisch-bürgerlichen Familien, wissenschaftlich bisher keine Beachtung gefunden. Deshalb möchten wir mit Fotoalben zu diesen Lebensverhältnissen und dem Alltag forschen, der sich in Vielem von demjenigen in den Städten unterschied.“

Christiane Cantauw, die Geschäftsführerin der Kommission, ergänzt: „Sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in der Alltagskulturforschung erfahren Fotoalben zunehmend Aufmerksamkeit. Sie sind unersetzliche Dokumente von Familiengeschichte und geben uns Forschenden exklusive Einblicke in individuelle Wahrnehmungen und Erinnerungen.“

Scannen und fragen

Wie das Projekt im Detail ablaufen soll, erläutert Cantauw so: „Wir möchten uns die Fotoalben für eine gewisse Zeit ausleihen und fertigen, nach Rücksprache mit den Eigentümern, Digitalisate der Alben an. Außerdem planen wir, mit denjenigen, die die Alben zusammengestellt haben, Interviews zu führen. Das ist natürlich nicht verpflichtend. Wer uns nur ein Album ausleihen möchte, ist ebenso willkommen.“


Leihgeber können sich hier melden

Wer Fotoalben zur Verfügung stellen möchte oder Fragen zum Forschungsprojekt hat, kann sich melden unter Tel. (02 51) 8 32 44  04 oder per Mail an diese Adresse: alltagskultur@lwl.org.www.alltagskultur.lwl.org

Der westfälische Zoologe Hermann Reichling war einer der Ersten, der sich vor gut 100 Jahren mit der Kamera in die freie Landschaft traute. Seine Fotos sind in Münster zu sehen.

Öffentlichkeitsarbeit

Neue Blickwinkel mit Drohnen?

von Rebecca Kopf

Drohnen für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen? Ein Workshop der Westfälisch-Lippischen Landjugend (WLL) für Landfrauen und Landjugendliche auf Haus Düsse in Bad Sassendorf, Kreis Soest, zeigte...