Corona-Pandemie in NRW

Landespolitiker bereiten Millionenhilfe für Schützen- und Heimatvereine vor

Corona erzwingt den Stillstand - auch auf Schützenfestplätzen und in Heimatmuseen. Viele Brauchtums- und Heimatvereine geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Für sie wird derzeit eine MIllionenhilfe vorbereitet.

Nach den Sportvereinen und den Künstlern will das Land nun auch den Schützen-, Karnevals- und anderen Brauchtumsvereinen unter die Arme greifen, die durch die Corona-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das geht aus einem Antrag hervor, den die Fraktionen der CDU und der FDP im Düsseldorfer Landtag jeweils einstimmig verabschiedet haben, wie die Rheinische Post berichtet. Der Antrag für ein „Sofortprogramm für Heimat und Brauchtum“ wird nun zur Beratung im Landtag weitergeleitet.

"Einnahmen brechen weg"

Dem Antrag zufolge wird die Landesregierung aufgefordert, ein Soforthilfeprogramm für Brauchtums-, Heimat- und Traditionsvereine aufzulegen, „die von den Einschränkungen bis zum 31. August 2020 besonders betroffen sind“.

Das bezieht sich insbesondere auf die Schützenvereine, die aufgrund des Verbotes von Großveranstaltungen in diesem Jahr auf die Durchführung der traditionellen Schützenfeste verzichten müssen. „Einnahmen brechen weg, das klassische Vereinsleben ruht größtenteils“, heißt es im Antrag von CDU und FDP. „Gleichzeitig bleiben die Vereine auf Kosten sitzen, denn Vereinsheime müssen unterhalten werden, Mieten entrichtet und andere Fixkosten getragen werden.“

Fördersumme: unbekannt

Die Regierungskoalition stehe „hier an der Seite des Ehrenamts“ und wolle dazu beitragen, dass die Vereine ohne übermäßige Beeinträchtigungen durch diese schwierige Zeit kommen, und danach "das für unsere Gesellschaft so wichtige Vereinsleben wieder voll aufgenommen werden kann“.

Eine genaue Summe wird im Antrag nicht genannt. Björn Franken, Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für das Ehrenamt, sprach gegenüber der Rheinischen Post von einem Betrag im „Millionenbereich“. Das müsse das NRW-Heimatministerium nun präzisieren.

Westfälischer Heimatbund fordert "unbürokratische Soforthilfe"

Bereits vor einigen Tagen hatte der Westfälische Heimatbund (WHB) darauf hingewiesen, dass Heimatvereine von den Folgen der Corona-Pandemie „stark betroffen“ und mit "unwägbaren finanziellen Herausforderungen konfrontiert“ seien. Eine Blitzumfrage des Dachverbandes unter seinen rund 570 Heimat- und Bürgervereinen in Westfalen mit insgesamt 130.000 Mitgliedern hat auf folgende Probleme hingewiesen:

  • Für Miete, Unterhalt und Personal von Heimathäusern, Museen, historischen Gebäuden, Begegnungsstätten oder gastronomischen Einrichtungen laufen die Kosten davon, während gleichzeitig Einnahmen ausfallen und evtl. vorhandene Rücklagen dahinschmelzen.
  • Für die Absage von Veranstaltungen fallen Stornokosten an. Bei einem Stillstand öffentlich geförderter Projekte können Drittmittel ausbleiben oder müssen evtl. zurückgezahlt werden. Eigenmittel für Fröderprojekte können derzeit kaum oder gar nicht erwirtschaftet werden.
  • Bei längerem Einnahmeausfall droht den vom Ehrenamt getragenen Vereinen überdies die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit.

WHB-Geschäftsführerin Dr. Silke Eilers forderte "nachdrücklich" eine angemessene Unterstützung der Heimatvereine, etwa durch eine unbürokratische Soforthilfe auch für jene Vereine, die keine Zweckbetriebe sind.

Altmodisch und engstirnig? Wochenblatt-Redakteur Kevin Schlotmann widerspricht: Das moderne Schützenwesen ist offen, führt Menschen zusammen und deshalb für alle ein Stück Heimat.

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