Kloster-Gärten: Bete und hacke

Sieben Klöster im Kreis Höxter liegen auf der neuen Kloster-Garten-Route. Sie lädt ein, die Natur hinter Klostermauern zu entdecken.

In der Frühe genießt Schwester Anastasia den Sinnesgarten für sich allein. Dann geht sie an den Hochbeeten mit Rettich und Raute vorbei. Im Stillen grüßt sie die Rosenblüten, schaut nach den Johannisbeeren und hält am Quellstein inne. „Jeden Morgen mache ich hier meine Runde“, sagt die Ordensfrau. Spürbar wird dabei ihre Freude über die neue Anlage, die hinter dem Gutshof in Germete bei Warburg entstanden ist.

Schon viele Jahre leben die Serviam-Schwestern, eine 1922 gegründete geistliche Gemeinschaft, im Dorf. Aber durch das Gartenbauprojekt haben sie im Ort neue Kontakte geknüpft. Nicht nur Beten, sondern auch Graben, Pflanzen und Hacken verbindet die Menschen auf dem Land miteinander. „Wir haben hier mehr als 50 ehrenamtliche Helfer gehabt. Viele kommen aus dem Dorf. Da war ein Maurer dabei, der gut mit den Bruchsteinen umgehen konnte. Andere haben die Wege geschottert. Und dann natürlich das Pflanzen, das hat sehr viel Freude gemacht“, blickt Schwester Anastasia auf die Bauphase im Garten zurück.

Am „Hortulus“ orientiert

Zu ihrem neuen Garten kamen die Serviam-Schwestern – wie sechs weitere Klöster in der Region – durch die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter. Deren Tourismus- und Marketingexperten sind seit Jahren damit beschäftigt, die 25 Klöster im Kreis stärker ins Blickfeld der Gäste zu rücken.

Seit Anfang Juni lädt die „Kloster-Garten-Route“ dazu ein, die Natur rund um die Mauern ausgewählter Ordenshäuser zu ent­decken. Die sieben Klöster liegen auf einer 185 km langen, ausgeschilderten Route, die sich gut mit dem Fahrrad erkunden lässt. Einige Klöster bieten sogar Übernachtungsmöglichkeiten für müde Radler an.

Projektleiterin Christiane Sasse freut sich, dass die Gartentradition in den ausgewählten Klöstern neu belebt wurde. Sie knüpfte Kontakte zu Landschaftsarchitekten der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, beantragte Förder- und Spendengelder und organisierte Gartenworkshops mit freiwilligen Helfern. Die rührige Gartenarchitektin sagt: „Viele Menschen sind über das Gartenprojekt mit den Klöstern und mit den Ordensleuten in Kontakt gekommen. Umgekehrt haben auch die Ordensgemeinschaften neue Impulse bekommen, und das wird sich durch die Besucher der Kloster-Garten-Route noch fortsetzen.“

Wer die Tradition der Klostergärten neu beleben möchte, muss natürlich wissen, nach welchen Prinzipien dort früher Gartenbau betrieben wurde. „Wir haben uns bei der Bepflanzung der Gärten am ‘Hortulus’ orientiert“, erklärt Christiane Sasse. Damit ist eine botanische Abhandlung des Reichenauer Mönchs Wahlafrid Strabo aus dem Jahre 827 gemeint. „Liber de Cultura Hortorum“, zu deutsch: „Buch über die Kulturen der Gärten“, heißt sein Werk, abgekürzt eben „Hortulus“. 24 Pflanzen sind darin aufgeführt, von denen nun auch viele in den neu angelegten Beeten der Klostergärten gedeihen: vorwiegend Heilkräuter wie Salbei, Minze, Rainfarn und Wermut gehören dazu, Würzkräuter wie Liebstöckel, Fenchel, Sellerie und Rettich und auch die Königin der Blumen, die Rose. Brigitte Laarmann

Den ausführlichen Beitrag finden Sie in Wochenblatt-Folge 28/2012 auf den Seiten 78-79.