Barrierefrei unterwegs
Kleine Auszeit im Kurpark
Wenn Wandern nicht geht, ist Wandeln eine gute Alternative. Der Kurpark von Bad Oeynhausen lädt dazu ein – inklusive Heilwasser und Salonmusik.
Als Klinikstadt ist Bad Oeynhausen vielen bekannt. Darüber hinaus zeichnet sich die südlichste Stadt im Kreis Minden-Lübbecke durch ein besonderes Grünkonzept aus. Davon profitieren Klinikpatienten ebenso wie Tagesausflügler, die eine barrierearme Infrastruktur schätzen. Einkehren, Einkaufen und Erholen sind im Stadtzentrum möglich. Denn der Kurpark liegt mittendrin. Rundherum zeugen prächtige Stadtvillen vom einstigen Reichtum, begründet durch die Sole- und Mineralquellen des Heilbades. Stadtführer Christian Barnbeck ist regelmäßig im Einsatz, um Gästen die Geschichte der Bäderarchitektur zu vermitteln: „Bad Oeynhausen wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV auf der grünen Wiese als Badeort geplant“, berichtet er.
Gegen das Fernweh
Die prächtigen Kurhäuser im Park wurden auf Anraten der Badeärzte mit so viel Abstand zueinander gebaut, dass die Patienten kurze Distanzen im Freien unternehmen mussten, um von einer Anwendung zur nächsten zu kommen. Bis heute wird das gemächliche Wandeln auf breiten Wegen in Bad Oeynhausen kultiviert.
„Der Kurpark und seine Gebäude sind im Grunde eine Illusion, eine Architektur der damals modernen Sehnsuchtsorte in fernen Ländern mit ihren Häusern, Villen und Schlössern“, sagt der Gästeführer. So kam Bad Oeynhausen zu römischen Villen, griechischen Tempeln und französischen Schlössern. Die heute noch gut erhaltenen Bauwerke gelten in Europa als einzigartig.
Einige der historischen Badegebäude werden privatwirtschaftlich genutzt. Aber die sogenannte Trink- und Wandelhalle ist immer noch der Ort, an dem das Kurleben wie früher zelebriert wird. Das Gebäude im Stil eines griechischen Tempels besitzt seitlich angeschlossene Gänge, die antiken Hallen nachempfunden sind. Erfahrene Kurgäste steuern die Wandelhalle nachmittags an. Denn dann spielt hier mehrmals in der Woche das Orchester des Staatsbades kostenlos.
Wandeln und trinken
Zu trinken gibt es auch etwas. Gesundheitsbewusste lassen sich das Heilwasser aus dem Wittekindsbrunnen II ausschenken, der sich mitten im Kurpark befindet. Das prickelnde Wasser ist reich an den Mineralien Natrium, Calcium, Chlorid und Sulfat und soll beim Spazierengehen vor der Wandelhalle getrunken werden. Alternativ gibt es diverse belebende Getränke im Café nebenan. Hier darf man sich natürlich setzen.
Der Kurpark wurde vor rund 170 Jahren vom königlichen Gartendirektor Peter Joseph Lenné geplant und seither mehrmals neu gestaltet. Saisonal bepflanzte, geometrisch angelegte Schmuckbeete unterstreichen die Blick- und Wegeachse zwischen der Wandelhalle und dem Kaiserpalast, der heute von einem Varieté und Restaurants genutzt wird. An einem sonnigen Sonntagnachmittag trifft man auf den gut ausgebauten Wegen Familien mit Kindern ebenso wie entspannte Senioren und unternehmungslustige Grüppchen von Rollstuhl-Fahrern.
Mit Emil durch den Park
Von der ursprünglichen Gestaltung des Kurparks ist die hufeisenförmige Form der Anlage bis heute erhalten. Auch die rundherum führenden Alleen, der so genannte Corso, stammen aus der Zeit der Preußen. Eine der bekanntesten Thermalquellen Bad Oeynhausens, die Jordanquelle, soll nach Renovierungen bald wieder eine 20 m hohe Fontäne im Kurpark aufsteigen lassen. Sie speist außerdem die Balitherme.
Top Kurparks
Unter den Heilbädern und Kurorten in Deutschland haben sich 14 Anbieter zusammengeschlossen, um ihre Parks auf hohem Niveau zu halten. Die Anlagen zeichnen sich unter anderem durch gärtnerische Vielfalt, Barrierefreiheit und gute Infrastruktur aus. Aus Westfalen-Lippe machen Bad Sassendorf und Bad Salzuflen mit; aus Niedersachsen sind Bad Rothenfelde, Bad Pyrmont und Bad Bevensen dabei.
www.kurpark-deutschland.de
Zu den ältesten Bäumen im Park zählen laut Gästeführer Christian Barnbeck die etwa 170 Jahre alten Platanen. Mehr als 200 Baum- und Straucharten sind im Kurpark zu entdecken, darunter auch Exoten wie Urweltmammutbäume, Ginkgos, japanische Zierkirschen oder Lebkuchenbäume. Sie spenden im Sommer angenehmen Schatten und sind attraktiv für vielerlei Tiere. Wer nur kurze Distanzen gehen oder rollen kann, findet im Kurpark ausreichend Pausenbänke oder nutzt für einen räumlich größeren Eindruck von Bad Oeynhausen die elektrische Kleinbahn namens Emil.
Die Zufahrt für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen ist über Rampen möglich. Fahrkarten und Hinweise zur Route gibt es bei der Tourist-Information am Eingang des Kurparks. Ein Blick auf die Karte des Kurparks zeigt: Über den hier beschriebenen Bereich rund um die historischen Kurgebäude hinaus gibt es noch etliche weitere Parks in der Stadt, etwa den Landschaftspark Siekertal mit Museumshof und Saline oder den Landschaftsgarten Aqua Magica mit dem 18 m tiefen, begehbaren Krater, aus dem eine Wassersäule 30 m hoch schießt.
Besucher-Infos
Bad Oeynhausen besitzt kalte und heiße Quellen und mit der Jordanquelle nach Angaben der Stadt die größte kohlensäurehaltige Thermalsolequelle der Welt. Sie speist die Bali-Therme.
Von mittwochs bis sonntags spielt das Staatsbad-Orchester nachmittags in der Wandelhalle. Ein Theater, ein Varieté und Veranstaltungen wie die Sommerbühne und die Park-Lichter sorgen ebenfalls für Unterhaltung.
In einer schmucken Villa am Kurpark ist das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum untergebracht. Es stellt die Brüder Grimm, andere Märchensammler und -autoren vor.
Adressen, Öffnungszeiten, Termine und weitere Ziele für Besucher sind bei der Tourist-Information abzurufen, etwa im „Reisemagazin 2022“.
Weitere Informationen finden Sie hier.