Sorgentelefon und Familienberatung

Hilfe für Landwirte in Krisen

Funkstille nach der Hofübergabe, wirtschaft­licher Druck oder Krankheit: Solche Probleme werden in der landwirtschaftlichen Familie oft totgeschwiegen. Das löst sie aber nicht. Wo bekommen Landwirte in der Krise Hilfe?

Bei manchen Landwirten und ihren Familien ist privat wie betrieblich „eigentlich alles in Ordnung“. „Eigentlich“ kann jedoch heißen, dass die Familie nach der Hofübergabe zerstritten ist. Dass der Kredit für den neuen Stall zu hoch ist und die gesamte Familie belastet. Dass Familienmitglieder – Junior, Senior, Frauen, Kinder – körperliche Gewalt erfahren. Gleichzeitig bedeutet „eigentlich“ in vielen Fällen, dass Betroffene über Probleme sprechen möchten. Doch sie schweigen, weil sie sich schämen oder Angst haben. Wo bekommen sie Hilfe?

Erste Anlaufstellen

Sowohl das Landfrauentelefon NRW als auch die Ländlichen Familienberatung im Bistum Münster (LFB) sind erste Anlaufstellen. Beide Einrichtungen beraten Familien und Einzelpersonen in Konfliktsituationen persönlich und anonym: Ob gravierende oder vermeintlich kleine Probleme, ob Betriebsleiter, Ehefrau, Altenteiler oder Azubi und Mitarbeiter, sie haben für jeden ein offenes Ohr – und vor allem verstehen sie die „Sprache der Landwirte“. Sowohl die 6 ehrenamtlichen Beraterinnen des Landfrauentelefons als auch die 30 ehrenamtlichen Berater und Beraterinnen der LFB kennen die Höhen und Tiefen des Zusammenlebens auf den Höfen.

Wie läuft die Beratung ab?

Der Erstkontakt bei der LFB erfolgt immer telefonisch und anonym. Erst im Gespräch stellt sich heraus, ob eine persönliche Beratung möglich ist. Hat der Anrufer den Wunsch, wird ein Termin vereinbart. Dabei besuchen zwei Berater die Familie und setzen sich mit allen Familienmitgliedern (bis auf die Kinder unter 17 Jahren) an den Tisch. Die LFB-Berater sind neu­trale Personen und übernehmen die Rolle des Moderators. Weitere Termine folgen bei Bedarf.

Nicht immer schließt sich eine Beratung direkt bei der LFB an. In speziellen Fällen wie Scheidung, Trennung oder Steuerfragen versuchen die LFB-Berater Fachleute, z. B. Familienanwälte mit Spezialisierung auf Landwirtschaft, zu vermitteln. Wenn nötig und gewünscht, begleitet die LFB den Prozess anschließend weiter.

Beim Landfrauentelefon läuft die Beratung ausschließlich anonym am Telefon. Es muss auch nicht bei dem einen Anruf bleiben. Hilfesuchende können jederzeit wieder anrufen.

Damit einer die Hofnachfolge antreten kann, müssen andere verzichten. Den weichenden Geschwistern wird dabei viel Verständnis abverlangt – auf finanzieller Ebene genauso wie auf persönlicher.

Bäuerinnenforum 2019

Denkanstöße zur Hofnachfolge

von Rebecca Kopf

Immer weniger Betriebsleiter wissen, ob überhaupt eines der Kinder den Hof übernimmt. Woran kann das liegen? Impulse vom Bäuerinnenforum auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin.

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