Führungskräfte in der Hauswirtschaft sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Sie managen beispielsweise Großküchen, Gästehäuser oder Seniorenwohngemeischaften.
Gern gesehen oder manchmal auch gefordert ist ein Meisterbrief oder mindestens die Prüfung zum/r Staatlich geprüften Wirtschafter/in.
Anders als vor einigen Jahrzehnten bieten kaum noch Schulen die Vorbereitung zu dieser Prüfung in Vollzeit an. Denn es gibt nur noch vergleichsweise wenig Auszubildende in der Hauswirtschaft und noch weniger Kandidaten, die einen höheren Abschluss "draufsatteln" möchten.
Am Anne-Frank-Berufskolleg in Münster besteht eine Klasse mit angehenden Wirtschafterinnen. Zur Zeit besuchen nur Frauen diese berufsbegleitende Fortbildung, bei der jeden Mittwoch ganztags Unterricht stattfindet. Viele Studierende bereiten sich gleichzeitig auf die Meisterprüfung vor, weil sich ein großer Teil der Prüfungsinhalte überscheiden.
Wir haben mit Christa Hols über die Weiterbildung gesprochen.
Wochenblatt: Frau Hols, was ist die Motivation der Studierenden, die "Wirtschafterinnenklasse" zu besuchen?
Hols: Viele Studierende wollen sich persönlich weiterbilden, beispielsweise direkt nach der Prüfung zur Hauswirtschafterin. Andere wechseln in ihrem Betrieb in eine verantwortungsvollere Position. Dabei müssen sie Personal führen oder sie sind für den Einkauf oder die Qualitätssicherung in der Großküche zuständig. Andere Studierende möchten ausbilden. Dazu brauchen sie die Meisterprüfung. Auch das Selbstständig-Machen ist ein Thema.
Wir bieten mit dem Bildungsabschluss "Staatlich geprüfte/r Wirtschafter/in" eine Grundlage, um eine Führungsposition in der Hauswirtschaft zu übernehmen.
Wie läuft die Fortbildung ab?
Wir arbeiten berufsbegleitend über drei Jahre. Die Studierenden kommen einmal pro Woche ganztätig zum Unterricht. Zusätzlich zum Schulstoff führen sie drei Projekte durch.
Neben Fächern wie Deutsch, Politik und Naturwissenschaften stehen Betriebsführung, Qualitätsmanagement sowie die Versorgung und Betreuung von speziellen Personengruppen auf dem Stundenplan. Die Studierenden lernen Mitarbeiter anzuleiten, wir schärfen den Blick auf wirtschaftliche Aspekte im Betrieb und auch auf Produktionsprozesse. Wir vermitteln, wie sie den Einkauf, den Personaleinsatz und Arbeitsabläufe planen. Im pädagogischen Bereich geht es beispielsweise darum, wie in einer Seniorenwohngemeinschaft die Bewohner in Alltagstätigkeiten einbezogen werden können.
Meisterprüfung in der Hauswirtschaft
Noch einmal kurz zur Meisterprüfung: Die meisten Schüler nutzen den Abschluss "Wirtschafter/in", um sich auf die Meisterprüfung vorzubereiten. Denn die beiden zentral gestellen Abschlussklausuren sind dieselben wie für die Meisterprüfung. Für weiteren Teile für die Meisterprüfung ist die Landwirtschaftskammer NRW zuständig. Dazu zählen ein sechsmonatiges Projekt, die Betrachtung einer betriebswirtschaftlichen Situation in einem Betrieb und die Ausbildereignungsprüfung.
Startet jedes Jahr eine neue Wirtschafterinnenklasse?
Wir haben eine Klasse, die aus Unter-, Mittel- und Oberstufe besteht. Der Unterricht ist in einem rollierenden System nach Themenblöcken gegliedert. Die Inhalte sind unabhängig voneinander.
Welche Vorraussetzung müssen die Studierenden erfüllen, damit sie die Wirtschafterinnenklasse besuchen können?
Die Studierenden müssen fünf Jahre im hauswirtschaftlichen oder einem ähnlich gelagerten Bereich tätig gewesen sein. Eine Ausbildung in der Hauswirtschaft ist gut, aber nicht zwingend notwendig. Willkommen sind auch Diätassistenten oder Köche.
Wichtig ist, dass der Arbeitgeber den Besuch der Fachschule unterstützt. Er sollte den Arbeitnehmer mittwochs nicht einplanen und ihm die Umsetzung von Projekten im Betrieb ermöglichen.
Hauswirtschaftliche Fachschulen
An diesen Berufskollegs wird die Fortbildung zum/r Staatlich geprüften Wirtschafter/in in NRW angeboten.
- Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Hagen
- Berufskolleg Lübbecke in Lübbecke,
- Elly-Heuss-Knapp-Schule in Düsseldorf
- Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten
- Anne-Frank-Berufskolleg in Münster
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