Wer Rinder hat, kennt keinen Stress mit Wühlmäusen. Diese Erfahrung hat Friedhelm Siegismund gemacht. Er ist Vorsitzender des Heimatvereins Iserlohn-Oestrich. Dieser unterhält seit 2004 eine 2500 m2 große Streuobstwiese mit 20 hochstämmigen Apfelbäumen. Dort grasen jedes Jahr zwei Jungbullen der Rasse Schottisches Hochlandrind. Die Tiere gehören dem Hobbyzüchter Stefan Teworte. „Wir setzen die Jungtiere mit etwa neun Monaten von den Muttertieren ab, stallen sie für einige Wochen auf und beschäftigen uns viel mit ihnen. So werden sie handzahm und halfterführig“, betont er. Auf der Streuobstwiese sind die Hochlandrinder eine Attraktion. „Sie fördern mit ihrem Kot auch die Insektenvielfalt in der Wiese“, sagt der Sprecher des Heimatvereins. Und: Wo die Rinder laufen und liegen, sei kein Mauseloch zu sehen.
Mit der Sense hinterher
Für eine längere Rinderbeweidung ist die Streuobstwiese viel zu klein. Stefan Teworte bringt die Tiere Ende Juni auf eine andere Weide. Im September kehren die Jungbullen zurück und erledigen bis November den „zweiten Schnitt“. Zusätzlich braucht die Wiese einen jährlichen Pflegedurchgang. Dabei entfernen ehrenamtliche Helfer unerwünschte Wildsträucher wie Weißdorn oder Schlehe und Baumausschläge. Eine solide Einzäunung mit einem Dreibock aus Pfählen und zweifacher Drahthülle muss vor allem für junge Bäume sein. Da Rinder sich gern scheuern, sind entsprechend kräftige Pfähle tief einzugraben. Anders zäunt Rinderhalter Heiner Keil aus Reken seine Obstbäume ein. Er setzt 2,20 m hohe Stabgitterzäune im Dreieck um die Pfähle. Ein zusätzlicher feiner Draht im unteren Bereich hält buddelnde Kaninchen fern.
Und das Fallobst?
Äpfel und Birnen sind nicht giftig für Rinder. Große Mengen Fallobst führen jedoch zu intensiver Bakterienaktivität im Pansen. Das kann Blähungen auslösen. Rinderhalter Stefan Teworte hat bei seinen Tieren keine Verdauungsprobleme durch Fallobst festgestellt. Einmal erlitt ein Rind eine Schlundverstopfung. „Das war direkt nach dem Weideauftrieb. Die Tiere waren sehr gierig.“ Ein kompletter Apfel saß in der Speiseröhre eines Rindes fest, konnte aber durch Einwirkung von außen weiterbugsiert werden. Tewortes Tipp: Beim ersten Auftrieb auf eine Streuobstwiese sollte man die hungrigen Tiere nicht allein lassen, sondern beobachten. Dann zeigt sich, ob sie mit dem knackigen Obst richtig umgehen können.
Lesen Sie mehr: