Klaus Albersmeier aus Hüttinghausen im Kreis Soest ist glücklich. Nach mehr als 50 Jahren taucht der John Deere seines Vaters wieder auf – zerlegt in Einzelteile. Der Landwirt holte den Schlepper wieder nach Hause. Hier ist die ganze Geschichte.
Eine Sensation auf dem Acker
"Der 65-PS-Traktor war der erste Großschlepper amerikanischer Herkunft im Kreis Soest“, erzählt der ehemalige John-Deere-Händler Heinz Gerd Schlieper. Er war damals 13, als sein Vater den Trecker an den Landwirt Antonius Albersmeier verkaufte. Der heute 71-Jährige erinnert sich noch gut, was andere Bauern aus dem Ort über Albersmeier sagten, als dieser das Dieselross vor den Pflug spannte, während sie mit Pferden oder einem 15-PS-Deutz ackerten. „Antonius, du bist verrückt! Was willst du mit so einem großen Trecker?“
Solche Maschinen braucht das Land
Doch der Bauer pfiff auf die Meinung anderer. Zwei Jahre später kaufte Albersmeier einen John Deere aus der gleichen Serie mit 10 PS mehr. Seinen ersten Jonny gab er bei „Schlieper und Feldt“ in Zahlung. Der Traktor ging dann nach Unna.
Ende der 70er-Jahre übernahm Heinz Gerd Schlieper den Landmaschinenhandel seines Vaters. Auch der Hof Albersmeier wechselte in die nächste Generation. Der John Deere 3010 geriet in Vergessenheit.
Wiedersehen mit Jonny - Teil 1
1990 wurde Schlieper als John-Deere-Händler in die neuen Bundesländer delegiert und eröffnete in Sonnewalde in Brandenburg einen neuen Landmaschinenhandel. Der Jonny hatte inzwischen erneut den Besitzer gewechselt und sollte wieder verkauft werden. Zufällig sah Heinz Gerd Schlieper den Schlepper an der Straße stehen, als er im Kreis Soest unterwegs war. Das war doch der Traktor, den sein Vater damals aus den USA geholt hat!
Heinz Gerd Schlieper kaufte den Schlepper und brachte ihn 2006 nach Sonnewalde, um ihn als Oldtimer auszustellen. Schlieper begann, den fast 50 Jahre alten Jonny zu restaurieren. Doch blieb es bei einer Teilrestauration.
Der Zahn der Zeit nagt
Irgendwo abgestellt, verdeckt unter einer grauen Plane, nagte der Zahn der Zeit an der einst sensationellen Neuheit aus Stahl und modernster Technik. Die Spritleitungen und Schläuche wurden porös, Batterie und Lichtmaschine gaben den Geist auf, die gelben Felgen und der satte grüne Lack stumpften ab. Bis Klaus Albersmeier den Traktor seines Vaters wiedersieht, ziehen mehr als 50 Jahre ins Land.
Wiedersehen mit Jonny - Teil 2
Im Mai 2012 waren der Landwirt und einige Kollegen auf einer Motorradtour auf dem Balkan unterwegs. Auf dem Rückweg fuhren sie durch Brandenburg und überlegten: „Wollen wir bei der Gelegenheit bei Schlieper vorbeigucken?“ Gesagt, getan. Die Männer fuhren nach Sonnewalde, guckten sich die Landmaschinen an und quatschten über alte Zeiten. Landtechnik trifft EmotionPlötzlich nahm Heinz Gerd Schlieper Klaus Albersmeier beiseite. „Für Sie habe ich noch was!“, sagte er. Der Händler ging mit dem Landwirt in eine Halle. Klaus Albersmeier staunte nicht schlecht. Dort stand der alte Jonny oder das, was von ihm übrig war. Denn die Erinnerung an seinen Vater war im Laufe der Zeit in Hunderte Einzelteile zerlegt worden.
Das Dieselross läuft wieder
Der Landwirt fackelte nicht lange und kaufte den Traktor für ein paar Tausend Euro zurück. Im Dezember lieferte eine Spedition das Chassis und mehrere Drahtkörbe mit den Einzelteilen auf den Hof. Doch wieder verbrachte der Trecker vier Jahre im stillen Kämmerlein. „Ich bin kein Schrauber und hatte keine Zeit“, räumt Klaus Albersmeier ein. Irgendwann bat er einen Bekannten um Hilfe. Der hatte zum Glück Lust und das nötige Know-how, um das Dieselross wieder zum Laufen zu bringen.
Ein Stück Erinnerung
Gut drei Jahre schraubte der Oldtimer-Fan an dem Schlepper, reparierte und restaurierte ihn. Viele Originalteile und ein frischer Originallack lassen ihn nun im alten Glanz erstrahlen. Der Oldtimer ist heute etwa 12 000 € wert. Doch das ist Klaus Albersmeier egal. Für ihn zählt etwas anderes. „Mein Vater ist 2008 verstorben. Der Jonny ist ein Stück Erinnerung an ihn!“