Hinter einem Tunnel aus Tannengrün, taucht eine kleine Holzbude auf. Ein Wichtel serviert Waffeln und Kakao. Eine „Märchenoma“ liest vor, der Weihnachtsmann thront auf einem riesigen Sessel und überall huschen helfende Wichtel in rot-grünen Kostümen über die mit Hackschnitzeln ausgelegten Wege.
Im Garten des Oberwichtels
Mike Lammers ist der „Oberwichtel“. Vor zwei Jahren, im ersten Corona-Winter, hat der Gas- und Wasserinstallateur sein 800 m2 großes Grundstück erstmals in eine Wichtelwelt verwandelt. Im Blick hatte er dabei Kinder, deren Leben belastet ist. Sei es, weil sie oder die Eltern krank sind oder weil es an Geld fehlt. „Es sollte eine Welt entstehen, die sie verzaubert“, erzählt er.
Befreundete Künstler, Nachbarn und Bekannte helfen bis heute mit. Ab Anfang November holen sie über 60 Tannenbäume und legen weißes Vlies aus, verteilen Hackschnitzel und organisieren Geschenke. In diesem Jahr haben sie das Tor zur Zauberwelt erstmals am 3. Dezember geöffnet. Bis zum 6. Januar ist montags bis freitags ab 17.30 Uhr Einlass, am Wochenende schon ab 13 Uhr. Gäste sind willkommen, einige Zeiten allerdings für Kinder und ihre Familien reserviert, bei denen das Weihnachtsfest sonst mager ausfällt. Zu ihnen knüpft das Team über Kindergärten, Frauenhäuser und soziale Einrichtungen Kontakt.
Wünsche erfüllen
Vorab können diese Kinder einen konkreten Wunsch äußern. Das Passende sucht das Team dann aus seinem Fundus heraus. Hunderte Geschenke haben Unterstützer dort abgegeben. Eine Kleinigkeit und einen Schoko-Weihnachtsmann bekommen alle Kinder.
Inzwischen haben Mike Lammers und einige Freunde einen Verein gegründet. Der „Weihnachtszauber 2020 e. V.“ sammelt auch Spenden für andere Projekte, zum Beispiel bei Konzerten an den Samstagen. 10 000 € konnte er inzwischen weitergeben. In diesem Jahr unterstützt der Verein unter anderem die Initiative „Eltern krebskranker Kinder“ in Minden.
Familien willkommen
Im ersten Jahr hatte jede Familie den Zauberwald eine Stunde exklusiv. Heute können mehr kommen. Die Öffnungszeiten haben Mike Lammers und sein Team – zum Kern gehören zehn Männer und Frauen – immer weiter ausgedehnt.
Mike Lammers’ Arbeitgeber unterstützt das Projekt, indem er ihm die nötige Flexibilität gibt. So kann er Job und ehrenamtlichen Einsatz unter einen Hut bringen. Inspiriert fühlt sich der 54-Jährige von seiner vor zehn Jahren verstorbenen Frau. „Ihr hätte es gefallen“, ist er überzeugt.
Mittlerweile gibt es auch im Sommer Konzerte im Garten, aus dem im Januar die Spuren der Wichtelwelt verschwinden. Alle Requisiten haben sich nach und nach zusammengefügt, „wie von Zauberhand“, sagt Mike Lammers.
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