Hofläden und Klimaschutz

"Ich wünsche mir, dass mehr Leute im Hofladen einkaufen!"

Landfrau Helmtraud Wolf aus Schwerte wünscht sich, dass mehr Menschen bei den Landwirten vor Ort einkaufen und etwas für den Klimaschutz tun. Dafür machte sie sich mit einer pfiffigen Idee und dem Fahrrad auf den Weg.

Schwerte ist eine alte westfälische Hansestadt im Kreis Unna. Sie liegt im Ruhrgebiet und grenzt an das nördliche Sauerland. Hier leben mehr als 46  300 Menschen. Auch Helmtraud Wolf ist dort zu Hause. Sie liebt es, mit dem Fahrrad durch die Region zu streifen. Dabei verbindet die Landfrau das Angenehme mit dem Nützlichen. Das brachte sie auf eine Idee, die den Landwirten vor Ort und Verbrauchern dient.

Keine Erdbeeren im Winter

„Seitdem ich Mitglied bei den Landfrauen Schwerte bin, kaufe ich meine Lebensmittel direkt beim Erzeuger“, berichtet die Teamsprecherin des Ortsverbandes. Das ist bei dem einen Landwirt das Achtelrind, beim anderen sind es Eier und die Kartoffeln, beim nächsten Gemüse und Obst.

In erster Linie greift die 66-jährige gelernte Finanzfachwirtin zu regionalen Produkten, um lange Transportwege zu vermeiden. Dass das Angebot saisonal schwankt, ist für sie kein Grund auf den Supermarkt auszuweichen. „Ich muss im Dezember keine Erdbeeren aus Chile kaufen. Über solche Angebote ärgere ich mich“, betont die umweltbewusste Frau, die ebenso darauf achtet, dass sie die Einkaufswege möglichst klimaschonend zurücklegt. Deswegen lässt Helmtraud Wolf eher das Auto stehen als das Rad.

Radeln und im Hofladen einkaufen

Die Hofläden befinden sich im Umkreis von 15 km. „So kann ich den Einkauf mit einer schönen Tour verbinden“, schwärmt die passionierte Radfahrerin. Doch unbeschwert ist sie nicht unterwegs. „Es gibt immer weniger Landwirte“, bedauert sie. Bei der letzten Zählung der Landwirtschaftskammer 2016 waren es nur noch 41 Betriebe. „Es wäre gut, wenn mehr Bürger bei den Bauern vor Ort einkaufen, um diese zu unter­stützen,“ so die Schwerterin, „doch viele kennen die Hofläden nicht einmal.“

Broschüre „Hofläden in und um Schwerte“

Das will die engagierte Landfrau ändern. Sie erstellte die Broschüre „Hofläden in und um Schwerte“. Zuerst sprach sie die Landwirte an. Wer mitmachen wollte, zahlte 50 € für die Druckkosten. Den Löwen­anteil der Kosten für die 2500 Exemplare übernahmen Sponsoren.

Welcher Hofladen bietet was? Die kostenlose Broschüre "Hofläden in und um Schwerte" verrät es. (Bildquelle: Kopf)

Dann wandte Helmtraud Wolf sich an die Klima­beauftragten der Stadt Schwerte, Jana Ermlich und Anja Paechnatz. Der Wegweiser soll die Bürger nicht nur dazu anregen, beim Direktvermarkter einzukaufen, sondern ebenso Denkanstöße zum umweltgerechten und fairen Einkaufen geben. Jana Ermlich und Anja Paechnatz unterstützten das Landfrauen-Projekt. Sie lieferten alltagstaugliche Tipps und kurze Texte zum Klimaschutz.

Tipps für den Klimaschutz und nützliche Adressen

Entstanden ist ein Heft mit 48 Seiten. Der Verbraucher findet Adressen und Angebote von 13 Hofläden aus der Region und erfährt zum Beispiel wie er nach dem Saisonkalender einkauft, was der ökologische Fußabdruck ist, was hinter „Bio“ steckt oder wie er sich klimafreundlich ernährt.

Ursprünglich wollten die Schwerter Landfrauen die Broschüre anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens Ende März kostenlos an die Bürger verteilen. Das klappte jedoch wegen der Corona-Krise nicht. Deswegen liegen die Hefte demnächst im Rathaus aus. Bereits jetzt gibt es den kleinen Ratgeber barrierefrei zum Downloaden.

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