Hobbytierhaltung

Hühner auf Probe

Rassegeflügelzüchter lassen sich allerlei einfallen, um Menschen für Hühner zu begeistern. Aus Velen kommt die Idee, Hühner plus Stall an Interessenten auszuleihen.

Es ist zwar kein Staatsbesuch, der bei den Egginks erwartet wird. Dennoch stehen an diesem Samstagmorgen alle Bewohner des Nebenerwerbshofes in Südlohn-Oeding Spalier: Die Eltern Waltraud und Jörg Eggink, dazu die drei Kinder Lukas, Marike und Jarne. Sogar Opa linst aus dem Hintergrund herüber. Ein weißer PkW mit Anhänger rangiert rückwärts die Auffahrt zum Einfamilienhaus hinauf. Das Gefährt stoppt, zwei Männer steigen heraus. Sie öffnen die Ladeklappe des Hängers, legen Bretter als Rampe an und ziehen ein Häuschen auf Rädern aus dem Laderaum. An einer Seitenwand steht in großen Lettern „Rassegeflügelzuchtverein Velen“. Doch vom Rassegeflügel ist noch nichts zu sehen.

Jarne geht im Legenest, das von außen zugänglich ist, auf Eiersuche. (Bildquelle: Laarmann)

Finderglück! Dieses Ei ist für Jarne sicher etwas Besonderes. (Bildquelle: Laarmann)

Vier Hühner – drei Rassen

Der fünfjährige Jarne überwindet als erster seine Scheu und tritt näher an den kleinen Stall auf Rollen. Dirk Ulick und Swen Schomberg vom Velener Geflügelzuchtverein nehmen den Jungen in ihre Mitte. Gemeinsam schauen die drei durch die Glastür an der Frontseite des Stalls. Die vier Tiere sitzen ruhig auf dem Stallboden. „Die Hennen sind ein eingespieltes Team und waren mehrmals in diesem Jahr zusammen unterwegs“, berichtet Dirk Ulick. Die Tiere entstammen unterschiedlicher Rassen. An den weißen Ohrscheiben sind die beiden Zwerghühner der Rasse Bantam zu erkennen. Unverwechselbar mit seinem schwarz-weiß gestreiften Gefieder ist das Huhn der Rasse Zwerg-Amrock. Das größte, schwarzgefiederte Huhn ist ein Deutsches Langschan.

Drei Stallbewohnerinnen erkunden die Umgebung: links ein Deutsches Langschan, rechts eine Bantam-Henne und hinten eine Henne der Rasse Zwerg-Amrock. (Bildquelle: Laarmann)

Mobiler Stall

Dirk Ulick und sein Swen Schomberg, der Jugendobmann bei den Velener Geflügelzüchtern, schieben den rollbaren Stall im Format 1 x 1,5 m auf die Spielwiese neben der Schaukel. Unter die Breitseite des Mobils schieben die Männer stabile Kanthölzer, damit das Hühnerhaus sicher steht. Swen Schomberg wickelt einen Zaun aus Netzgewebe mitsamt Pfosten ab. Im Nu haben die beiden Männer ein etwa 5 m2 großes Fleckchen Wiese vorm Stall als Auslauf eingefriedet. Eine Tränke, Tröge und ausreichend Hühnerfutter für die eine Woche, in der die Hühner zu Gast sind, gehören zur Ausstattung des Mobils. Die Gesamtkosten fürs Ausleihen des Mobils inklusive Bringen und Abholen belaufen sich auf 80 € für die erste Woche; eine zweite Woche wird etwas günstiger.

Hühner ausleihen

Was beim Füttern und Tränken der Hühner zu beachten ist und wie der Stall sauber gehalten wird, lässt sich Lukas Eggink erklären. Der 13-jährige wünscht sich eigene Hühner. Um herauszufinden, ob ihr Sohn gut mit der Versorgung der Tiere zurechtkommt, hatte seine Mutter vorgeschlagen, dass die Familie sich um das Hühnermobil beim bewirbt.

Der 13-jährige Lukas Eggink (links) ist für die Leihhühner verantwortlich. Er wünscht sich eigene Hühner. (Bildquelle: Laarmann)

Zugleich will Waltraud Eggink als Förderschullehrerin prüfen, ob die reisenden Hühner auch etwas für die Kinder ihrer Schule wären.Die Nachfrage nach dem Hühnermobil ist groß, berichtet Dirk Ulick. Neben Familien und Schulklassen möchten auch Kindertagesstätten und Seniorengruppen die Hühner zu Besuch einladen. Die Hobbyzüchter freuen sich über die rege Resonanz und die Chance, ihre Begeisterung fürs Rassegeflügel weiterzugeben und für ihren Verein zu werben. Während der kurzen Einweisung formulieren Dirk Ulick und Swen Schomberg nur wenige Regeln zum Umgang mit den Hühnern:

  • Keine hektischen Bewegungen in der Nähe der Tiere, vor allem kein Rennen. Sonst werden die Hühner unruhig.
  • Gehen die Hühner in den Stall, ist das ein Zeichen, dass sie eine Pause brauchen. Dann lässt man sie in Ruhe.
  • Abends ist die Klappe des Hühnerstalls zu verschließen, damit keine Räuber eindringen.

Der kleine Stall verfügt über eine Sitzstange mit Kotbrett, eine Wanne zum Sandbaden und drei Legenester. (Bildquelle: Laarmann)

Für Lukas Eggink war es kein Problem, die Regeln einzuhalten. Wir fragten ihn am Ende der Probewoche nach seinen Erfahrungen mit den vier Hennen. Er berichtete: „Wir hatten alle Spaß mit den Hühnern. Die beiden kleineren fraßen uns sogar Toastbrotstückchen und Weintrauben aus der Hand.“ Er konnte beobachten, dass Hühner gern Löcher buddeln und dass sie Eindringlinge gemeinsam verscheuchen. So schlugen die Hennen die Hofkatze in die Flucht.

Dass das Hühnerexperiment erfolgreich war, beweist folgender Nachtrag: Einige Wochen nach dem Probelauf mit dem Hühnermobil bekam Lukas von seinen Eltern das „Go“ für eigene Hühner. Er baute einen kleinen Stall, in den drei Hennen einzogen.

Vereine mit viel Hühnerwissen
In normalen Zeiten treten die Rassegeflügelzuchtvereine regelmäßig mit Geflügel-Ausstellungen in Erscheinung. Darüber hinaus sind die traditionsreichen Vereine, von denen etliche bereits ihr 100-jähriges Bestehen feierten, nützliche Plattformen, die Kontakte und Wissen vermitteln. Für neue Interessenten sind sie offen – auch für Hobbyhalter, die nicht in Zucht einsteigen, sondern nur einige Tipps zur Haltung einer kleinen Hühnerschar oder Impfungen für ihre Hühner benötigen. Der Vereinsbeitrag ist erschwinglich – in Velen zahlen Mitglieder 25 € pro Jahr. Wer einen Verein in seiner Nähe sucht, findet hier Infos über regionale Ansprechpartner:
Landesverband des Rassegeflügelzüchter Westfalen-Lippe,
Bundesverband der Rassegeflügelzüchter.


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