Injektionen, Spezialputze oder eine neue Abdichtung von außen: Mit Patentrezepten sind Anbieter bei der Sanierung eines feuchten Kellers schnell zur Stelle. Welche Methode die richtige ist, hängt von verschiedenen Dingen ab. Dazu gehören die Bauweise des Kellers, seine (geplante) Nutzung und das Schadensbild. Einen Weg zur richtigen Sanierung zeigt Christian Krafft auf. Der Münsteraner ist seit 20 Jahren öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden.
1. Welche Wanne?
Im ersten Schritt sollten Eigentümer prüfen, wie der Keller gebaut ist. Wenn das nicht auf den ersten Blick festzustellen ist, weil die Wände verputzt sind, eine 3 x 3 cm große Fläche freilegen.
Altsubstanz: Vor dem 20. Jahrhundert wurde in Grundmauern und Kellerwänden verbaut, was vor Ort vorhanden war, zum Beispiel Ziegel oder Sandsteinblöcke. Sie sind kaum abzudichten.
Schwarze Wanne: Bis etwa 1985 wurden Keller aus Kalksandstein gemauert und dann von außen abgedichtet, bis 1975 mit Zementputz und einem Teeranstrich, danach mit einer Bitumendickbeschichtung oder Schweißbahnen.
Weiße Wanne: Heute werden Keller entweder aus Betonteilen zusammengesetzt oder vor Ort gegossen. „Weiße Wanne“ nennen Fachleute das. Dichtbänder sorgen für den wasserdichten Anschluss an die Bodenplatte.
2. Wo dringt Wasser ein?
Nach Erfahrung von Christian Krafft gibt es einige typische Schwachstellen.
Versorgungsleitungen: Ist der Eintrittspunkt der Wasser-, Strom- und Gasversorgung auf der Innenseite der Außenwand nass, sollte der zuständige Netzbetreiber um Abdichtung gebeten werden. Er kümmert sich in der Regel um den Einbau der sogenannten „Mehrsparteneinführung“ und ihre Abdichtung nach außen.
Lichtschächte: Kommt Regenwasser über die Lichtschächte hinein, ist es meist am preiswertesten, druckwasserdichte Kellerfenster nachzurüsten. Sie kosten inklusive Einbau ab etwa 1200 € pro Stück. Schächte in dieser Qualität sind deutlich teurer. Den Einbau der Fenster sollte ein Fachbetrieb übernehmen, da die Anschlüsse zwischen Rahmen und Baukörper wasserdicht sein müssen.
Anschlussfuge: Dringt im Sockelbereich einer weißen Wanne Wasser ein, ist häufig das Fugenband undicht. Eine Fachfirma muss die Anschlussfuge dann „verpressen“. Dafür setzt sie Bohrlöcher, in 4 bis 5 cm Höhe und in einem Abstand von 10 cm. Der eingepresste Epoxidharz füllt feinste Risse aus.
Außenwand: Ein Indikator für feuchte Mauerwände (schwarze Wanne) sind neben bröckelndem Putz Ausblühungen. Sie entstehen, wenn Wasser aus dem Mauerwerk an die Wandoberfläche dringt. Das Wasser verdunstet, die mitgeführten Salze bleiben übrig. Diese sind hygienisch unbedenklich, ziehen aber Feuchtigkeit aus der Raumluft an. Sicher und dauerhaft lässt sich eine gemauerte Außenwand nur von außen abdichten. Ist die Wand freigelegt, werden Schweißbahnen in zwei Schichten von der Unterkante Sohle bis mindestens 15 cm über Terrain an der Kelleraußenwand angebracht. Das dichtet gegen drückendes Wasser ab. Spezialisierte Dachdeckerbetriebe sind dafür die richtigen Ansprechpartner. Bei einem Einfamilienhaus liegen die Kosten bei etwa 45 000 €.
3. Was sind Alternativen?
Eine nachträgliche Abdichtung ihrer schwarzen Wanne von außen wollen Eigentümer umgehen. Auf dem Markt sind einige Alternativen:
Injektionsverfahren: Diese Methode – auch Hydrophobierung genannt – eignet sich für die Reparatur der Horizontalsperre. Etwa in Sockelhöhe wirkt sie in der Außenwand gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit. Neben Epoxidharz kommen auch Paraffin und Polyurethan als Mittel infrage.
Sanierputze: Sie verhindern, dass Salzausblühungen Wasser anziehen. Regale und Schränke sollten auch danach mindestens 5 cm Abstand zur Außenwand haben.
Innendämmung: Auf dem Markt sind auch Produkte, die Sanierputz und Innendämmung kombinieren. Sie kommen meist in Wohnräumen zum Einsatz. Dabei werden Kalziumsilikatplatten auf sehr glatt gespachtelten Untergrund geklebt. Der komplette Wandaufbau muss diffusionsoffen sein.
4. Wie Fachleute finden?
„Jede Firma wird das anbieten, was sie am besten kann, aber nicht unbedingt was der Sache angemessen ist“, sagt Christian Krafft. Zum besten Angebot führen für ihn zwei Wege.
Spezialwissen: Gutachter oder auf Bauschäden spezialisierte Architekten erstellen ein Sanierungskonzept und prüfen Angebote. Das kostet 85 bis 160 € pro Stunde.
Angebote und Referenzen: Wer sich selbst stärker engagieren möchte, holt Angebote verschiedener Unternehmen ein und lässt sich die Vorzüge ihrer Methoden erklären. Dabei auch nach Referenzen fragen. Christian Krafft: „Man sollte keine Hemmungen haben, die genannten Kunden anzurufen und nach ihrer ehrlichen Meinung zu fragen. Am besten auch nach ihrem ,Verhältnis‘ zur Firma.“