Mobbing von Bauernkindern

Hilfe bei Mobbing

Ursachen für Mobbing, Hilfe und Adressen: Sabrina Kolodziej, Kinderschutzbund NRW, und Frank Schallenberg, Experte für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen, geben Tipps zum Schutz vor Mobbing.

Mobbing ist kein Problem, das ein Kind hat, weil es „anders“ ist. Sondern weil das soziale Umfeld sein Aussehen, seine Herkunft oder den Beruf der Eltern, z. B. Landwirte, bewertet. Um Mobbing zu stoppen, müssen der Täter und die Gruppe ihr Verhalten ändern – nicht das Opfer. Sabrina Kolodziej, Kinderschutzbund NRW, und Frank Schallenberg, Experte für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen, geben Tipps zum Schutz vor Mobbing.

Was ist Mobbing?
Mobbing ist, wenn jemand gezielt von einer Gruppe regelmäßig herabgesetzt, schikaniert oder ausgegrenzt wird. Das kann in Schulen, in Vereinen und in der Freizeit stattfinden. Meist greift einer – der Gruppenanführer – ein Opfer an, wobei die Gruppe das zulässt. Mobbing ist immer ein Problem einer Gruppe und kann auch nur mit und in dieser gelöst werden.

Woran erkenne ich Mobbing?

Oft leiden Mobbingopfer lange, weil niemand „hinschaut bzw. hinhört“. Mobbing ist zu erkennen, indem man jede Situation durch die „Mobbing-Brille“ betrachtet, rät Sabrina Kolodziej, Kinderschutzbund NRW, und meint damit, Situationen neu in den Blick zu nehmen: Könnte es Mobbing sein, wenn ein Kind

  • sich anders verhält als sonst, z.  B. ruhiger oder nervöser geworden ist,
  • passiv ist, die Leistung abfällt,
  • Schulsachen wie Blöcke oder Hefter beschädigt sind, obwohl es ein „ordentliches“ und gewissenhaftes Kind ist,
  • wenn das Kind isoliert von anderen ist und sich häufig in der Nähe des Lehrerzimmers oder Erwachsenen aufhält? Vielleicht sucht es Schutz.
  • Weist das Kind körperliche Merkmale auf?

Der Mobber

„Mobbing ist ein einfacher Weg, das Ego zu pushen“, ­outet sich ein ehemaliger Mobber. „Oft hat der Mobber Probleme, die er auf das Opfer überträgt“, erklärt Frank Schallenberg, Experte für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen. „Indem der Täter ein anderes Kind mobbt, will er Macht und Überlegenheit demonstrieren.“ Anerkennung geben ihm die Mitläufer bzw. die Gruppe, die die Tat zulässt. Mobber wissen, was sie tun. Sie handeln bewusst und aus Absicht.

Das Opfer

Das Aussehen, das Verhalten, eine Krankheit, die soziale Herkunft, der Beruf der Eltern: Es gibt keinen Grund für Mobbing. Doch werden Kinder, die „anders“ sind, gemobbt. Mobbing hat viel mit Unwissenheit zu tun. „Der Täter weiß meist nichts über das Leben und den Alltag des Opfers“, sagt Frank Schallenberg, „für Kinder aus der Landwirtschaft ist Mobbing besonders schwer auszuhalten. Weil sie für etwas bestraft werden, das ihre Eltern machen. Plötzlich steht die Familie als Ernährer in einem sozialen System infrage.“

Mobbing da stoppen, wo es passiert: In der Gruppe

Bei Emma (11) in der Klasse wurde ein Mitschüler gemobbt. „Die anderen machten immer Witze über ihn. Der ist total ausgerastet. Dann haben die ihn noch mehr geärgert. Meine Freundin und ich fanden das fies. Wir sind irgendwann zu dem Jungen gegangen und haben ihm gesagt, dass er mit uns spielen soll. Dann sind wir mit ihm zu unserer Lehrerin gegangen.“

Diesen Mut braucht es, um Mobbing zu stoppen, und es braucht Regeln und die klare Ansprache des Täters. „Es wird immer auf das Opfer geschaut, aber nicht das Opfer muss sich oder sein Verhalten ändern, sondern der Mobber. Er verhält sich falsch und muss die Chance haben, sich zu reflektieren“, betont Coach Frank Schallenberg. Kinder haben eine klare Vorstellung von dem, was geht, und was nicht geht.

In der Schule spiegeln das die Klassenregeln wider und trotzdem finden 80 % des Mobbings im Klassenraum, aber außerhalb des Unterrichts statt, etwa in der Pause. „Mobbing ist ein Gruppenphänomen“, erklärt Sabrina Kolodziej. Sie rät Lehrern, mit der Klasse lösungsorientiert Regeln zu entwickeln, die ein besseres Klassenklima und eine bessere Situation für den von Mobbing betroffenen Schüler herbeiführen. Eltern rät sie, sich nicht an den Täter oder dessen Eltern zu wenden. Das verschärft die Situation. Sie sollten sich an die Lehrer wenden und nicht locker lassen, wenn es um Mobbing geht. „Kontaktieren Sie Sozialarbeiter und Mobbingberater. Und Ihrem Kind vermitteln Sie: Du bist okay, so wie du bist.“

Hilfe bei Mobbing - Adresse und Kontakte

www.stoppt-mobbing.de

www.no-blame-approach.de

www.sicher-stark-team.de

www.kinderschutzbund-nrw.de

www.frank-schallenberg.de

www.komnet.nrw.de

www.landwirtschaftliche-familienberatung.de

www.schulministerium.nrw

Hilfe am Telefon

Mobbing Line: (02 11) 8 37 19 11

Elterntelefon: (08 00) 1 11 05 50

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