Henglarn: Swingende Klänge auf dem Dorfplatz
Lieder über Paris, Berlin und Amsterdam - und das in Jazz-Klängen, mitten im 1000-Seelen-Dorf Henglarn? Dafür ernteten Sebastian Netta und sein Quartett beim ersten Wochenblatt-Konzert am Ende stehenden Applaus.
Swingende „Tulpen aus Amsterdam“ und andere Klassiker gab es zu hören beim ersten Wochenblatt-Konzert, das am Sonntagnachmittag in Henglarn bei Lichtenau, Kreis Paderborn, stattfand. Auf dem Platz vor den Höfen Ernesti und Willeke hatte der Musiker Sebastian Netta seine fahrbare Kleinbühne aufgebaut. Mit dem gebührenden Corona-Abstand verfolgten rund 90 Zuhörer aus allen Generationen zunächst überrascht, dann begeistert das Geschehen auf der Bühne.
Eine Wundertüte der Musik
„Wir öffnen hier eine Wundertüte“, versprach die Sängerin Gabi Goldberg, die über eine vielseitige Publikums- und Bühnenerfahrung verfügt. So war sie im Background-Chor mit Andrea Berg und Udo Jürgens unterwegs, aber eben auch mit Jazz-Legenden wie Al Jarreau und Paul Kuhn auf Tournee. An Kuhn erinnerte sie in Henglarn mit dem Klassiker „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“.
Gemeinsam mit Sebastian Netta am Schlagzeug, Mike Delferro am Piano und Uli Wentzlaff-Eggebert am Bass präsentierte Goldberg auf dem Platz am gut 1000 Jahre alten Dorfkirchturm ein überaus breites Repertoire mit Stücken wie „Sunny Side of the Street“, „Ganz Paris träumt von der Liebe“, „Hallelujah“ von Ray Charles oder auch „Das Veedel“ von den Bläck Föss. Stehenden Applaus ernteten die vier Musiker schließlich mit ihrer swingenden Version des Volksliedes „Der Mond ist aufgegangen“.
Bühne zum Ausklappen
Seit gut drei Jahren tourt der aus Rosendahl-Holtwick im Münsterland stammende Musiker Sebastian Netta mit wechselnden Künstlern durch das Land. Er spielt in Dörfern, auf Wald- und Wiesen-Festen sowie, in der Corona-Zeit besonders häufig, vor Seniorenzentren.
Eines seiner wichtigsten „Instrumente“ ist die gerade einmal 9 m2 große Bühne zum Aufklappen. Sie ist wie ein überdimensionaler Strandkorb auf einen Autoanhänger montiert und lässt sich in gut 30 Minuten für ein Live-Konzert unter freiem Himmel aufbauen.
„Das ist hier unser Knusperhäuschen, und ihr kommt hier jetzt nicht mehr raus“, sagte Netta schmunzelnd. Ihm ist vor allem eines wichtig: „Wir wollen keine Hintergrundmusik fürs Biergespräch an der Theke liefern, sondern ein echtes Konzert, bei dem die Musik und das Zuhören im Mittelpunkt stehen.“
Geschenk vom Wochenblatt für das Dorf
Das Wochenblatt hat diese Idee unterstützt und im Sommer ein Konzert ausgeschrieben, das als Geschenk für eine besonders engagierte Dorfgemeinschaft gedacht war. Aus einer Reihe von Bewerbungen war die Wahl auf Henglarn gefallen.
Dort wird im alten Dorfkern seit mehr als 30 Jahren mit hohem Engagement aller Beteiligten ein Adventsmarkt auf die Beine gestellt, der auf große Besucherresonanz stößt und dessen Einnahmen dem Dorf zugute kommen. „Die Eigentümer der alten Bauernhäuser öffnen alljährlich im Advent ihre Deelen, Scheunen, Ställe und Gewölbekeller und engagieren sich tatkräftig“, so hatte Silvia Knaup von Henglarner Landfrauen dem Wochenblatt geschrieben. „Ich finde, dieses Engagement ist eine Belohnung wert. Und was sollte es da Schöneres geben als ein Konzert für die Bewohner dieser Bauernhäuser?“
Nach dem Erfolg am Sonntag sind weitere Dorfkonzerte des Wochenblattes in Vorbereitung. Sie sollen im kommenden Jahr in Westfalen stattfinden.