Das Büro ist der Dreh- und Angelpunkt auf den Höfen: Hier wird getippt, telefoniert, gedruckt, kopiert, gesprochen. Mancherorts dringen auch Gesprächsfetzen, Maschinen- und Tiergeräusche von draußen hinein. Schnell baut sich so eine unangenehme Geräuschkulisse auf. Man kann sich schlechter konzentrieren, Telefonate und Gespräche werden erschwert, Fehler und Missverständnisse schleichen sich ein – kurzum: Die Büroarbeit macht wenig Freude.
Viel Ablenkung im Zwei-Personen-Büro
„Wie störend jemand die Umgebungsgeräusche wahrnimmt, ist sehr individuell und hängt stark davon ab, wie viel Konzentration eine Tätigkeit gerade beansprucht“, erklärt Lars Oldehinkel vom Büroausstatter „Bürosysteme Emsland“ in Lingen. Der Spezialist für Akustikfragen berät sowohl kleine Betriebe als auch große Firmen und stellt immer wieder fest: „In Zwei-Personen-Büros ist die akustische Ablenkung besonders groß, weil man jedes Wort des Gegenübers versteht und alle Geräusche mitbekommt.“ Die Arbeit wird häufig durch einen Blick oder Kommentar zum Kollegen unterbrochen. Darunter leidet die Konzentration.
Nervender Nachhall
Als besonders störend in Büro- und Besprechungsräumen wird der Nachhall empfunden. Der Fachmann erklärt: „Jedes Geräusch löst eine wellenförmige Schwingung in der Luft aus. Diese Schallwellen breiten sich mit 340 m/s kugelförmig aus. Trifft der Schall dabei auf ein hartes Hindernis, wie Glas, Holz oder Stein, prallt er ab und wandert zurück in den Raum, bis er an der nächsten Stelle reflektiert und so weiter.“ Dieser Echo-Effekt wird um so schlimmer, je größer ein Raum ist und je mehr Geräusche sich überlagern. Laut den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) sollte die Nachhallzeit in einem Ein- oder Zweipersonenbüro bei höchstens 0,8 Sekunden liegen.
Runter mit der Lautstärke
Die ASR gibt außerdem vor, dass bei Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration erfordern, eine dauerhafte Lautstärke von 50 Dezibel (dB) nicht überschritten werden sollte. Das trifft zum Beispiel auf unternehmerische Arbeiten zu, in denen es um Entscheidungen geht. Bei Abläufen, die weniger Konzentration erfordern oder nicht unter Zeitdruck erledigt werden müssen, dürfen es auch mal 70 dB sein. Zum Vergleich: Eine normale Unterhaltung findet bei 60 dB statt.
Ob Geräusche als störend wahrgenommen werden, hängt überdies von der Tonfrequenz ab. „Hohe Töne werden als unangenehmer empfunden als tiefe“, erörtert Lars Oldehinkel. Für eine ausgewogene Akustik sei es dennoch wichtig, sowohl hohe als auch tiefe Frequenzen zu dämpfen.
Tipp: Es gibt kostenfreie Akustik-Apps für Smartphones und Tablets, mit denen Laien Nachhallzeit, Lautstärke und Tonfrequenz messen können, zum Beispiel „Raumakustik“ oder „Schallmessung“.
Schalldämmung oder -dämpfung?
Fachleute unterscheiden zwei Maßnahmen, um die Raumakustik zu verbessern:
- Bei der Schalldämmung wird versucht, Geräusche aus anderen Räumen oder von draußen abzuschirmen. Dies gelingt durch spezielle Dämmschichten in Wänden, Decken und Fußböden, zum Beispiel aus Stein- oder Glaswolle, Holzfasern, Gips oder dichten Schaumstoffen. Auch der nachträgliche Einbau solch einer Dämmschicht ist möglich. Dazu wird sie mittels Abstandhaltern vor die vorhandene Bausubstanz gesetzt und damit akustisch von dieser entkoppelt.
- Bei der Schalldämpfung geht es darum, durch schallaufnehmende (= absorbierende) Materialien im Büro selber den Raumklang zu verbessern. Hier kommen poröse Materialien, wie Schaumstoffe und textile Fasern, zum Einsatz. In ihnen verfängt sich der Schall und wird vereinfacht gesagt in (sehr geringe) Wärmeenergie umgewandelt. Sie werden teilweise mit gelochten oder geschlitzten Platten bzw. Folien kombiniert. Je nachdem, wie viel Schall diese Elemente schlucken, unterteilt man fünf Absorberklassen von A bis D (sehr gut bis gering absorbierend). Schallabsorber lassen sich ohne große Eingriffe anbringen bzw. aufstellen und sind daher eine gute Lösung für vorhandene Räumlichkeiten.
Gute Akustik kostet Geld
Die Kehrseite einer guten Akustik im Büro: Es kommen Spezialprodukte zum Einsatz, die ihren Preis haben. Eine Vor-Ort-Beratung, bei der die Räume akustisch beurteilt, die passenden Elemente ausgewählt und deren Einbau besprochen werden, hilft, das Geld an der richtigen Stelle auszugeben. Hierfür sind Akustikfirmen, (Innen-)architekten, Büroausstatter und Bauingenieure die richtigen Ansprechpartner.
Durch Rückmeldungen von Kunden weiß Fachberater Lars Oldehinkel um den Mehrwert einer angenehmen Arbeitsumgebung: „Sie steigert das Wohlbefinden, die Motivation und damit die Produktivität der Mitarbeiter.“
Schnelle Tipps für weniger Bürolärm
Oft reichen schon kleine Veränderungen aus, um die Geräuschkulisse im Büro zu verbessern. Hier sind einige Tipps:
- Schreibtischstühle auf harten Böden mit Gummirollen, Stühle mit Filzgleitern ausstatten.
- Schreibtischunterlagen und Mauspads verwenden.
- Laute Tastaturen gegen leisere Modelle austauschen.
- Beim Kauf von PCs auf Modelle mit leisen Lüftergeräuschen achten, sichtbar am „Blauen Engel“.
- Drucker, Kopierer und Faxgerät in einem anderen Raum platzieren.
- Akten, Bücher und Zeitschriften nicht komplett hinter Schranktüren verbannen. Zwischen den Seiten verliert sich der Schall.
- In den Ecken (Kunst-)Pflanzen oder mobile Akustiksäulen aus dem Fachhandel aufstellen.
- Teppich verlegen. Wer statt fester Auslegeware lose Teppiche oder Teppichfliesen verwendet, kann sie bei Verschmutzung einzeln austauschen.
- Über dem Besprechungstisch eine Leuchte mit einem Lampenschirm aus Filz oder eine spezielle Akustikleuchte aufhängen.
- Faltenreiche Gardinen und Vorhänge aus dickem Stoff bevorzugen. Noch wirksamer, aber teurer sind Akustikvorhänge.
Wussten Sie schon?
- Auch Büromöbel können schallschluckend gestaltet sein. In diesem Fall bestehen Schranktüren, Seiten- oder Rückwände aus gelochten oder geschlitzten Materialien, die mit schallabsorbierenden Schichten hinterlegt sind. Nachteil: In den Öffnungen sammelt sich Staub.
- Akustikdecken sind in gewerblichen Büros Standard. Verbreitet sind hier Rasterdecken mit gelochten Einlegeplatten aus Mineralfaser oder Gipskarton, die auf eine Unterkonstruktion montiert werden. Teurer sind abgehängte, fugenfreie Akustikdecken. Zwischen Platten und Zimmerdecke befindet sich stets eine schallabsorbierende Füllung. Wichtig zu wissen: Akustikdecken können nicht gestrichen werden. Verschmutzte Elemente lassen sich aber austauschen. Eine Alternative ist ein offenporiger Akustikputz für Decken und Wände. Ein Anstrich ist hier ebenfalls tabu.
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