Größer, besser, Burnout

Befeuert das Wachsen der Betriebe die Überlastung? „Bigger, better, Burnout“ war das Motto des Bäuerinnenforums des Deutschen Landfrauenverbandes.

Ist Wachstum immer die Lösung? Selbstkritisch stellte sich der Deutsche Landfrauenverband (dlv) diese Frage. Das Bäuerinnenforum 2016 unter dem Titel „Größer, besser, Burnout?" fand am Sonnabend während der Grünen Woche in Berlin statt. Es lieferte den 250 Gästen kein Patentrezept, doch die Vorträge stimmten nachdenklich.

„Frauen in der Landwirtschaft sind Allrounderinnen“, sagte dlv-Präsidentin Brigitte Scherb. Sie arbeiten oft an der Grenze der Belastbarkeit und gefährden ihre Gesundheit. Die Frage „Wachsen oder weichen“ mache vielen zu schaffen. Je größer die Betriebe sind, desto höher ist das Risiko, an die Belastungsgrenze zu stoßen. Die Landfrauenpräsidentin mahnte, eine Entscheidung zu betrieblichem Wachstum mit Blick auf die eigenen körperliche und psychische Belastung kritisch zu sehen.

Die Seite der Ökonomie

Professor Dr. Alfons Balmann diskutierte die ökonomische Bedeutung des Strukturwandels. „Fortschritt erzeugt immer Gewinner und Verlierer“, sagte der Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonimien. „Aufgrund der marktwirtschaftlichen Lage unterliegt die Landwirtschaft dem Zwang der Produktionssteigerung. Der Wissenschaftler sprach vom Tretmühleneffekt. „Die Märkte und Einkommen sind unsicherer geworden. Das drängt viele zu der Entscheidung, zu wachsen.“

Freiwillig oder gezwungen?

„Größer, schneller, weiter – warum, wohin und auf wessen kosten“, betitelte Dr. Clemens Dirscherl vom Evangelischen Bauernwerk in Hohebuch seinen Vortrag. Der Agrarexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) richtete sehr viele Fragen an die Zuhörer: „Ist Wachstum freiwillig oder gezwungen? Ist es die Politik oder die Technik, die es fordert?“ Oftmals geschehe Wachstum freiwillig, gibt der EKD-Agrarexperte seine Beobachtung wieder. Das mache ihn betroffen. „Tut Wachstum auch gut?", gab Dirscherl zu bedenken.

Informieren und mitbestimmen

Ganz praxisnah fragte Anne Dirksen von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen „Wachstum auf den Höfen – wie geht es den Frauen damit?“ Die Beraterin appellierte an die Bäuerinnen: „Setzen Sie sich bei der Beratung dazu und informieren Sie sich über die Geschehnisse, Zahlen und Entwicklungen auf dem Betrieb.“ Mit einer eigenen Meinung können Bäuerinnen Einfluss auf die betriebliche Entwicklung nehmen. rk

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