Einen Plan dafür aufzustellen, wer von den Omas und Opas, Tanten und Onkeln den Kindern was zu Weihnachten schenkt? Davon hält Vanessa Lansmann wenig. „Schließlich lasse ich mich selbst gerne überraschen, was die Kinder auspacken“, nennt die Mutter von zwei Jungen im Alter von acht und einem Jahr einen Grund. „Außerdem kommen so auch Geschenke ins Haus, die ich selbst vorher nicht kannte oder die ich meinen Kindern niemals ausgesucht hätte“, ergänzt sie.
„Ich fand es total hässlich“
Die 38-Jährige empfindet das als Bereicherung. Und das sogar dann, wenn sie selbst das Spielzeug schrecklich findet, das ihre Kinder geschenkt bekommen sollen – so wie neulich beim ersten Geburtstag ihres Sohns Janosch. „Meine Schwiegermutter hat ihm eine lila Raupe zum Hinterherziehen gekauft, die blinkt und Geräusche macht. Ich finde das Ding total hässlich.“ Ob sie das so deutlich zum Ausdruck gebracht hat? „Sicher, wir reden sehr offen miteinander. Meine Schwiegermutter hat nur geantwortet ,Es ist ja auch nicht für dich, sondern für Janosch.‘ Und Recht hat sie. Janosch hat sich riesig über die blinkende Raupe gefreut. Und genau darum geht es ja.“
Gebraucht? – Na klar!
Die Raupe stammt übrigens aus einem Secondhandladen für Kinderspielzeug in Gescher. Sachen aus zweiter Hand zu kaufen – egal, ob Spielzeug oder Kleidung – ist für Lansmanns selbstverständlich und das auch bei Geschenken zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Ist im Laden nichts Passendes dabei, wird Vanessa Lansmann häufig über WhatsApp-Flohmarktgruppen oder über eBay-Kleinanzeigen fündig. Zum einen lässt sich so Geld sparen. „Zum anderen ist es umweltschonender, nicht immer alles neu zu kaufen.“ Auch beim Verpacken setzt Vanessa Lansmann auf Wiederverwertung. Sofern das Geschenkpapier beim Auspacken nicht in Fetzen gerissen wurde, bewahrt sie es für die nächste Gelegenheit auf. Manchmal verwendet sie auch Zeitungspapier und verziert das Paket mit einem Tannenzweig.
Digitale Wunschlisten
Doch zurück zur Geschenkeliste: Sollte jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis selbst keine Geschenkidee haben, hilft das Internet weiter. Denn bei einem großen Online-Versandhandel hat Vanessa Lansmann sogenannte Wunschlisten für sich und ihre Familie angelegt. Dort kann sie den Link zur Bestellung des jeweiligen Produkts ablegen. Immer dann, wenn ihr übers Jahr eine Idee für ein Geschenk für sich oder einen ihrer Lieben kommt, speichert sie die Sachen auf der jeweiligen Liste. Familie und Freunde haben Zugriff darauf. „Ob sie die Sachen am Ende tatsächlich direkt über den Onlinehändler bestellen oder in einen Laden vor Ort gehen, weiß ich nicht. Beides ist möglich“, sagt Vanessa Lansmann.
Zu teuer fürs Christkind
Auch ihr achtjähriger Sohn Felix hat die digitale Variante des Wunschzettels ans Christkind vor zwei Jahren für sich entdeckt. „Felix klickt munter alles an, was er gerne hätte. Ein Gefühl dafür, welche Geschenke preislich im Rahmen liegen, hat er noch nicht“, erzählt Vanessa Lansmann schmunzelnd. In diesem Jahr liegt beispielsweise ein Lego-Technik-Bausatz für 400 € im digitalen Wunschkorb. „Ich habe Felix schon erklärt, dass es den vermutlich nicht geben wird. Denn wenn jedes Kind sich so ein teures Geschenk wünschen würde, hätte das Christkind nicht genug Geld, um für alle Kinder etwas Schönes zu besorgen.“
Bei Deko-Wunsch Gutschein
Brigitte Kösters überlegt sich gerne, was sie ihren Kindern und deren Partnern zu Weihnachten schenkt. Die Zwillinge Gerrit und Vanessa sind 30, ihre Tochter Eileen 27 Jahre alt. Ihren Töchtern legt sie beispielsweise gerne ein Schmuckstück unter den Baum. „So etwas würden sie sich selbst schließlich nicht kaufen“, sagt die 58-Jährige. Geht es darum, Dekowünsche zu erfüllen, schenkt Brigitte Kösters lieber einen Gutschein. Ihre fünf Patenkinder bekommen zu Weihnachten keine Geschenke. „Dafür denken wir immer an die Geburtstage unserer Patenkinder, egal wie alt sie werden, und besuchen sie kurz. Mir ist es wichtig, ihnen zu zeigen, dass wir an sie denken.“
Gemeinsame Zeit ist wichtiger
Sie und ihr Mann schenken sich nichts. „Wenn wir etwas haben möchten, dann holen wir uns das selbst“, beschreibt sie ihre pragmatische Einstellung und ergänzt: „Außerdem möchte ich nicht so einen Tüddelkram geschenkt bekommen.“ Wichtiger als die Geschenke es sind, ist der Landfrau zu Weihnachten das gemeinsame Beisammensein. „Gerade in Krisenzeiten wie heu-
te. Auch bei der jüngeren Generation merke ich, dass sie es mehr denn je wertschätzen, mit der Familie zusammenzukommen“, betont Brigitte Kösters. Sie würde sich daher wünschen, dieses Jahr Weihnachten wieder mit der gesamten Familie zusammenkommen zu können.
Zumindest Online zusammen sein
Im vergangenen Jahr war das leider auch im engsten Familienkreis nicht möglich. „Eine meiner Töchter hatte über Weihnachten Corona. Damals sind wir zu ihr nach Münster gefahren, um ihr ein Päckchen mit einem Geschenk vor die Wohnungstür zu legen. Wieder zu Hause angekommen, haben wir zusammen per Videokonferenz miteinander Weihnachten gefeiert.“ Auch wenn es nicht dasselbe war – Brigitte Kösters ist froh, dass es diese technischen Möglichkeiten gibt. So war ihre Tochter Heiligabend wenigstens nicht völlig allein.
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