Innas damals schwangere Tochter Olga, die Mutter des kleinen Dima, ging schon Ende Juni zurück in das umkämpfte Land. Ihr Kind kam in der Zentralukraine zur Welt. Dabei lag das Krankenhaus unter Raketenbeschuss. Doch die 27-Jährige wollte das Baby unbedingt in der Heimat und gemeinsam mit dem Vater zur Welt bringen. Eine Cousine fuhr die Schwangere mit dem Auto zurück in die Ukraine.
Inna und der kleine Dima blieben noch zwei Monate länger auf dem Betrieb mit Sauenhaltung. Der Junge begleitete Tochter Pauline Krämer in der Ernte auf dem Trecker. Inna half der Schwiegermutter von Claudia Krämer im Garten. Ende August stiegen Oma und Enkel unter Tränen in Bielefeld in einen Bus und fuhren 36 Stunden zurück in die Heimat.
Dima sollte Anfang September die Einschulung in der Ukraine nicht verpassen. Außerdem warteten in der Stadt Uman Innas Eltern, ein Sohn, ihr Mann und Tochter Olga mit dem Neugeborenen.
Angst vor Drohnen
Inna schreibt regelmäßig per WhatsApp. „Sie fürchten sich vor allem vor den iranischen Drohnen“, erzählt Claudia Krämer und ergänzt: „Wir sollen sie weiter in unsere Gebete aufnehmen.“
Selbst wundert sie sich, wie schnell sie sich daran gewöhnt hat, dass eine andere Familie mit im Haushalt lebt.
Das Ehepaar Krämer überließ den Geflüchteten sein Schlafzimmer. Die Familie teilte sich die Küche mit den Ukrainern, die aber ein eigenes Büro und Bad nutzen konnten. „Sie waren sehr umgänglich und dankbar“, so Claudia Krämer.
Bürokratie hat genervt
Ihr stellen sich die Nackenhaare hoch, wenn jemand von Sozialtourismus schwätzt. Genervt hat sie die Bürokratie. „Ein Amt wusste nicht, was das andere macht“, erinnert sie sich. Angaben zu den Geflüchteten musste sie mehrfach machen. Nichtsdestotrotz bereut Claudia Krämer die Zeit nicht.
Bis heute ist sie direkter mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert als jemand, der die Schrecken nur in den Nachrichten sieht. Sie hofft, dass die Gewalt bald ein Ende findet.
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