Frohe Weihnachten!

Das Wochenblatt-Team wünscht allen Lesern, Inserenten und Freunden ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

Zum Weihnachtsfest haben wir Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, gebeten, seine Sicht auf das Fest darzustellen.

Ein verwundbares Kind auf einer verwundbaren Erde

"Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.“ Gott wird Mensch, er kommt zur Welt als hilfsbedürftiges Kind, das wie jedes andere Neugeborene angewiesen ist auf Liebe, Nahrung und Schutz. Die Weihnachtserzählung ist eine Herausforderung. Ihr Ort ist die Armseligkeit eines einfachen Stalls damaliger Zeit, in dem Maria und Josef einer Zukunft entgegensehen, die voller Gefährdungen und Entbehrungen ist. Jesus ist ein verwundbares Kind auf einer verwund­baren Erde.

Die Botschaft von Weihnachten durchbricht unsere Vorstellung von Macht, Größe und Stärke. Sie lenkt den Blick auf das, was viele Eltern im Moment des Wunders der Geburt ihrer Kinder wohl sehr unmittelbar erfahren: Hier schreit sich in ihrer leiblichen Verletzlichkeit eine Liebe ins Leben, die einem ganz intuitiv das Versprechen abringt, eine Zukunft für sie zu schaffen. Das ist es, wo­rauf es wirklich ankommt!

Weihnachten bedeutet, dass Gott der Machtlogik dieser Welt trotzt, denn er erklärt den Menschen, jeden einzelnen, in diesem einen Kind in der Krippe für einmalig. Als Christinnen und Christen dürfen wir auch heute in der Gewissheit Weihnachten feiern, dass diese unbedingte Zusage für alle Menschen gilt.

Wenn ein Kind geboren wird, dann fordert es sein Recht auf ein Morgen. Neugeborene Mädchen und Jungen appellieren an unsere Verantwortung für einen Planeten, der lediglich über endliche Ressourcen verfügt. Der menschengemachte Klimawandel ist Realität und führt uns vor Augen, dass wir jetzt handeln müssen, wenn es uns ernst ist mit den gegebenen Versprechen.

Das Geschehen an der Krippe weist uns den Weg, wie wir verantwortlich mit Gottes guter Schöpfung umgehen können. Gott zeigt sich im Stall zu Bethlehem in der Stärke der Schwachheit – um auf dieser Erde leben und wirken zu können, braucht er Menschen, die ihn beschützen: Maria und Josef, die herbeieilenden Hirten und die Sterndeuter aus dem Osten. Gottes unbedingtes Ja zu uns ist ein Aufruf zur Menschlichkeit, den wir selbst in Freiheit beantworten müssen. Diese Welt ist verwundbar und schutzbedürftig – sie hat eine Zukunft, wenn wir dem hoffnungsvollen Beispiel der Krippe folgen.

Die heutige Weltordnung erweist sich leider viel zu oft als völlig unfähig, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Das schreibt Papst Franziskus in der Umweltenzyklika "Laudato si". Er betont aber auch den Unterschied zu den Haltungen vieler Menschen vor Ort: „Denn dort können sich in der Weise, wie man an das denkt, was man seinen Kindern und Enkeln hinterlässt, eine größere Verantwortlichkeit, ein starker Gemeinschaftssinn, eine besondere Fähigkeit zur Umsicht, eine großherzigere Kreativität und eine herzliche Liebe für das eigene Land bilden.“

Weihnachten ist ein guter Anlass, diese Werte und Perspektiven in Erinnerung zu rufen und ihnen entsprechend zu handeln.

Dabei dürfen wir auf die Zusage des Engels vertrauen: „Fürchtet Euch nicht!“ Habt keine Angst, sondern seid zuversichtlich. Die Hirten schöpfen daraus den Mut, sich auf den Weg zu machen. Tun wir es ihnen gleich und leisten unseren Teil: Schützen und gestalten wir die Zukunft unserer Erde!

Gesegnete Weihnachten und ein segensreiches Jahr 2019!

Ihr

† Dr. Franz-Josef Overbeck