Hofnachfolgerinnen stellen sich vor

Frischer, weiblicher Wind auf den Höfen

Hofnachfolgerinnen sind noch in der Unterzahl. Welche Schwerpunkte sie setzen, berichteten zwei junge Frauen auf dem Kreislandfrauentag Ruhr-Lippe.

Auf den Höfen in Ruhr-Lippe geht es mit frischem, weiblichem Wind weiter. Das war ein Thema des Kreislandfrauentags Ruhr-Lippe in Schwerte.

Der Vorstand hatte zwei Hofnachfolgerinnen eingeladen, die Einblicke in ihren Alltag gaben.

Mehr als die Hälfte der etwa 1450 Verbandsmitglieder kommen nicht vom Hof. "Wir wollen ihnen das Leben in der Landwirtschaft näher bringen", berichtete die neu gewählte Kreisvorsitzende Petra Watermann. Sie selbst ist Textilwissenschaftlerin und Kuratorin für Museen und hat sich bewusst für das Landleben entschieden. Sie sieht sich im Vorstand des Kreislandfrauenverbandes als Bindeglied zwischen Frauen vom Land und Bäuerinnen.

"Wenn es Söhne gibt, haben Frauen kaum Chancen, den Hof zu übernehmen."
"Frauen auf den Höfen haben es schwer, bei Beratern und Geschäftspartnern ernst genommen zu werden, obwohl sie gut ausgebildet sind."
"Die Gleichstellung der Geschlechter auf den Höfen ist eine Herausforderung, weil die Rollenbilder oft tradiert sind."
Cornelia Langreck, Präsidentin des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes

"Es sind oft die Frauen, die die Initiative ergreifen, um Einkommensalternativen auf den Höfen zu entwickeln."
Susanne Pante, ehemalige Kreisvorsitzende Ruhr-Lippe

Simone Lategahn ist seit zwei Jahren in der Leitung des Hofladens ihrer Mutter. (Bildquelle: Pröbsting)

Arbeitsplatz Hofladen

Simone Lategahn wurde die Leidenschaft für Direktvermarktung quasi in die Wiege gelegt. Ihre Mutter gründete vor etwa 30 Jahren den Hofladen auf dem Milchhof Mühlhausen in Unna und entwickelte ihn stets weiter. Tochter Simone stieg nach ihrem Bachelor in Agrarwissenschaften und einer zweijährigen Station als Bildungsreferentin bei der Rheinischen Landjugend in die Leitung des Hofladens ein.

Schwerpunkt des Vollsortiments ist eine Frischfleischtheke mit Fertiggerichten und Convenience-Produkten. Angegliedert sind eine Hofmolkerei und ein Café mit 40 Plätzen. Die 120 Milchkühe und den Ackerbau machen Simones Vater und ihr Bruder.

Hauptarbeitsplatz der 29-Jährigen ist das Büro. Sie ist zuständig für Arbeitspläne und Mitarbeiterschulungen, sie orga­nisiert die Erweiterung der Hofmolkerei und entwickelt neue Produkte. Außerdem packt die junge Frau überall an, wo Hilfe nötig ist.

Um Hof und Produkte bekannter zu machen, zeigt die Direktvermarkterin in den sozialen Medien, was gerade Saison hat und lädt kurze Filme vom Hofleben hoch. "Das ist gut investierte Zeit", findet sie.

Auch wenn auf dem Hof stets viel zu tun ist, versucht Simone Lategarn einen freien Tag pro Woche einzurichten. Abstand vom Hof bekommt die junge Direktvermarkterin jeden Abend: Sie wohnt 10 Minuten Fahrtzeit vom Berieb.

Da Annkathrin Huffelschulte noch etwas Freiraum für eine Berufstätigkeit hat, stellt sie an ein bis zwei Tagen pro Woche an Schulen die Landwirtschaft in Unterrichtsmodulen vor. (Bildquelle: Pröbsting)

In Schulen unterwegs

In den elterlichen Betrieb mit rund 100 Milchkühen einzusteigen, das war das Berufsziel von Annkathrin Huffelmann aus Hamm-Frielinghausen nach ihrem Bachelor in Agrarwissenschaften. Da ihr Vater noch jung ist, blieben ihr neben der Arbeit im Kuhstall und auf dem Acker noch einige Stunden Freiraum für eine berufliche Tätigkeit.

Seit 2017 engagiert sich die 27-Jährige im Projekt "Landwirtschaft kommt in die Schule" des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands. Es ist in der Region Ruhr-Lippe ein Standbein vom "Lernort Bauernhof". Die Hofnachfolgerin führt an ein oder zwei Vormittagen pro Woche nach dem Melken 90-minütige Unterrichtsmodule zu Themen wie Milch, Kartoffel, Boden oder Getreide durch. "Das Projekt ist bei Schulen gefragt, auch weil das Thema Landwirtschaft in derSekundarstufe I auf dem Lehrplan steht", berichtet Annkathrin Huffelmann. Ihr ist wichtig, den Schülern zu vermitteln, wie Familienbetriebe in der Hellweg-Region arbeiten. Überrascht seien die Mädchen und Jungen oft, wie viele Lebensmittel in der Gegend erzeugt werden und wie viel Arbeit dahinter steckt.

"Solche Aktivitäten sind nur möglich, wenn alle in der Familie mitziehen", ist die Mutter eines zweijährigen Sohnes überzeugt. Annkathrins Eltern und ihr Mann, der außerlandwirtschaftlich tätig ist, halten ihr zu Unterrichtszeiten den Rücken frei.

Zwei Ehrenbienen verliehen

Außerdem wurden auf dem Kreislandfrauentag zwei Landfrauen für herausragendes Engagement von der Präsidentin des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes (WLLV) Cornelia Langreck geehrt: Die ehemalige Kreisvorsitzende Susanne Pante und Elfriede Schulte.

Nach der Auszeichnung mit der Ehrenbiene (von links): Elfriede Schulte, Cornelia Langreck und Susanne Pante. (Bildquelle: Pröbsting)

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