Projekt „Zukunft der Dörfer“

Frauen zwischen Kinder, Küche, Homeoffice

„Neue Rollenbilder braucht das Land – Herausforderungen zwischen Kinder, Küche, Homeoffice“ - mit diesem spannenden Titel lud die Uni Vechta im Rahmen des Projektes „Zukunft der Dörfer“ zu einer Online-Diskussion ein.

Rollenbilder und ihre gesellschaftliche Wertung sind oft eine Generationenfrage. So ist in den vergangenen Jahrzehnten ein Wandel zu beobachten, der das alte Rollendenken verändert. Viele jüngere Männer wünschen sich gleichberechtigte Partnerinnen und übernehmen mehr unbezahlte Sorgearbeit zuhause, teilen Erziehungszeiten und erledigen die Hausarbeit. Doch die Corona-Krise scheint viele Frauen zurück an den Herd zu katapultieren. Die Krise macht sich die Problematik starrer Geschlechterrollen in Familie und Beruf deutlich sichtbar.

Neue Rollenbilder braucht das Land?

Unter dem Titel "Neue Rollenbilder braucht das Land? - Herausforderungen zwischen Kinder, Küche, Homeoffice" fand kürzlich eine Online-Diskussion an der Uni Vechta statt. Eingeladen hatten Simone Israel und Christine Lorenz-Lossin vom Projekt "Zukunft der Dörfer". 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen machten deutlich, wie groß der Bedarf ist, sich darüber auszutauschen. Forderungen nach einer gerechteren Verteilung von Erwerbsarbeit sowie eine Aufwertung der meist unbezahlten Familien- und Sorgearbeit wurden laut.

Frauen als Leidtragende

Besonders viele Frauen leiden unter physischen und psychischen Belastungen. "In der Corona-Krise sind im Landkreis Vechta vor allem die Stellung von Alleinerziehenden, Betroffene von Altersarmut sowie Betroffene von häuslicher Gewalt öffentlich nicht wahrnehmbar", verdeutlicht Astrid Brokamp, Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Vechta. Renate Hitz, Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft Oldenburger Münsterland, ergänzt: "Aktuell sind die größten Herausforderungen alles zeitlich unter einen Hut zu bringen. Übergang und Grenzen vom Küchentisch zum Homeschooling, zum Homeoffice verwischen."

Rollenstrukturen aufbrechen

"Im Landkreis Vechta versuchen die Gleichstellungsbeauftragten Rollenstrukturen aufzubrechen, indem beispielsweise Väter motiviert werden Elternzeit zu nehmen", erklärt Astrid Brokamp, "Studien belegen, dass Väter nach der Elternzeit auch mehr Verantwortung im Haushalt beziehungsweise Care-Tätigkeiten übernehmen." Ein weiterer Ansatz ist das Aufbrechen von tradierten Rollenmustern bei Vorschulkindern. Die Gleichstellungsbeauftragte fordert entsprechende Vorbilder in den Medien, der Politik und der Wirtschaft. Bereits engagierte Frauen sollten sichtbar werden. Um eine Sorgearbeit gerechter zu verteilen, setzt Renate Hitz auf feste Kinderbetreuung und Arbeitszeitaufteilung. Auch feste Strukturen innerhalb der Familien erachtet sie als notwendig, die gerade durch die Corona-Krise erodieren.

"Solange Frauen und Männer noch mit der Organisation von Care-Tätigkeiten beschäftigt sind, ist nicht daran zu denken, dass auch mehr Frauen unternehmerisch tätig werden können", kritisiert Christine Lorenz-Lossin. Sie sieht die Kommunalpolitik in der Pflicht, entsprechende Strukturen wie Kinderbetreuung zu schaffen. Renate Hinz und Astrid Brokamp sehen das anders. Übereinstimmend sagen sie, seien es die Unternehmen, die solche Angebote etablieren müssen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass solche Kinderbetreuungsangebote sehr schnell in Anspruch genommen werden.

Rückwärtsbewegung in der Corona Krise?

Simone Israel brachte ein neues Thema in die Diskussion ein: Befinden sich die Frauen in einer Rückwärtsbewegung in der Corona Krise oder gibt es auch eine positive Entwicklung in der Region des Oldenburger Münsterlandes?

Astrid Brokamp sagt ganz deutlich: "Grundsätzlich kommen Trends abgeschwächt oder verspätet im ländlichen Raum an. Individuelle Entscheidungen z. B. dass Frauen zu Hause bleiben und sich um die Kinderbetreuung kümmern, müssen auch als bewusste Entscheidungen kommuniziert werden." Und Renate Hitz ergänzt: "Ich glaube nicht, dass es eine gravierende Rückwärtsbewegung in der Geschlechtergerechtigkeit gibt, denn die Frauen bewerten die gegenwärtige Situation ja nicht positiv." Zum Abschluss betonte Hitz: "Natürlich sind Städte in vielen Aspekten weiter als der ländliche Raum des Oldenburger Münsterlandes, aber in der Vergangenheit gab es durchaus positive Entwicklungen in der Region." Sie nannte das frühe Angebot der Kinderbetreuung und die Steigerung der weiblichen Erwerbsarbeit. "Wichtig ist, dass man Ball bleibt und Frauen unterstützt", lautete das Fazit.

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