Sanieurng planen

Fitness für einen Altbau

Wer ein Haus sanieren möchte, hat einige Fragen zu knacken. Schließlich hat sich bei Dämmung, Heizung und Geschmack viel getan. Wie Antworten aussehen können, zeigt dieses Haus aus den 1960er-Jahren.

Es steht in Havixbeck im Kreis Coesfeld. Ein junges Paar hat es gerade modernisiert. In das 700 m2 große Grundstück mit altem Baumbestand hatte sich das junge Paar schnell verguckt. Beim Haus mitten in einem Wohngebiet in Havixbeck sah es Potenzial.

Der Bau stammt aus den 1960er-Jahren und bietet 180 m2 Wohnfläche. Mit einem Architekten schmiedeten die neuen Eigentümer Pläne. Oben auf der Wunschliste: mehr Licht, mehr Großzügigkeit und weniger Wärmebedarf. Um das hinzubekommen, musste der alte Klinker runter. Jetzt bekommt der Bau eine 22 cm starke Dämmung aus Mineralwolle. Diese lässt sich später besser recyceln als Styroporplatten. Als Verkleidung werden Klinkerriemchen aufgeklebt. Das spart aufwendige Fundamente.

Neue Heizung, neuer Standard

Eine Luftwärmepumpe beheizt das Haus künftig über eine Fuß­boden­heizung. Angestrebt ist der KfW-Effizienzhausstandard 70. Weil der Dachstuhl nicht ganz in der Waage war, wurden die Sparren aufgedoppelt. Zelluloseflocken füllen die Zwischenräume. Obenauf kommen 10 cm dicke Holzweichfaserplatten, die im Sommer auch die Hitze draußen halten, und neue Pfannen. Als Bauzeit ist ein halbes Jahr eingeplant.

Hier einige Details, die den neuen Eigentümern bei Sanierung und Umbau wichtig sind:

Freiheit unterm Dach

Die Decke zwischen dem ­Ober­geschoss und dem niedrigen Dachboden haben die Bauherren selbst entfernt. Jetzt öffnen sich die Räume bis unters Dach. Das gibt deutlich mehr Weite. Das Haus ist künftig so konzipiert, dass das Obergeschoss eigenständig genutzt werden könnte.

Interessantes Detail: Die Decke zum Dachboden wurde entfernt. Das gibt den Räumen im Obergeschoss neue Weite. (Bildquelle: Hertleif)

Mut zum Stahlträger

Architekt und Baubiologe Uwe Müller-Perkuhn aus Havixbeck, der den Bau betreut, nutzte Stahlträger und -stützen, um großzügige Öffnungen zu schaffen. So gehen Küche, Ess- und Wohnbereich künftig ineinander über.

Mit Stahlträgern lassen sich Durchgänge verbreitern. (Bildquelle: Hertleif)

Türen höher setzen

Damit auch in Zukunft niemand den Kopf einziehen muss, wurden alle Türöffnungen von 1,98 m auf 2,14 m erhöht. Bei einer Sanierung von Grund auf geht das ohne Probleme.

Der Umbau bietet die Chance, die Türöffnungen zu erhöhen. (Bildquelle: Hertleif)

Altes wiederverwenden

Je mehr sie sich mit den ­Kosten für eine neue Eingangstreppe befassten, desto besser gefielen den Bauherren die alten Stufen aus Waschbeton. Nun lagern die Platten im Vorgarten und sollen später wieder eingesetzt werden, in einem neuen Metallrahmen und mit Flüssigbeton übergossen. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen.

Die alten Stufen zur Haustür werden wiederverwendet. (Bildquelle: Hertleif)

Der Blick der Baukultur
Wohngebiete aus den 1960er-Jahren sind ein geordneter Gegenpol zum Kunterbunt vieler aktueller Baugebiete. Manchen mag das spießig erscheinen, für Martin Schmidt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe sind solche ­Wohn­gegenden einfach Zeugnisse ihrer Zeit.

Der Geschäftsführer des Bünd­nisses für regionale Baukultur in Westfalen empfiehlt, Häuser zumindest optisch nicht zwanghaft in die Gegenwart zu holen. „Ziel ist, dass es sich einfügt und nicht als Leuchtturm an der Ecke blinkt.“ Schmidt und sein Team geben gerne gestalterische Anregungen.

Gleiches gilt für das Netzwerk Baukultur im westlichen Münsterland, das am Sandsteinmuseum in Havixbeck angesiedelt ist. Unter der Leitung von Rieke Orel bietet es Veranstaltungen an. Dazu gehörte auch die Führung über die hier vorgestellte Baustelle. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des ­Museums unter der Überschrift „Museum“, Unterpunkt „Baukultur“.

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