Der richtig eingestellte Fahrradsattel entscheidet über Wohl- und Unwohlsein bei ausgiebigen Radtouren. Mit folgenden Tipps lassen sich Sitzkomfort und Kraftübertragung optimieren.
Sattelgröße: Die Knochen bestimmen's
Die Sitzknochen entscheiden, welcher Sattel richtig ist. Denn der Abstand der knöchernen Strukturen bestimmt die erforderliche Breite der Sitzfläche. Nur so lässt sich ungewollter Druck auf die Weichteile verhindern. Wer eine genaue Analyse wünscht, sollte sich im Fachhandel vermessen lassen. Doch auch zu Hause kann jeder selbst den Abstand zwischen seinen Sitzknochen bestimmen.
Dazu braucht es einen Hocker und zwei etwa DIN A4 große Stücke Wellpappe:
- Legen Sie eine der Pappen auf eine harte Sitzgelegenheit, am besten auf einen Hocker, und setzen Sie sich drauf.
- Richten Sie Ihren Oberkörper soweit auf, dass Sie leicht im Hohlkreuz sitzen.
- Heben Sie nun die Füße so weit an, dass Sie den Boden nur noch mit den Zehenspitzen berühren.
- Erhöhen Sie den Druck auf die Pappe, indem Sie sich seitlich mit den Händen am Hocker nach unten ziehen.
- Erheben Sie sich und kreisen Sie die auf der Pappe entstandenen Abdrücke mit einem Stift ein.
- Markieren Sie den tiefsten Punkt mit einem Kreuz.
- Der Abstand zwischen den Kreuzen entspricht dem Abstand der Sitzknochen.
Wiederholen Sie die Messung mit der zweiten Pappe, um etwaige Ungenauigkeiten auszuschließen. Mit dem ermittelten Maß lässt sich die passende Sattelgröße auswählen.
Sattelhöhe einstellen: Ganz genau oder „pi mal Hacke“
Sattelhöhe errechnen: Die Höhe des Sattels ergibt sich aus der Schritthöhe, multipliziert mit dem Faktor 0,885.
Schritthöhe bestimmen: Schuhe ausziehen, mit dem Rücken an die Wand stellen und ein Buch, besser noch eine Wasserwaage, flach zwischen die Beine klemmen. Die Oberkante der Wasserwaage ist die für die Berechnung benötigte Schritthöhe.
Sattelhöhe einstellen: Gemessen wird die Sattelhöhe von der Mitte des Tretlagers bis zur Oberkante des Sattels.
Test: Setzen Sie sich auf den Fahrradsattel und stellen Sie die Ferse auf das Pedal. Sind die errechneten Maße richtig umgesetzt, sollte das Bein bei unten stehender Pedale durchgestreckt sein. Dieser Test kann das Ausmessen ersetzen, wenn kein Maßband zur Hand ist.
Achtung: Rutscht das Becken trotz korrekter Höhe bei jeder Tretbewegung nach rechts und links, sollte der Sattel tiefer eingestellt werden. Grund ist eine möglicherweise verkürzte hintere Rücken- und Oberschenkelmuskulatur.
Generell gilt: Wird eine Einstellung als unangenehm empfunden, sollte sie stets verändert werden.
In die Waage bringen
Für die optimale Gewichtsverteilung sollte der Sattel austariert sein. Dazu pumpt man beide Reifen gleichermaßen auf und stellt das Fahrrad auf einen möglichst ebenen Untergrund. Mit der Wasserwaage auf dem Sattel, richtet man ihn entsprechend aus. Ein Stück Pappe kann helfen, Unebenheiten in der Polsterung auszugleichen. Der Sattel sollte sowohl in Fahrtrichtung als auch nach links und rechts in der Waage sein. Bei Sätteln, die hinten stark hochgezogen sind, empfiehlt es sich, die Wasserwaage nicht auf der gesamten Fläche, sondern weiter vorn, etwa bis zur Auflagefläche der Sitzknochen, zu positionieren.
Sattelversatz – Position ausrichten
Befindet sich der Sattel in der Waage und richtigen Höhe, ist das schon die halbe Miete. Für eine optimale Kraftübertragung sollte dann noch der Versatz des Sattels Beachtung finden. Das heißt: Wie weit vorne oder hinten sollte der Sattel montiert sein? Mithilfe der Schiene unter dem Sattel lässt sich das genau einstellen. Für die optimale Kraftübertragung hat sich folgende Messmethode bewährt:
- Für die genaue Positionierung braucht es eine zweite Person.
- Der Fahrer setzt sich aufs Fahrrad, hält sich an einer Wand fest und bringt die Pedale in die Waagerechte.
- Dann stellt er seinen Fuß mit dem Ballen auf die vordere Pedale.
- Befinden sich Kniegelenk und Pedalachse im Lot, ist der Sattel in der richtigen Position.
Wichtig ist, den Sattel nicht außerhalb seiner Markierungen zu fixieren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er bricht.
Sattel und Lenker im Verhältnis
Wer den Sattel eingestellt hat, sollte auch einen Blick auf den Fahrradlenker werfen. Folgende Faustregeln helfen, das passende Höhenverhältnis zu finden:
- Stadtrad: Der Lenker sollte 3 cm höher sein als der Sattel.
- Mountainbike: Je nach Vorliebe sollte der Lenker 3 cm höher bis 10 cm niedriger sein als der Sattel.
- Trekking-/Tourbike: Lenker und Sattel können gleichhoch sein. Alternativ kann die Lenkstange auch bis zu 5 cm niedriger sein als die Sitzfläche.
- Rennrad: Der Lenker ist hier üblicherweise 5 bis 10 cm niedriger als der Sattel.
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