Die Kommunikation zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft, Nicht-Regierungsorganisationen und Politik hat noch keine richtige Fahrt aufgenommen. Diesen Eindruck hinterließ der Vortrag von Journalist Dirk Fisser auf dem Bäuerinnenforum des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv). Fisser ist Redakteur bei der Neuen Osnabrücker Zeitung mit dem Scherpunktthema Landwirtschaft. Er hatte auf der Veranstaltung am Rande der Grünen Woche die Aufgabe, den Stand der Kommunikation zu beleuchten.
In den sozialen Netzwerken finde kein Austausch der verschiedenen Gruppen statt, sondern die eine Gruppe redet über die andere und der Ton ist rau, beobachtet der Redakteur. Landwirte sagen: "Wir ernähren die Welt", ihre Kritiker entgegnen: "Ihr zerstört die Welt." Jede Seite sei davon überzeugt, dass sie recht hat.
Digitale Filterblasen verhindern den Zugang zu neuen Sichtweisen
Viele Menschen würden sich zunehmend in digitalen Filterblasen bewegen. Das heißt, dass die Nutzer von sozialen Netzwerken gern ausschließlich mit Personen und Insitutionen Kontakt aufnehmen, die sie kennen oder deren Meinung der eigenen ähnelt. So besteht die Gefahr, einseitigen oder falschen Informationen aufzuliegen, denn in diese abgeschlossene Welt kommen kaum neue Informationen von außen, warnte Fisser.
Aus Reportersicht wies er den Vorwurf entschieden zurück, das Nicht-Regierungsorganisationen aus dem Umweltbereich, Politik und Medien im Einklag gegen die Landwirtschaft agieren.
Stadt-Land-Konflikt oder auch Land-Land-Konflikt?
Fisser wiedersprach zudem der von Agrarverbänden oft betonten Annahme, dass es hauptsächlich bei der städtischen Bevölkerung ein Akzeptanzproblem mit der modernen Landwirtschaft gebe. Auch die Landbevölkerung sei kritisch und Landwirten nicht immer positiv gesonnen. Er verdeutlichte dies mit folgenden Aussagen:
- Wenn ein Bauer einen neuen Stall bauen will, ist nicht das Bauamt der größe Feind, sondern die Bürgerinitiative.
- Mobbing von Bauernkindern findet nicht in der Stadt statt.
Die landwirtschaftliche Praxis entspricht nicht immer den ethischen Anforderungen
Der Redakteur traf noch eine weitere, für manchen Zuhörer unbequeme Aussage: Es reiche nicht mehr, der Bevölkerung die Landwirtschaft darzustellen, wie sie ist. Dafür sind die Verbraucher zu weit von der Praxis entfernt und die landwirtschaftliche Praxis entspricht in manchen Punkten nicht mehr den gesellschaftlichen Ansprüchen. Beispielsweise lasse sich die Tierhaltung ethisch und moralisch nicht mehr in allen Aspekten rechtfertigen wie das Töten männlicher Küken, das Halten von Sauen in Kastenständen oder die Anbindehaltung von Kühen. Hier müssen Landwirte Verbesserungsvorschläge präsentieren. Geschehen diese nicht, greift der Gesetzgeber ausgleichend ein oder auch der Lebensmittelhandel. Letzterer schreibt den Landwirten dann kurzfristig vor, wie sie die Ware produzieren sollen.
Es gibt viele Gemeinsamkeiten
Als Lösung schlug Fisser vor, dass die Landwirtschaftsbranche auf die anderen Seiten zugeht und Willen zur Veränderung zeigt. "Mir fällt auf, dass es viele Überschneidungen mit den Zielen von Nicht-Regierungsorganisationen gibt. Diese Punkte sollten Landwirte herausarbeiten", nannte Fisser eine Perspektive.
Außerdem gab den Tipp: Distanzieren Sie sich sehr deutlich von den schwarzen Schafen der Branche.
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