Peter Friesen suchte zusammen mit neun anderen Landwirten in der vergangenen Staffel von „Bauer sucht Frau“ nach der großen Liebe. Dabei stand die Teilnahme an der Kuppelshow für den gelernten Landwirt aus Willich im Kreis Viersen nie zur Debatte. Doch eine Fahrt zur Agritechnica nach Hannover sollte das ändern. Freunde des 35-Jährigen kamen unterwegs auf die Idee, ihn bei dem kontrovers diskutierten Fernsehformat anzumelden. Ein paar Wochen später klingelte das Telefon des Kartoffelbauern und der Sender lud ihn zur Teilnahme ein. Beim ersten Mal zögerte er und lehnte ab. „Das hast du doch eigentlich nicht nötig“, war sein erster Gedanke. Es brauchte einen zweiten Anlauf der Produktionsfirma, bis der Vollerwerbslandwirt, der mit seinen Eltern und seinem Bruder auf rund 30 ha Kartoffeln anbaut und sie direkt vermarktet, zusagte.
Öffentlichkeit und Frau
„Ich hatte ja nichts zu verlieren“, begründet der Rheinländer seine Entscheidung. Neben der Hoffnung, die Frau fürs Leben zu finden, versprach sich Peter Friesen auch eine einzigartige persönliche Erfahrung. Ergänzt um die Möglichkeit, Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft zu machen.
Der Vertrag, den Peter Friesen für seine Teilnahme unterschreiben musste, war lang. Er prüfte ihn ausgiebig. Denn mit seiner Unterschrift sagte er unter anderem zu, dass er keinen Einfluss auf die Auswahl der ausgestrahlten Szenen haben wird. Dennoch traute sich der Hobbyfußballer zu, den Familienbetrieb und seine Person gut zu präsentieren.
Bei der Frauenwelt kam Peter Friesen gut an. „Auf mein Vorstellungsvideo flatterten so viele Briefe bei mir ein“, ist der Rheinländer noch heute überrascht. Fünf Frauen wählte er für ein erstes Kennlernen beim Scheunenfest aus. Dort entschied er sich kurzerhand, Alina für die „Hofwoche“ mitzunehmen.
Betriebshelfer vom Sender
Die Drehtage für seine „Hofdame“ Alina und ihn waren lang und anstrengend. „Im Gegensatz zu vielen anderen in der Sendung wirtschaften wir im Vollerwerb“, stellt Peter Friesen klar. Hinzukam, dass die Dreharbeiten mitten in die Erntesaison stattfanden. „Da muss man aber auch den Sender verstehen“, gibt der 35-Jährige zu bedenken, „schließlich soll es später auf dem Bildschirm auch nach Sommer aussehen.“ Der Sender finanzierte ihm einen Betriebshelfer. Dennoch begannen die Arbeitstage für Peter Friesen früh morgens mit der Mitarbeiterbesprechung, um die anstehenden Arbeiten zu koordinieren. Am Vormittag kamen dann ein Kamerateam und eine Redakteurin auf den Hof. Gemeinsam wurde bis in die Abendstunden gedreht.
In der Mittagspause fanden oft noch Einzelinterviews statt, die später in die Sendung eingeschnitten wurden. Ein weiterer Punkt, der dem Landwirt viel Geduld und Zeit abverlangte, waren die Schnittszenen. Die Detailaufnahmen vom ausgiebigen Kopfschütteln oder dem Hochziehen einer Augenbraue mussten im Nachgang, teils auch mehrfach, gedreht werden. Dennoch fühlte sich Peter Friesen während der Filmarbeiten nie wie ein Schauspieler: „Es gab kein Drehbuch – Alina und ich haben uns beide so gegeben, wie wir sind, ohne eine Rolle zu spielen.“
Kitzeln gehört dazu
„In den Interviews hat die Redakteurin immer mal wieder versucht, Details aus Alina und mir herauszukitzeln“, schmunzelt Peter Friesen. Doch davon ließen sich beide nicht aus der Ruhe bringen. Wenn der Kartoffelbauer zu einem Thema nichts sagen wollte, antwortete er ausweichend oder einfach gar nicht. „Mir war klar, dass sie nur das verarbeiten können, was ich ihnen gebe“, beschreibt der Landwirt seine Herangehensweise an die Einzelinterviews.
Peter Friesen ist zufrieden mit dem Bild, das die Produktionsfirma von ihm, seinem Betrieb und der Landwirtschaft im Allgemeinen gezeichnet hat. „Auch die anderen Bauern kamen in der Sendung gut weg“, ist er überzeugt. Fragt man seine Eltern, sind auch sie mit der Darstellung von Familie und Betrieb zufrieden.
Eigenwerbung schadet nicht
Die Teilnahme an der Sendung wirkte sich auf den Betrieb aus. Seit 1985 vermarktet Familie Friesen ihre Kartoffeln direkt. Sie beliefern zahlreiche Lebensmitteleinzelhändler in der Region und betreiben einen eigenen Hofladen. „Im Verkauf ab Hof haben wir Corona-bedingt, aber sicherlich auch aufgrund der Präsenz im Fernsehen, gute Umsatzzuwächse realisieren können“, berichtet Cordula Friesen, Peters Mutter, die den Hofladen managt.
Als Direktvermarkter sind Friesens damit vertraut, Werbung in eigener Sache zu machen. Bereits seit 2012 nutzen sie die sozialen Medien als Kommunikationskanal. „Früher hatten wir auf Instagram und Facebook etwa 1000 Menschen, die uns folgten“, wirft Peter Friesen einen Blick zurück auf die Anfänge. Im Verlauf der Staffel stieg die Zahl seiner sogenannten Follower auf mehr als 13 000.
Noch heute, Monate nach der Ausstrahlung, erhält der Landwirt zahlreiche Freundschaftsanfragen in den sozialen Netzwerken. Er akzeptiert sie alle gern. Denn schließlich erhöht er mit ihnen die Reichweite seiner Posts. Auch erhält er noch immer zahlreiche Nachrichten von jungen Damen, die Interesse an ihm bekunden. Seine Herzensdame hat er trotzdem noch nicht gefunden.
Schweigen zahlt sich aus
Die Sorge, dass in der Sendung nur die Vorurteile, mit denen Landwirte zu kämpfen haben, befeuert werden, teilt Peter Friesen nicht. „Ich habe die Zusammenarbeit als konstruktiv und auf Augenhöhe empfunden“, zieht er ein gänzlich positives Fazit seiner Teilnahme. Und trotzdem weiß er auch: „Manchmal ist es besser, einfach mal die Klappe zu halten.“