In Ghana läuft vieles gut. Das westafrikanische Land ist seit 1957 unabhängig und demokratisch. Doch Probleme gibt es: Frauen haben wenig zu sagen. Mangelernährung, Armut und ein unproduktiver Agrarsektor sind nicht wegzudiskutieren. Der Dachverband der deutschen Landfrauen (dlv) ist überzeugt, dass sich das ändern lässt, indem insbesondere die Frauen in der afrikanischen Landwirtschaft unterstützt werden. Daher beteiligt er sich an der Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „Eine Welt ohne Hunger“. Das dlv-Entwicklungsprojekt ist 1,2 Mio. € schwer. Westfälische Landfrauen unterstützen das Engagement.
Westfälinnen in Ghana aktiv
Petra Bentkämper, Vizepräsidentin des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbands und Mitglied im Präsidium des Deutschen Landfrauenverbandes, begleitet das Projekt. Im August 2016 war die Landfrau aus Bieledfeld in Ghana, um zu erfahren, wie die Situation der Frauen auf dem Land ist. „Frauen werden eindeutig benachteiligt“, bringt sie ihre Erfahrungen auf den Punkt. Für den Erfolg des Projekts ist es ihrer Ansicht nach wichtig, die Frauen in der Interessenvertretung zu stärken und gleichzeitig die Männer in Entscheidungen einzubinden. Petra Bentkämper ist überzeugt, dass es klappt: „Die Frauen sind offen für Veränderungen und kraftvoll.“ Diese Offenheit bereitet jetzt Anja Will und Petra Schröder, zwei Landfrauen aus Westfalen den Weg, das Projekt „Landfrauen in Ghana“ umzusetzen. Zusammen mit zwei Landfrauen aus Baden-Württemberg sind sie für den dlv in Ghana aktiv.
Ernährung verbessern
Im Februar waren sie in der Volta- Region und guckten: Wo können Landfrauen ansetzen? Schnell war klar: Es ist die Ernährung. Das Hauptproblem sind nicht zu wenig Kalorien, sondern der Mangel an Vitamin A und C sowie Calcium und Eisen. Die Mahlzeiten bestehen hauptsächlich aus Mais und Reis. Dadurch ist die Zufuhr an Kohlenhydraten zu hoch und die an Eiweiß zu gering. „Wir müssen den Frauen verdeutlichen, was Ernährung mit Gesundheit zu tun hat und dass jeder selbst was dafür tun kann“, so Anja Will. Dafür arbeiten die Landfrauen in dem Projekt mit ghanesischen Ernährungsexpertinnen zusammen. Gemeinsam wollen sie die Ernährungssituation vor Ort mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln verbessern.
Ihr Ansatz zur Eiweißzufuhr ist: mehr Bohnen, Fleisch und Hülsenfrüchte anstatt Mais und Reis essen. Auch spielt die Zubereitung des Essens eine Rolle. „In Ghana wird das Essen lange gekocht“, berichtet Petra Schröder. Langes Köcheln zerstört jedoch die Vitamine. Besser ist, frische Früchte wie Ananas, Papaya oder Mango roh zu essen. Nicht nur Küchentechnik, auch die Hygiene ist ein großes Thema. So wollen sie den Kleinbäuerinnen vermitteln, die Hände unter fließendem und nicht im stehenden Wasser zu waschen, um Krankheiten zu vermeiden.
Dieses Beispiel zeigt, dass sprachliche Barrieren bei der Arbeit vor Ort nur die kleinste Hürde sind. Manchmal sind es Kultur und Tradition, die den Weg vom Verstehen zum Verständnis blockieren. Doch Petra Bentkämper mahnt: „Es geht nicht darum, die Kultur zu verändern, sondern bei dem Projekt Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.“
Die Landfrauen sind inzwischen wieder in Deutschland und arbeiten weiter an dem Projekt. Sie tauschen sich mit ihren Partnerinnen per E-Mail aus. Der nächste Flieger geht im Oktober Richtung Ghana. Dann werden die Teams weitere Frauen schulen. Ziel ist, dass im Februar 2020 rund 4000 Frauen fit in gesunder Ernährung sowie in der Interessenvertretung sind – eine echte Mammutaufgabe wartet.