Corona und die Krippenfiguren

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Haben Sie schon Ihre Krippenfiguren aus dem Keller geholt und aufgestellt? Wie wäre es, wenn für die Figuren, also für die Beteiligten der Weihnachtsgeschichte, die aktuellen Corona-Regeln gelten würden?

Die junge Frau hochschwanger, der Mann an ihrer Seite mit unklarer Vaterschaft: Bilden Maria und Josef einen „Hausstand“ im Sinne der geltenden Corona-Schutzverordnung? Sind die beiden verheiratet oder leben sie in einer eheähnlichen Gemein­schaft? Oder anders gefragt: Dürfen sie überhaupt einen gemeinsamen Platz unter einem Dach einnehmen? Und was ist mit dem Beherbergungsverbot?

Eine Figur rechts, eine links

Im offenen Stall gilt dieses Verbot wohl nicht. Dort können die beiden auch ausreichend Abstand halten. Stellen Sie also die eine Figur rechts neben die Futter­krippe, die andere links – so ­könnte es gehen.

Dann kommt das Kind. Seien Sie ohne Sorge. Das Kind zählt nicht, also jedenfalls nicht im Sinne der Corona-Verordnung. Sie können es bedenkenlos in die Krippe legen.

Die Lage ändert sich, wenn kurz nach der Geburt des Kindes Hirten in den Stall wollen. Wie viele sind es überhaupt?

In der biblischen Weihnachtsgeschichte ist von „Hirten“ die Rede. Es sind also mindestens zwei. Vielleicht sind es aber auch mehr? Achten Sie auf deren Zahl, denn: Es dürfen maximal vier Personen „über den eigenen Hausstand hinaus“ hinzukommen – und das nur an den Weihnachtstagen. Das Kind, wie gesagt, zählt nicht mit.

Was ist mit dem Engel? Zählt er mit? Gilt der Engel als „Person“ im Sinne der Corona-Schutzverordnung? Oder ist er keine „Person“? Kann sich ein Engel also vielleicht gar nicht anstecken und auch kein Virus verbreiten? Dafür könnte sprechen, dass der Engel ein Spruchband in Händen hält, auf dem zu lesen ist: „Fürchtet Euch nicht!“

Ist der Engel also ganz sicher „negativ“? Genau weiß es niemand. Möchten Sie dieses Risiko eingehen?

Unser Rat: Bringen Sie den Engel schwebend über Ihrer Krippe an. So hält er genug Abstand von allen. Kräftig singen kann er dort auch. Aber achten Sie darauf, dass nicht noch mehr Engel auftauchen. Es könnte Sie in Schwierigkeiten bringen.

Wer ist hier verwandt?

Eines haben wir noch gar nicht beachtet: Wer ist hier eigentlich mit wem verwandt? Maria und Josef mit dem Kind lassen wir jetzt einfach mal als „einen Hausstand“ gelten. Aber was ist mit den Hirten? Wenn es keine Brüder sind – von „Hirtinnen“ ist nirgendwo die Rede –, dann kommen sie wahrscheinlich aus verschiedenen Haushalten. Prüfen Sie das! Erkundigen Sie sich nach dem Verwandtschaftsgrad der Hirten und zählen Sie mit!

Und der Engel? Er kommt definitiv aus einem anderen Hausstand als die Hirten. Vorsicht, das könnten zu viele werden …

Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, dann notieren Sie Namen und Anschrift der Hirten und des Engels. Aber achten Sie darauf, dass am Ende keine erdachten Namen und keine Luftadressen auf Ihrer Liste stehen. Eine Anschrift wie „Wolke 7“, „Himmelsthür“ oder „Rom, Unter der Engelsbrücke“ – das glaubt ihnen niemand.

Da kommen noch mehr…

Haben Sie alles coronagerecht in Ihrer Krippe arrangiert, naht das nächste Problem – genauer gesagt: Es sind drei Probleme, vielleicht sogar noch mehr. Zwar wird erzählt, dass drei Könige dem Stern zur Krippe gefolgt seien. Im Originalbericht ist aber nicht von Königen, sondern von „Sterndeutern“ die Rede. Ihre Zahl wird nicht genannt. Vielleicht waren es also nur zwei. Oder auch vier. Oder sogar sieben – wer weiß das schon?

Auf jeden Fall sollten wir davon ausgehen, dass die Sterndeuter aus verschiedenen Haushalten kommen. Achten Sie darauf, wenn Sie Ihre Krippenfiguren aufstellen. Und bedenken Sie, dass die Sterndeuter mit Begleitpersonal unterwegs sind. Zählen Sie mit – es könnte sonst eng werden, auch für Sie!

Sicher ist eines: Bevor nicht alle Hirten den Stall verlassen haben, dürfen die Sterndeuter auf keinen Fall hinein – und wenn sie noch so viel Gold mitbringen. Aber Vorsicht: Trägt einer vielleicht doch eine Krone (lateinisch: corona), dann lassen Sie ihn sicherheitshalber gar nicht erst in den Stall.

Als wäre alles so wie immer

Markieren Sie am besten noch die Wege von und zur Krippe, den Ein- und Ausgang und auch die Abstände im Stall. So kann ihnen niemand einen Fehler nachsagen.

Wenn Sie noch Zeit bis Heiligabend haben – das sollte in diesem Jahr kein Problem darstellen – dann bringen Sie zwischen den Figuren Sichtscheiben an. Transparent und hängend von oben, ähnlich wie der Engel, stören die Scheiben das Gesamtbild kaum. Es wirkt, als wäre alles so wie immer.

Vor allem anderen aber denken Sie an eines: In der Corona-Schutz­verordnung zählt das Kind nicht. Es ist außen vor – und es ist doch mitten­drin. Wenn Sie so wollen: Ein Wunder.

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Mit Corona-Abstand: Dorfkrippen und mehr

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von Andrea Hertleif und Gisbert Strotdrees

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