Es ist eine alte Klage, die immer einmal wieder zu hören ist: Westfalen stellt zwei Drittel der Fläche des Bundeslandes NRW und gut 45 % der Bevölkerung, aber es fehlt an einer Bündelung der Interessen nach „außen“ – also innerhalb des Bundeslandes, in Deutschland und der EU. Das soll sich nun ändern. Vor wenigen Tagen hat sich ein neuer Verein mit dem schlichten Namen „Westfalen e. V.“ konstituiert. Der Verein hat seinen Sitz in Hamm, derzeit 200 Mitglieder und auch schon ein Logo: Ein stilisiertes Herz mit den geographischen Umrissen Westfalens – und das alles in den Westfalenfarben weiß und rot.
"Damit Westfalen wahrnehmbar bleibt"
Manfred Müller, bis vor zwei Jahren langjähriger Landrat in Paderborn, ist auf der konstituierenden Sitzung zum ersten Vorsitzenden gewählt worden. Stellvertreterin ist die Unternehmerin Susanne Festge aus Oelde (Kreis Warendorf).
Der Verein wolle „Sprachrohr für Westfalen“ sein, erklärte Müller vor der Presse und umschrieb dessen Ziele mit diesen Worten:
„Damit Westfalen im sich weiter verschärfenden Wettbewerb der Regionen wahrnehmbar bleibt, muss es eine gemeinsame und starke Interessenvertretung geben, die die Anliegen abseits der vorhandenen Organisationen und Institutionen einvernehmlich und kooperativ bündelt. Wir arbeiten parteiübergreifend, unabhängig, ehrenamtlich und nach dem Motto: Einigkeit macht – vor allem Westfalen – stark.“
Die Vorgeschichte der Neugründung
Das konnte durchaus als Anspielung auf die Vorgeschichte des Vereins verstanden werden. Denn „Westfalen e.V.“ tritt das Erbe des „Vereins Westfalen-Initiative“ an, der 1998 in Münster ins Leben gerufen worden war. Er war Pendant zur „Stiftung Westfalen-Initiative“, die auf eine Gründung des Unternehmers Martin Leicht zurückgeht. Allerdings war es zwischen Stiftung und Verein wiederholt zu Querelen gekommen, bis der Verein vor gut einem Jahr die Trennung vollzogen hat – und nun die Neugründung samt Umzug von Münster nach Hamm.
Dessen 2020 neu gewählter Bürgermeister Marc Herter räumte dem neuen Verein Platz für die Geschäftsstelle im Hammer Rathaus frei. Herter fungiert als Schatzmeister des Vereins, dessen Geschäfte vom langjährigen Bürgermeister Raesfelds, Andreas Grotendorst, geführt werden.
"Wir Westfalen sind die Brasilianer der norddeutschen Tiefebene."
Das sagte der Hammer Oberbürgermeister Marc Herter heute bei der Pressevorstellung des neuen Vereins
„Westfalen e. V.“ strebe enge Kooperationen mit Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur an, erläuterte der Vorsitzende Manfred Müller vor der Presse. Vorstellbar sei etwa eine westfälische Wirtschaftskonferenz oder auch ein Symposium im Bereich Wissenschaft. Konkrete Vorhaben seien in Vorbereitung. Mehr war auf der Pressekonferenz nicht zu erfahren. Müller: „Wir arbeiten dran, wollen es aber noch nicht verraten.“